Die Bundesbank holt große Teile des Edelmetalls nach Deutschland. Bis 2020 werden knapp 700 Tonnen des Edelmetalls aus Paris und New York nach Frankfurt geschafft. Dann soll die Hälfte des Schatzes in den eigenen Tresoren liegen.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - Ein kleines Vermögen auf einer Fläche von einem halben Quadratmeter: Rund vier Millionen Euro sind die Goldbarren wert, die die Bundesbank am Mittwoch zu Demonstrationszwecken auf einem Tisch in ihrem Pressezentrum aufgebaut hat. Bundesbankgold zum Anfassen - mit dieser ungewöhnlichen Initiative reagiert die Notenbank auf die öffentliche Debatte über ihre Goldreserven, die derzeit noch zu 69 Prozent im Ausland aufbewahrt werden. Das soll sich ändern: In den nächsten Jahren will die Bundesbank rund 700 Tonnen Gold aus den USA und Frankreich nach Deutschland holen, so dass spätestens 2020 die Hälfte ihres Goldschatzes in eigenen Tresoren liegt.

 

„Wir wollen mehr Transparenz schaffen“, sagt Bundesbankvorstand Carl-Ludwig Thiele und beeilt sich, hinzuzufügen: „Das hatten wir schon lange vor.“ Die Notenbank will nicht als Getriebene erscheinen: Im Herbst hatten Abgeordnete Auszüge eines Berichts des Bundesrechnungshofs bekannt gemacht, in denen eine umfassende Inventur der Goldbestände gefordert wurde. Der Rechnungshof kritisierte, die Bundesbank dürfe sich nicht allein auf Bestandsmitteilungen der ausländischen Notenbanken verlassen, die noch einen Großteil des deutschen Goldes verwahren.

Goldreserve in Paris wird aufgelöst

Thiele sagt, sein Haus arbeite schon lange an einem neuen „Lagerstättenkonzept“, habe vor dessen Veröffentlichung aber erst den Sonderbericht des Rechnungshofs abwarten wollen. Dass bis 2020 die Goldreserve in Paris komplett aufgelöst und ein Fünftel der bei der US-Notenbank Fed gelagerten Bestände nach Deutschland gebracht werden sollen, beruhe auf sachlichen Erwägungen: Die Lagerung von 374 Tonnen Gold in Paris sei von Vorteil gewesen, solange Deutschland und Frankreich über unterschiedliche Währungen verfügten – wegen der Möglichkeit, das Edelmetall im Falle einer Krise in französische Francs umzutauschen. Mit der Einführung des Euro habe sich dies erledigt.

Dagegen will die Bundesbank auch künftig beträchtliche Reserven in den USA und in Großbritannien vorhalten, um sich für Notfälle einen schnellen Zugriff auf Dollar und Pfund offenzuhalten. Trotzdem sollen bis Ende des Jahrzehnts 300 der gegenwärtig 1536 Tonnen Gold aus den Tresoren der Fed in New York nach Deutschland gebracht werden „weil hier Lagerkapazitäten frei geworden sind“.

Kein Wort zu den Transportkosten

Dabei ist die Lagerung in den USA wie auch in Frankreich kostenlos - lediglich die Bank of England verlangt Gebühren von gut 500.000 Euro im Jahr. Aus diesem Grund wurden im vergangenen Jahrzehnt schon 931 Tonnen Gold von London nach Frankfurt gebracht. Wie viel der Transport von weiteren 674 Tonnen aus den USA und Frankreich nach Deutschland kosten wird, gibt die Bundesbank nicht bekannt – hier endet die angekündigte Transparenz. Es handele sich jedenfalls um einen Betrag, „der den Bundesbankgewinn nur marginal beeinflussen wird“.

Auch zu den Umständen der Transporte will sich die Notenbank aus Sicherheitsgründen nicht äußern. Klar ist nur, dass das Edelmetall nicht auf einen Schlag nach Frankfurt gebracht wird – Thiele hatte bereits im vergangenen Jahr angekündigt, dass von 2013 bis 2015 jährlich 50 Tonnen nach Deutschland transportiert würden.

Das Gold lagert in Frankfurt-Ginnheim

Vor der Einlagerung in einem Tresor auf dem Bundesbankgelände im Frankfurter Stadtteil Ginnheim soll das Gold dann einer „Eingangskontrolle“ unterzogen werden. Dazu werden die Barren zunächst gewogen, dann wird mit einem Röntgengerät die Oberfläche analysiert – und schließlich per Ultraschall die Zusammensetzung des gesamten Quaders. Was aber ist mit den rund 1700 Tonnen Gold, die auch nach 2020 in New York und London bleiben? Thiele sagt, mit den dortigen Notenbanken liefen bereits Gespräche über Stichprobenkontrollen vor Ort – „und sie haben Verständnis für unsere Situation“.

Ausgestanden ist die Debatte über die Goldreserven damit wohl nicht. Der CSU-Abgeordnete Peter Gauweiler kritisierte die geplanten Änderungen als unzureichend. Er fordert die Verlagerung „zumindest des größeren Teils der im Ausland gelagerten Goldreserven“ nach Frankfurt.