Hoffenheim hat nach dem 3:1 Hinspiel beste Chancen auf den Klassenverbleib in der ersten Fußball-Bundesliga. Kaiserslautern setzt am Montag auf den Heimvorteil.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Hoffenheim - Obwohl Mohamadou Idrissou ein Fußballspieler ist und kein Verein, kann der Stürmer auf eine beachtliche Tradition verweisen. Der 33-jährige Kameruner, der vor 13 Jahren aus seiner afrikanischen Heimat von Racing Bafoussam zum FSV Frankfurt wechselte, hat bereits drei Zweitligisten mit seinem Torriecher zum Aufstieg verholfen. Mit dem MSV Duisburg (2007), dem SC Freiburg (2009) und Eintracht Frankfurt (2012) hat „Mo“ Idrissou den Sprung ins deutsche Fußball-Oberhaus geschafft. Also sagt der 1,90 Meter-Mann im Bauch der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena: „Es bleibt dabei: Ich schieße Lautern in die erste Liga!“

 

Die Aussichten, dass Idrissou und die anderen Roten Teufel in den Relegationspartien um den letzten freien Platz in der Bundesliga gegen die TSG Hoffenheim letztlich erfolgreich sind, haben sich am Donnerstagabend allerdings etwas eingetrübt. Schließlich hat der 1. FC Kaiserslautern das Hinspiel in Sinsheim mit 1:3 (0:2) verloren. Auch, weil Idrissou bei all seinem gewohnten Körpereinsatz den Hoffenheimer Treffern von Roberto Firmino (2) und Sven Schipplock eben nur ein Tor entgegen setzen konnte. Also musste auch der FCK-Trainer Franco Foda hinterher zugeben, „dass wir mit dem Ergebnis nicht ganz zufrieden sein können“, während der Clubvorstand Stefan Kuntz sagte: „Nach einem 1:2 wäre ich sehr zuversichtlich gewesen. Jetzt sage ich: Es ist möglich.“

Hoffenheim überzeugte mit mehr Qualität

Von der Qualität der Einzelspieler her, das hat das erste Relegationsmatch bei frostigen Temperaturen ganz deutlich gemacht, ist die TSG Hoffenheim den Lauterern klar voraus. Denn an die Ballkontrolle, die Handlungsschnelligkeit und die Übersicht von Sebastian Rudy, Roberto Firmino, Kevin Volland oder von Sejad Salihovic kommt auf FCK-Seite lediglich Alexander Baumjohann heran. „Wir müssen im Angriff zielstrebiger und kaltschnäuziger werden – und in der Abwehr weniger Fehler machen“, sagte Franco Foda zu der Partie, in der die von Florian Dick organisierte Viererkette des Zweitligadritten der größte Schwachpunkt der Mannschaft war.

Aufgeben wollen sämtliche Akteure beim Pfälzer Traditionsclub aber keineswegs – also wird vor dem Rückspiel am Montag (20.30 Uhr/ARD) erneut der Mythos Betzenberg bemüht. „Wir haben bereits gezeigt, dass wir zu Hause eine Macht sind. Wenn wir ein frühes Tor machen, dann wird es interessant“, sagte der offensive Mittelfeldmann Baumjohann, während Stefan Kuntz sich auf die Kulisse der 50 000 Fußballfreunde im Fritz-Walter-Stadion freut: „Unsere Fanwand steht.“

Schwer vorstellbar ist es allerdings, dass sich die Spieler der TSG von der Kulisse entscheidend beeindrucken lassen. „Wir sind nicht zum ersten Mal in einem Hexenkessel zu Gast“, sagt Sven Schipplock, dem nur 95 Sekunden nach seiner Einwechslung das Tor zum 3:1-Endstand gelungen war. Tatsächlich ist es ja gerade mal eine Woche her, dass die Kraichgauer mit ihrem 2:1-Sieg vor 80 000 Besuchern in Dortmund die Tickets für die Relegation lösten.

„Wir können immer Tore schießen, egal wo“

Spätestens seit dieser Initialzündung hat bei den Blau-Weißen der Tunnelblick eingesetzt. Während der Trainer Markus Gisdol („Wir können immer ein Tor schießen, egal wo“) seine Spieler durch Interviewverbote weiter abschottet, gab es nach der Partie sogar Lob von einer der tragischen Figuren der Saison: „Respekt für den Trainer. Er hat die Störfeuer von außen abgeblockt und den Jungs den Druck genommen“, sagte der ausgebootete Torhüter Tim Wiese, der in Lautern als Profi begann.

Neben Gisdol steht aber auch der ehemalige Spieler der Stuttgarter Kickers, Alexander Rosen, der sich nun „Leiter Profifußball“ nennt, für den erfolgreichen Umschwung in Hoffenheim. Dort will man sich nicht länger als ein von den Dietmar-Hopp-Millionen aufgepäppelter Retortenclub geben. Also hat das Duo Rosen/Gisol den Neustartknopf gedrückt. „Wir wollen uns künftig über attraktiven Fußball, über unser neues Auftreten nach außen und über die Integration der Talente aus unserer Fußballakademie definieren“, sagt Alexander Rosen: „Das sind unsere drei Säulen.“ Sollte es mit dem Klassenverbleib klappen, würden diese immerhin auf einem erstklassigen Fundament stehen.