OB will Infrastruktur in den Stadtteilen verbessern und kritisiert die Bundesanstalt für Arbeit.

Stuttgart-Vaihingen - Für den neuen Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn war es der erste offizielle Termin in Vaihingen: die Eröffnung des neuen Bonus-Marktes in Büsnau am vergangenen Freitag. Zahlreiche Anwohner waren ins Ortszentrum gekommen und empfingen den Grünen-OB mit viel Beifall. Das könnte an einer für ihn gehegter Sympathie gelegen haben, sicherlich aber an der Tatsache, dass die Büsnauer wieder vor Ort Lebensmittel kaufen können statt in den Märkten der Umgebung.

 

„Ich bin angetreten, um mich für die Stadtteile einzusetzen“, sagte Kuhn. Er werde sich dafür starkmachen, die Infrastruktur vor Ort zu erhalten und zu verbessern. „Daran fehlt es“, stellte er fest. Bonus-Märkte übernähmen wichtige Aufgaben. „Es geht darum, dass die Versorgung mit Lebensmitteln auch ohne Auto möglich sein muss“, sagte Kuhn und erwähnte Bürger, deren Aktionsradius aus finanziellen oder gesundheitlichen Gründen eingeschränkt sei.

„Wir müssen den Einstieg in den Arbeitsmarkt fördern“

Kuhn machte klar, dass die Märkte von der Stadt nicht subventioniert würden, sondern die Kommune lediglich eine Bürgschaft über 70.000 Euro übernommen hätte. Deutliche Kritik äußerte er in diesem Zusammenhang an der Bundesanstalt für Arbeit, die Mittel für die Beschäftigungsförderung kürze, statt Arbeitslosen eine Chance zu geben. „Wir dürfen nicht die Arbeitslosigkeit fördern, sondern den Einstieg in den Arbeitsmarkt“, sagte er. Genau das sei die Aufgabe für die in Nürnberg beheimatete Behörde.

„Ich werde dahin gehend Druck machen“, versprach Kuhn, der in Stuttgart auch Oberbürgermeister für rund 10. 000 Langzeitarbeitslose ist. „Wir gehen an Standorte, an denen die Privatwirtschaft nicht mehr vertreten ist“, fasste Manfred Kaul, der Geschäftsführer der Bonus-Märkte, die Strategie des Unternehmens zusammen. Vor rund einem halben Jahr hatte der bisherige Marktbetreiber in Büsnau aufgegeben, woraufhin die Bonus gGmbH gegenüber der städtischen Wirtschaftsförderung Interesse bekundet hatte, in dem gut 2700 Einwohner zählenden Stadtteil einen Markt zu eröffnen.

Zehn Angestellte arbeiten nach Kauls Worten im Büsnauer Bonus-Markt. Darunter sind Langzeitarbeitslose, die das Job-Center finanziert. Auch Jugendliche würden in den Bonus-Märkten ausgebildet. Dem Stuttgarter Gemeinderat dankte der Geschäftsführer für die Unterstützung durch die Ausfallbürgschaft.

Appell an die Anwohner

Wie Kuhn kritisierte er die Arbeitsmarktpolitik der Bundesregierung, deren Förderbeitrag für die Bonus-Märkte in Höhe von 1,2 Millionen Euro weggefallen sei. „Wir müssen auf diese drastische Kürzung reagieren“, sagte Kuhn und hofft auf Unterstützung durch die Kommunen.

Sowohl Kuhn als auch Kaul appellierten an die Anwohner, den Bonus-Markt nicht zuletzt aus eigenem Interesse zu unterstützen und damit zu erhalten. „Die Büsnauer haben eine klare Aufgabe: Sie müssen hier einkaufen“, sagte der Oberbürgermeister mit einem Lächeln.

Der neue Markt hat rund 8000 Artikel in seinem Sortiment. Es gibt – eine Premiere für Bonus – im Büsnauer Markt eine Bedientheke mit Brot, süßen Stückchen, Käse und Wurst. Beliefert wird der Markt nach Möglichkeit von Lieferanten aus der Region, was auch für die Produkte an der Bedientheke gelte. Ansonsten greife man auf Rewe als Zulieferer zurück, für den Bonus ein wichtiger Handelspartner ist.