Manche machten schlicht ihrem Unmut Luft, andere diskutierten angeregt über Zukunftsthemen. So oder so, die Resonanz bei der Bürgerversammlung in Waldenbuch war groß.

Waldenbuch - Einwohnerversammlungen waren in Waldenbuch oft ein Geduldsspiel. Für Fragen aus dem Publikum war meist der letzte Tagesordnungspunkt reserviert. Bis dahin konnte viel Zeit vergehen und es fiel schwer, den Überblick zu behalten. Der Gemeinderat hat auf die Kritik reagiert und einen neuen Modus entwickelt: Beim Treffen der Waldenbucher am Donnerstagabend im Forum der Oskar-Schwenk-Schule wurden die Fragen zu den Themen sofort beantwortet.

 

Die Folge war ein lebhafter Austausch zwischen Verwaltung und Bürgern, bei dem sich zeigte: Die Stadt muss noch viel Überzeugungsarbeit leisten. Derzeit wird vieles bewegt. Entsprechend groß war der Informationsbedarf. Rund 150 Waldenbucher waren gekommen, um den aktuellen Sachstand zu Themen wie dem neuen Wohngebiet „Erweiterung Nord“, die Kita-Neubauprojekte, die Entwicklung des Sängerheim-Areals oder die Pläne für das Mehrgenerationenhaus am Hallenbad zu erfahren.

Neue Projekte provozieren Kritik, Vorbehalte und Bedenken

„In nächster Zeit muss über viele Vorhaben entschieden werden“, betonte der Waldenbucher Bürgermeister Michael Lutz. Er sei sich bewusst, dass das nicht immer einfach sei. „Es gibt keine Patentrezepte. Wir müssen gemeinsam mit der Bürgerschaft Gesamtinteressen von Einzelinteressen unterscheiden und sachgerecht abwägen“, erklärte der Schultes. Ein besonders drängendes Thema sei die Schaffung von Wohnraum. „Es ist keine Frage mehr des Ob, sondern des Wo und Wie“, betonte er.

In den anschließenden Diskussionen wurde deutlich: Das wird nicht einfach. Wo auch immer neue Projekte entstehen sollen, gibt es Kritik, Vorbehalte und Bedenken. In der Regel von jenen, deren eigene Interessen von den Vorhaben tangiert werden. Michael Lutz fand klare Worte: „Jeder hat schon vergessen, was er für sich gefordert hat, wenn’s der Nachbar auch will.“

Besonders viel Zündstoff barg an diesem Abend das geplante Neubaugebiet Liebenau VII. Deutlich wurde an diesem Beispiel aber auch, wie unterschiedlich die Interessenslagen sind. Die Nachbarn brachten ihre Sorgen vor Hangrutschungen zum Ausdruck, argumentierten mit den hohen Baukosten und warnten vor Eingriffen in die Natur. Kontra bekamen sie von einem Waldenbucher, der das Wort ergriff, um sein Interesse an einem Grundstück an dem Südhang kundzutun. „Ich würde mir wünschen, dass die Menschen, die dort wohnen und die hervorragende Wohnlage genießen, dies auch anderen Bürgern gönnen“, sagte er.

Die Abwägung des Allgemeinwohls ist schwierig

Kritisiert wurden zudem die Überlegungen zur Entwicklung eines Wohnquartiers auf dem Sängerheim-Gelände. Die Nachbarn waren sich einig: zu klotzig, zu massiv, zu viel Verkehr. Und auch der Kita-Neubau mit zweigeschossigem Wohnungs-Aufbau am Martinuszentrum ist nicht unumstritten. „Die Erschließungsgemeinschaft hat das Grundstück damals für eine Kita zur Verfügung gestellt. Dass die Stadt dort nun Wohnungen baut und vermarktet, halte ich für fragwürdig“, monierte eine Anwohnerin. Zudem würden die dahinter liegenden Häuser durch die Höhe des Neubaus in puncto Sonne und Aussicht schwer beeinträchtigt.

Der Bürgermeister verwies darauf, dass es im Bebauungsplan keine Höhenbegrenzung für die Kita gebe. „Wir arbeiten aufgrund der gültigen Rechtsgrundlagen.“ Es sei ein Gebot der Sparsamkeit, bezahlbaren Wohnraum dort zu schaffen, wo sich die Gelegenheit biete. Er werbe dafür, die Chancen zu sehen. Alle Bürger seien dazu aufgefordert, das Allgemeinwohl voranzutreiben, auch wenn die Abwägung oft schwierig sei. Entsprechend griffig habe er das Motto des Abends gewählt: „Wir alle sind Waldenbuch.“