Üblicherweise müssen Gärten und Bäume neuen Straßen weichen. In Heilbronn ist das andersrum. Für die Bundesgartenschau hat eine Bundesstraße einem lauschigen Uferpark Platz gemacht mit Sandsteinstufen und Staudengarten.

Heilbronn - Von der Bundesstraße 39 ist nur noch ein kläglicher, löchriger Rest übrig. Einen drei, vier Meter schmalen Streifen des alten Asphalts haben die Planer der Bundesgartenschau (Buga) in Heilbronn in die neue Neckaruferpark-Promenade integriert, auch die alte Straßenlaterne steht noch an ihrem angestammten Platz – „falls jemand Sehnsucht bekommt nach der Kalistraße“, witzelt Hanspeter Faas, der Geschäftsführer der Bundesgartenschau Heilbronn 2019 GmbH.

 

Wohl kaum. 30 000 Fahrzeuge donnerten bis vor fast genau elf Monaten täglich am Neckar entlang Richtung Innenstadt. Jetzt donnert dort nichts mehr. Der über die von drei auf vier Fahrspuren verbreiterte Karl-Nägele-Brücke umgeleitete Verkehr dringt nur als Rauschen zu dem terrassierten, drei Fußballfelder großen Uferpark. Und die Heilbronner haben ihren Neckar wieder. Die neue Verkehrsführung hat die Stadt gut 22 Millionen Euro gekostet.

Faas: „Der Neckar wird wieder zugänglich“

Wenn in zehn Monaten die Bundesgartenschau eröffnet wird, kann man erstmals von der Innenstadt bis in das Technologiezentrum Zukunftspark Wohlgelegen am Neckar entlang schlendern – oder auf den Sandsteinstufen eine Pause einlegen. „Der Neckar wird wieder zugänglich“, sagt Faas. Ohnehin hat die Stadt in den vergangenen Jahren den Fluss wieder stärker in den Fokus gerückt. So ist in der Innenstadt auf 700 Metern mit der Neckarmeile eine Kneipenstraße direkt am Ufer entstanden, die laut der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung die längste ist bundesweit. Dass man mit dem Neckaruferpark eine durchgängige Verbindung schaffe, „ist für Heilbronn eine ganz neue Qualität“, sagt der Buga-Chef.

Die Kaimauer des alten Winterhafens kehrt zurück

Dabei hat man die alten Qualitäten mit einbezogen. Während des Umbaus nämlich haben die Buga-Arbeiter haufenweise alte Sandsteinblöcke ausgegraben. Die Quader stammen aus der Region: Sie wurden – wie das Baumaterial für die Heilbronner Kilianskirche – im alten Steinbruch am Jägerhaus abgebaut. Die ausgegrabenen Quader dienten früher als Kaimauer des ehemaligen Winterhafens. Seit dem Jahr 1855 konnten Schiffe dort ankern, wenn sie auf dem Neckar nicht mehr weiterkamen, etwa wegen Hochwasser oder weil der Fluss gefroren war. Die Heilbronner Jugend ging im Winterhafen Schlittschuhlaufen – bis 1951. Dann wurde er zugeschüttet.

Die alte Kaimauer kehrt nun wieder zurück. Die Buga hat die 200 schönsten Steine neu zusägen lassen; sie dienen jetzt als Abdeckung entlang der Promenade. Heilbronn, die im Zweiten Weltkrieg so stark beschädigte Stadt, verfüge nur noch an wenigen Stellen über historische Gemäuer. „Deshalb haben wir die alten Sandsteinblöcke wieder verwendet“, erklärt Faas, „auch als Zeichen der Anerkennung und des Respekts vor denen, die den Winterhafen früher gebaut haben.“

Wohnen mit Neckarblick

Der neue Uferpark wird praktisch zum Vorgarten für die künftigen Bewohner der sogenannten Stadtausstellung, der Neckarbogen. Auf dem Buga-Gelände entsteht ein neues Stadtquartier für 3000 Menschen. Diese werden auf beiden Seiten von Wasser umgeben sein: einerseits vom Neckar, andererseits von den ebenfalls neu angelegten zwei Stadtseen.

Die Bewohner des Neckarbogens selbst werden Teil der Gartenausstellung sein – und Teilnehmer eines Experiments. Während der Buga-Zeit wird dort ein fahrerloses Transportfahrzeug getestet, das den Bewohnern Post und Pakete bringt. Vom herkömmlichen Verkehr ist auf dem Buga-Gelände nur ein kläglicher Rest übrig. Der Verkehr der Zukunft zieht mit ein.

Die Buga 2019 – Zahlen und Fakten

Die Idee

Für die Bundesgartenschau in Heilbronn entsteht auf einer Fläche von etwa 40 Fußballfeldern eine neue Parklandschaft – und ein neues Stadtquartier, das auch während der Gartenschau schon bewohnt sein wird und Beispiele für den Städtebau der Zukunft zeigen soll. Diese sogenannte Stadtausstellung wird erstmals bei einer Buga realisiert.

Die Kosten

Bis zur Eröffnung im kommenden April wird man 144 Millionen Euro in die entsprechenden Umbauten investiert haben, gut ein Drittel davon kommt vom Land. Bei den Bauarbeiten wurde einiges zutage gefördert: tonnenweise Kampfmittel und Schrott, aber auch ein alter Ei-senbahnwagen, ein 35 Meter langer Schiffsbug samt Anker.

Die Erwartungen

Die Stadt hofft auf zwei Millionen Besucher bei der Gartenschau. Seit dem Beginn des Vorverkaufs hat die Buga GmbH 10 000 Dauerkarten verkauft.

www.buga2019.de