Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Dass Buffalo Bill auch in Stuttgart so großen Zulauf bekam, hatte viele Gründe. Zum einen hatte William F. Cody tatsächlich eine spannende Biografie vorzuweisen, auch wenn diese im Laufe der Zeit immer stärker verklärt worden ist. Aber schon als Elfjähriger hat Cody das Elternhaus verlassen und durchquerte als Viehjunge mehrmals die großen Prärien. Später war er Pelzjäger, Goldsucher, Postreiter auf dem legendären „Pony Express“ und zuletzt Kundschafter der US-amerikanischen Armee. Buffalo Bill war gerade 26 Jahre alt, als er dieses Leben an den Nagel hängte und 1872 eine Show kreierte, die, immer weiter ausgefeilt, 1882 in die „Buffalo Bill’s Wild West“ mündete. Bis 1913 war er damit unterwegs, 1917 starb er.

 

Show war eine Mischung aus Exotik und Vertrautheit

Zum anderen bot das Spektakel auch für die Stuttgarter eine eigenartige Mischung aus Exotik und Vertrautheit. Denn man darf nicht vergessen, dass im 19. Jahrhundert allein aus Deutschland mehrere Millionen Menschen nach Nordamerika ausgewandert waren; die letzte große Welle endete erst 1885, also kurz vor dem Gastspiel in Stuttgart. Fast jeder Zuschauer kannte daher jemanden, der in Amerika lebte und der dort, so glaubte man zumindest, Ähnliches erlebte wie das, was in Buffalo Bills Show vorgeführt wurde.

Das Stuttgarter „Neue Tagblatt“ war jedenfalls so begeistert, dass es dem Ereignis fast eine komplette Seite widmete – selbst wichtigen politischen Begebenheiten wurde damals nicht so viel Platz eingeräumt. Und der Stuttgarter Berichterstatter strickte mit an den tatsächlichen und erfundenen Geschichten, die man sich über den Wilden Westen erzählte. So wird der Sioux-Häuptling Rocky Bear vorgestellt, der als 70-jähriger Mann in der Show mitmachte und der „in den Schlachten im Jahr 1875 dem Obersten Cody noch als Feind“ gegenüberstand. Und als Depeschenreiter habe Bill einmal in 58 Stunden 355 Meilen zurückgelegt, wird erzählt. Das Fazit, das der Redakteur zieht, sieht so aus: „Buntfarbiger und phantastischer als eine Vorstellung der Buffalo Bill-Truppe vermag keine Beschreibung zu malen (. . .), und namentlich unserer Jugend kann sicherlich kein größerer Genuß geboten werden.“

Bills Grab gilt als große Sehenswürdigkeit

In Amerika ist Buffalo Bill bis heute ein Held. Sein Grab und das benachbarte Museum auf dem Lookout Mountain bei Denver gilt bis heute als eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der ganzen Region. Im Online-Auftritt des Museums sind übrigens Hunderte von Fotos aus den Wildwestshows von Buffalo Bill zu sehen.