Der SC Freiburg kann am Samstag mit einem Sieg über Schalke 04 eine tolle Saison krönen. Die TSG 1899 Hoffenheim wird im Abstiegskampf dagegen die Schützenhilfe anderer Vereine brauchen.

Stuttgart - Die Bayern zu dominant, Dortmund zu unkonstant, der Rest zu schlecht: die Frage, wer das Rennen um die Meisterschaft machen würde, war in dieser Saison ähnlich packend wie die Jahreshauptversammlung des örtlichen Obst- und Gartenbauvereins. Schon nach dem 28. Spieltag war den Münchnern der Titel nicht mehr zu nehmen. Beim Saisonfinale am Samstag erzeugt aber immerhin das Gerangel um die Qualifikation für den internationalen Wettbewerb sowie der Kampf um den Klassenverbleib Spannung.

 

Internationaler Wettbewerb

Internationaler Wettbewerb

Erfolgsdruck ist nur dann angenehm, wenn er auf den Schultern des Gegners lastet. Insofern ist die Situation des SC Freiburg vor dem Heimspiel gegen den FC Schalke 04 komfortabel. Die Freiburger trennt nur noch ein Sieg von dem Sprung in die Champions-League-Qualifikation. Das wäre die Krönung einer tollen Saison und einer der größten Erfolge der Vereinsgeschichte – aber kein Muss für den Club. Den Startplatz in der Europa League hat Freiburg bereits in der Tasche. „Wir werden nicht mehr schlechter als Sechster sein. Alles andere ist Zugabe“, sagte Christian Streich; folgerichtig nahm der Trainer des Tabellenfünften vor dem Spiel gegen Schalke das Wort „Champions League“ nicht in den Mund.

Im Dezember 2011 standen die Breisgauer noch auf dem letzten Platz der Bundesliga. Dann wurde Streich Trainer – und es ging aufwärts. Durch den jüngsten 2:1-Sieg über Greuther Fürth qualifizierte sich der SC zum dritten Mal nach 1995 und 2001 für einen europäischen Wettbewerb.

Ganz anders die Situation der Schalker. Die Gelsenkirchener unterlagen zuletzt zu Hause dem VfB Stuttgart überraschend mit 1:2 und müssen daher in Freiburg zumindest punkten, wollen sie die Chance wahren, nächste Saison in der Champions League zu spielen. Ein erneuter Patzer käme für Schalke einer mittleren Katastrophe gleich. „Ich erwarte, dass wir Platz vier mit allen Mitteln verteidigen“, sagt Clemens Tönnies unmissverständlich.

Der Aufsichtsratschef bemängelte nach der Pleite gegen die VfB die Einstellung mancher Spieler. Schalkes Trainer Jens Keller nahm sein Team daher jetzt in Schutz: „Ich kann nicht sagen, dass die Mannschaft nicht mitzieht, auch wenn manchmal die Ergebnisse ausbleiben.“ Trotzdem weiß auch Keller, dass nur Platz vier den Ansprüchen des Vereins genügen würde. Endet das Spiel unentschieden, könnte Eintracht Frankfurt lachender Dritter sein. Dafür müssten die Hessen aber den VfL Wolfsburg mit fünf Toren Unterschied besiegen.

Noch Chancen auf die Europa League haben der Hamburger SV und Borussia Mönchengladbach. Sollte Frankfurt patzen, würde der HSV bei einem Sieg gegen Bayer Leverkusen an der Eintracht vorbeiziehen. Den Gladbacher bleibt wegen ihrer schlechten Tordifferenz nur die Hoffnung auf ein kleines Wunder. Der Sportdirektor Max Eberl bleibt Realist: „Unsere Chance stehen bei 0,5 Prozent.“

Klassenverbleib

Abstiegskampf

Im Rennen um den Klassenverbleib hat Fortuna Düsseldorf die besten Karte. Der Tabellen-15. hat es selbst in der Hand, durch einen Sieg bei Hannover 96 die Erstklassigkeit zu sichern. Allerdings liegen bei den Rheinländern die Nerven blank: Das schwächste Rückrundenteam hat keins der letzten elf Spiele gewonnen und von 33 möglichen Punkten nur drei geholt.

„Elf Helden, die die Kiste aus dem Dreck holen“, wünscht sich Düsseldorfs Trainer Norbert Meier jetzt; bliebe die Fortuna im Dreck stecken, würde das aber wohl auch niemanden mehr überraschen. Dann dürfte es auch für Meier eng werden, auch wenn Düsseldorfs Vorstandschef Peter Frymuth Spekulationen über dessen Ablösung durch Mike Büskens diese Woche noch dementierte. Vor einem möglichen Relegationsspiel könnte das aber ganz anders aussehen.

Den leichtesten Gegner – zumindest auf dem Papier – hat der FC Augsburg, momentan auf Platz 16. Die Schwaben erwarten das  abgeschlagene Schlusslicht Greuther Fürth. Da die Augsburger aber auf Schützenhilfe angewiesen sind, kam der Vereinschef Walther Seinsch im Bayerischen Rundfunk auf eine kuriose Idee: „Ich werde 20 Jungfrauen nach Hannover schicken, wenn die am Samstag die Düsseldorfer schlagen.“ Gendertechnisch ist das zwar nicht gerade am Puls der Zeit, aber immerhin großzügiger als das, was der FCA-Manager Stefan Reuter den eigenen Spielern in Aussicht stellt. „Eine Nichtabstiegsprämie gibt es nicht“, sagte Reuter. „Bei uns ist es für jeden Prämie genug, in der nächsten Saison in der ersten Liga zu spielen.“

Sollte Düsseldorf jedenfalls erneut verlieren, würde den Augsburgern ein Unentschieden für Platz 15 reichen – sofern der Vorletzte 1899 Hoffenheim keinen Kantersieg bei Borussia Dortmund landet, was aber kaum zu erwarten ist. Aufgrund ihrer schlechteren Tordifferenz bleibt den Hoffenheimer nur die Hoffnung auf Niederlagen der Konkurrenten. Dietmar Hopp wird nicht in Dortmund im Stadion sein; der Mäzen der TSG will sich die Schmähgesänge der BVB-Fans ersparen.

„Wenn wir es schaffen, dort einen Sieg einzufahren, haben wir eine gute Chance, zumindest weitere Spiele zu erzielen. Alles Weitere ist Kaffeesatzleserei“, bleibt der TSG-Trainer Markus Gisdol defensiv. Martialischer formuliert es der Mittelfeldspieler Sebastian Rudy: „In Dortmund gibt’s Krieg.“ Dagegen wirkt die Idee mit den Jungfrauen fast schon sympathisch.