Am Freitag war Finale für die Ausgabe der großen, lilafarbenen Noten – aber nur bei der Bundesbank. Die Spielbank Stuttgart hingegen braucht die 500er nach wie vor.

Stuttgart - Jetzt ist Schluss: Während die anderen 17 nationalen Zentralbanken des Eurosystems bereits am 26. Januar 2019 damit aufgehört hatten, 500-Euro-Scheine auszugeben, taten dies die Deutsche Bundesbank und die Österreichische Nationalbank am Freitag zum allerletzten Mal.

 

Wenn die „Europa“-Serie mit verbesserten Sicherheitsmerkmalen am 28. Mai 2019 mit neuen 100- und 200-Euro-Scheinen vervollständigt wird, ist der lilafarbene Schein nicht mehr dabei. Ob das hilft, Terrorfinanzierung einzudämmen oder Schwarzarbeit, ist indes umstritten – selbst bei der Bundesbank. In ihrem Monatsbericht von März heißt es, es fehle weiter am empirischen Nachweis, „dass durch Maßnahmen wie die Abschaffung von Banknoten mit hohem Nennwert oder die Einführung von Barzahlungsobergrenzen tatsächlich Steuerhinterziehung und andere kriminelle Aktivitäten effektiv bekämpft werden können“. Indes bleiben die 500er, die noch im Umlauf sind, gesetzliches Zahlungsmittel und können unbegrenzt umgetauscht werden.

Die Spielbank Stuttgart mag auf die lilafarbenen 500er auch künftig nicht verzichten

Kritiker meinen, dass der Briten höchster Schein eine 50 Pfund-Note sei, es aber dennoch Schwarzarbeit und Geldwäsche gebe. Auch in der Spielbank Stuttgart versteht man die Abschaffung nicht. „Wir müssen bar ausbezahlen, können nicht überweisen, um nicht der Geldwäscherei Tür und Tor zu öffnen“, sagt Spielbankmitarbeiter Benjamin Koch. „Wir brauchen die 500-Euro-Scheine, werden sie weiter annehmen und ausgeben.“ Jeder Schein werde, vom kleinsten an, auf Echtheit geprüft. Über die vielen Kameras im Haus wisse man denn auch, von wem Falschgeld komme. „In 13 Jahren haben wir bisher nur zwei falsche 50er gehabt, die Einzahler wussten es selbst nicht.“

Sergej Baskow, Betreiber des Kiosks Wichtelstube in Stuttgart-Giebel, überprüft ebenso die Scheine und wird weiterhin die 500er annehmen. Das komme immer wieder vor, sagt er. Es gebe einige ältere Herrschaften, die für hohe Summen Lotto spielten und mitunter mit den Lilafarbenen zahlten. Die sind auch nach wie vor im Real-Supermarkt bei Stuttgart-Hausen willkommen. Allerdings seien sie nicht an der Tagesordnung, wenn Lebensmittel und Alltagsware gekauft werden. „Die meisten Kundinnen und Kunden zahlen mittlerweile bargeldlos“, berichtet der dortige Geschäftsführer Jochen Bermann.

In Baumärkten und Autohäusern wird meist bargeldlos bezahlt

So geht es auch in den verschiedenen Baumarktketten in und um Stuttgart zu. „Auch wenn wir große Scheine akzeptieren, es wird eher mit EC- oder anderer Karte bezahlt“, heißt es. Ähnliches ist in Autohäusern zu hören. Prinzipiell spreche nichts dagegen, 500er-Noten anzunehmen. „Bei uns wird in der Tat das Allermeiste mit der EC-Karte bezahlt oder überwiesen“, sagt Rolf Höschele, Geschäftsführer des gleichnamigen Autohauses in Gerlingen vor den Toren Stuttgarts. Das sei in Ordnung so, gerade angesichts des Geldwäschegesetzes, findet er. Letzteres betont zudem Rainer Kämmerer, Pressesprecher des Stuttgarter Auktionshauses Nagel. „Dessen strenge Regeln greifen, Barzahlung gibt es fast nicht mehr.“ Daher ändere sich kaum etwas für das Haus ohne 500er.

Für die Jaspers-Tankstellen im Land gilt das auch, aber gerade andersherum. „Wir nehmen seit Jahren generell keine 500er an“, sagt Mitarbeiter Erik Hase. „Keinem soll ein Anreiz geboten werden – und jeder Schein wird durchleuchtet.“