Über das Thema ist lange geredet und jetzt auch wieder in einer Bürgerversammlung diskutiert worden. Am Sonntag hat die Bevölkerung das letzte Wort. ob die geplante Mehrzweckhalle gebaut wird – oder eben nicht.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Eschenbach - Sollte das Interesse an der Bürgerversammlung zum Bau der in Eschenbach seit zwei Jahrzehnten diskutierten Mehrzweckhalle ein Gradmesser für die zu erwartende Wahlbeteiligung beim sonntäglichen Bürgerentscheid sein, wird es mit dem vorgeschriebenen Quorum von 25 Prozent keine Probleme geben. Um die 200 Leute quetschten sich am Montagabend ins Foyer der Grundschule, auf Stühlen und Bänken, aber auch auf Treppen und Geländern, auf Heizkörpern und auf dem Fußboden – oder im Stehen.

 

Nach etlichen Veröffentlichungen im Gemeindeblatt, auf der Homepage und in der Presse, nach vielen Gemeinderatssitzungen und nach einer Bürgerversammlung zum gleichen Thema im Mai nutzte die Bevölkerung noch einmal die Gelegenheit, sich zu informieren, und hörte sich die Argumente der Hallenbefürworter und der Projektgegner an. Diese hatten, nach dem endgültigen Baubeschluss am 30. Juni, ein „Bündnis Zukunft für Eschenbach“ (BZE) gegründet, ein Bürgerbegehren angestrengt und die erforderlichen Unterschriften zusammengebracht.

Bündnis bezweifelt Bedarf

Die ablehnende Haltung zu dem Vorhaben begründet das BZE – kurz zusammengefasst – mit Zweifeln am errechneten Bedarf und mit der Befürchtung, Eschenbach könnte sich durch den inklusive Grunderwerb und Erschließung rund fünf Millionen Euro teuren Hallenbau finanziell übernehmen. Andere Maßnahmen der Ortsentwicklung, so wurde vom Bündnis auch auf der Bürgerversammlung argumentiert, ließen sich dann nicht mehr realisieren.

Bevor es allerdings ans Eingemachte ging und obwohl auch er selbst viel Mühe und Arbeit in das Projekt gesteckt hat, machte der Eschenbacher Rathauschef Thomas Schubert deutlich, „dass ich froh und dankbar über den wohl schnellsten Bürgerentscheid im Land bin“. Werde die Halle gebaut, geschehe dies mit einer hoffentlich breiten Mehrheit der Bevölkerung. Werde die Halle nicht gebaut, stoppe man ein Vorhaben, das nicht gewollt sei. „Zeigen Sie, dass wir Bürgerentscheid können, ohne Gräben aufzuwerfen“, fügte er hinzu.

Über die Erfordernisse und den Stand der Planungen für den 19 mal 31 Meter großen Baukörper mit mobiler Bühne sprachen Jürgen Hanke vom Württembergischen Landessportbund und der Architekt Thorismuth Gaiser vom Büro Sport Concept. Beide machten deutlich, dass der Bedarf an weiteren Hallenflächen vorhanden und eine Auslastung gewährleistet sei. „Die beste Idee überhaupt ist es, das Projekt gemeinsam mit Heiningen zu stemmen“, erklärte Hanke. Gaiser versicherte, dass die reinen Baukosten im Korridor von 3,6 Millionen Euro bleiben würden, abzüglich der Zuschüsse und den maximal 800 000 Euro die Heiningen beisteuere. „Die Fachplaner haben unsere Kalkulation inzwischen bestätigt“, betonte er.

Wer die Halle will, muss am Sonntag „Nein“ sagen

Die Gemeinderätinnen Nadine Habdank und Anja Ruoff brachen im Anschluss eine Lanze für den Bau der Halle, die nicht nur für den Sport gebraucht werde. „Das ist für die Dorfentwicklung wichtig, für die Kindergärten und die Schule und für andere Veranstaltungen“, sagte Habdank und appellierte: „Gehen Sie zur Wahl und stimmen Sie für die Halle, indem Sie ein Nein ankreuzen.“ Bernhard Sänger, Thomas Weiß und Jürgen Stavenow begründeten, warum das BZE von dem Projekt nichts hält. Sänger sprach von einer „Halle für wenige“. Weiß sieht „wichtigere kommunale Maßnahmen“. Und Stavenow beklagte sich über einen „Wahlkampf der Befürworter unter der Gürtellinie“ und forderte die Anwesenden auf, „die Halle mit einem Ja beim Bürgerentscheid abzulehnen“.

Nachdem der Schultes versucht hatte, die Behauptungen der BZE zu entkräften und deren Vorwürfe, die Verwaltung und der Gemeinderat würden mit dem TSV als örtlichem Sportverein mauscheln, zurückwies, wurde die Diskussion frei gegeben. Dabei zeigte sich, dass die meisten Anwesenden den Ausführungen der Hallen-Befürworter mehr Glauben schenkten, als denen der BZE-Vertreter, die mit Buhrufen leben mussten und unter anderem der Lüge bezichtigt wurden. Doch so eindeutig die Stimmungslage am Montag nach vier Stunden im Schulhaus gewesen sein mag, das letzte Wort über die Mehrzweckhalle wird erst am nächsten Sonntag gesprochen.