Die Bürger wollen etwa auf Haltestelle Ellwanger Straße verzichten und sorgen sich um Schleichverkehr.

Leonberg - Etwa 1800 Familien leben im Leonberger Wohngebiet Ezach. Um ihre Interessen kümmert sich der 1985 gegründete Bürgerverein Leonberg-Ezach mit 175 Mitgliedern. In diesem Jahr fand die Hauptversammlung letztmalig im liebevoll „ÖZE“ genannten Ökumenischen Zentrum statt, das die Kirchen mittlerweile an die Stadt Leonberg verkauft haben und das deshalb zum Jahresende geschlossen wird. Das Gebäude wird zu einem Kindergarten mit zwei Gruppen für 45 Kinder umgebaut. Eine neue Kita mit acht Gruppen für 150 Kinder und eine Mensa werden zusätzlich im Gebiet neu gebaut. Im nächsten Schritt ist auch eine Wohnbebauung vorgesehen.

 

Wie diese aussehen soll, wird zum ersten Aufreger der Abends, verbunden mit dem Appell des Vereinsvorsitzenden Reinhard Siegfahrt an die Stadtverwaltung, das Gebiet nicht zu stark zu verdichten, den großen Baumbestand im Ezach bei den Planungen zu berücksichtigen und die Frischluftschneise zu erhalten.

Keine Küche mehr?

Künftig kann der Bürgerverein für seine Hauptversammlung und andere Veranstaltungen einen Raum in der Sophie-Scholl-Schule nutzen, in dem aber keine Bewirtung möglich sein wird. So steht das traditionelle Weißwurstfrühstück des Vereins zur Belebung im Quartier derzeit auf der Kippe. „Aus hygienischen Gründen und der damit verbundenen Vorschriften darf die Öffentlichkeit grundsätzlich keine Schulmensen mitbenutzen“, erklärt Siegfahrt, hier sei der Verein aber mit der Stadt im Gespräch, ob es im geplanten Neubau dennoch eine Bewirtungsmöglichkeit für Vereine in einer anderen Räumlichkeit geben könnte. Entschieden ist noch nichts.

Verbunden mit einer Wohnbebauung sei auch das Parkplatzproblem und der Parksuchverkehr, was direkt zum zweiten Aufreger des Abends führt, der Verkehrssituation rund um die Ellwanger Straße und dem Lichtensteiner Weg im neuen Wohngebiet Ezach III. Der enge Lichten-steiner Weg hat keine Bürgersteige, dennoch fließt viel Schleichverkehr durch die Straße und auch der Bus der Linie 651 fährt hier entlang, was den direkten Anwohnern ein Dorn im Auge ist.

Kommt die Bushaltestelle weg?

Das Bus-Thema ist der dritte Aufreger des Abends, zu dem die Stellungnahme der Leonberger Mobilitätsbeauftragen Bärbel Sauer gefragt ist. Sie nimmt an der Hauptversammlung als Gastrednerin teil und will die Stimmung der Bürger im Ezach einfangen, um deren Anliegen in den Gemeinderat einzubringen.

Bärbel Sauer Foto: privat
Zwei Möglichkeiten zur Entschärfung der Auto- und Busproblematik bieten sich an. Entweder eine Einbahnstraßenregelung für den kompletten Lichtentaler Weg oder alternativ die Ausweisung des Wegs als Anliegerstraße. Umgehen könnte man einen Teil des Problems, wenn der Bus die Ellwanger Straße gar nicht mehr anfahren würde. Das macht Sinn, denn auf der Basis von Fahrgastzählungen stellt Sauer fest, dass die Bushaltestelle pro Werktag nur von 25 Mitfahrern genutzt wird. Ein großer Bus sei dennoch nötig, da an den weiteren Stationen, vor allem am Leo-Center, sehr viele Menschen diese Buslinie in Richtung Bahnhof und weiter nach Hemmingen nutzen.

Sammeltaxis als Alternative möglich

Einig sind sich die anwesenden Bürger, dass auf die Haltestelle Ellwanger Straße gut verzichtet werden könnte, um die Verkehrssituation zu entschärfen, da es in der Nähe die Haltestellen Geislinger Straße und Schopfloch gibt. Für das Ezach als räumliche Randlage sieht Sauer in der Zukunft auch die Möglichkeit der Anbindung per „On-demand“ oder „Ride Pooling“ wie es gerade in Stuttgart getestet wird. Auf Anforderung werden hier Sammeltaxis oder Kleinbusse zur Verfügung gestellt.

Diesen neuen innovativen Themen hat sich Sauer mit ihrer Stabsstelle verschrieben, zu dem Thema hat sie einen Forschungsauftrag der Hochschule Kassel erhalten, an der sie derzeit nebenberuflich Bauingenieurwesen studiert. Unter den innovativen Themen ist auch die Machbarkeitsstudie für eine Seilbahn, die noch in diesem Jahr dem Gemeinderat vorgestellt werden soll.

Neue Anzeigen und ein Radschnellweg

Außerdem gehört die intermodale Mobilität zu ihrem Aufgabengebiet, also die bessere Vernetzung der Verkehrsmittel, wie Fußwege, Radwege, S-Bahn oder Bus. Einiges hierzu wurde bereits angestoßen, darunter automatische Anzeigetafeln an stark und mittel frequentierten Bushaltestellen. Insgesamt werden 38 der 119 Leonberger Haltestellen mit unterschiedlichen Systemen ausgestattet. Gestärkt werden soll die E-Mobilität und ein Radschnellweg als eigener „Leo-Weg“ mitten durch die Stadt soll mit einer Machbarkeitsstudie geprüft werden.