Das Revier der Bundespolizeidirektion Stuttgart reicht vom Bodensee bis nach Nordbaden – mit Zuständigkeiten für Schmuggler, Schleuser, Schläger oder Schwarzfahrer. Nun feiert die Behörde einen runden Geburtstag.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart/Böblingen - Das Zugpersonal muss sich in der Lok einschließen, um vor dem tobenden Mann sicher zu sein. Der aggressive 32-Jährige brüllt, tritt gegen die verschlossene Tür und verhindert, dass der abfahrbereite Regionalexpress 22039 nach Tübingen im Stuttgarter Hauptbahnhof losfährt. Der Zwischenfall am Dienstag gegen 16.45 Uhr an Bahngleis 2 gehört zu den zahlreichen Fällen, mit denen sich die Bundespolizei beschäftigen muss. Die Bundespolizeidirektion Stuttgart mit Sitz in Böblingen feiert ihr zehnjähriges Bestehen – für Geburtstagsstimmung ist aber wenig Zeit.

 

Die Reform der Bundespolizei zum 1. März 2008 war nicht unumstritten – sollte sie doch nicht nur an Bahnhöfen, Flughäfen und Grenzgebieten Streife laufen, sondern neben der Landespolizei zunehmend in die Kriminalitätsbekämpfung einsteigen. Dann aber wurde die Neuorganisation der Bundesbehörde im Neuen Schloss in Stuttgart feierlich gestartet. Von der früheren Wildermuth-Kaserne in Böblingen aus steuert seither die Bundespolizeidirektion Stuttgart sechs Inspektionen vom Bodensee bis nach Nordbaden, beherbergt Kripo-Ermittler und Mobile Kontrolleinheiten.

113 000 Fahndungen erfolgreich

„In diesen zehn Jahren sind eine Menge Straftaten bearbeitet und Fahndungstreffer gelandet worden“, sagt Jonas Große, Sprecher der Direktion. Die interne Statistik weist seit 2008 mehr als eine halbe Million Delikte aus, nämlich 510 000 Straftaten. Das reicht vom notorischen Schwarzfahrer über den Schmuggler und Schleuser bis zu den Onlineticket-Betrügern, die mit gestohlenen Kreditkartendaten Bahntickets im Wert von Zehntausenden Euro ergaunerten.

In zehn Jahren wurden außerdem knapp 113 000 Fahndungen erfolgreich abgeschlossen. Wie etwa am Dienstag gegen 11.20 Uhr im Stuttgarter Hauptbahnhof: Zivilfahndern ging ein 45-jähriger Wohnsitzloser aus der Slowakei ins Netz, der von der Staatsanwaltschaft gesucht wurde, weil er eine Geldstrafe wegen einer Körperverletzung nicht gezahlt hatte. Die zahlte er nunmehr, so blieben ihm 30 Tage Haft erspart.

Zum Tagesabschluss Bombenalarm

Der aggressive 32-Jährige von Bahnsteig 2 musste aber in Gewahrsam, weil er nicht nur das Regionalexpress-Personal, sondern auch die Polizisten angegriffen hatte. Er hatte 1,8 Promille im Blut. Sollte bei den Beamten je Geburtstagsstimmung aufgekommen sein – sie war am Dienstag gegen 22 Uhr schnell vorbei. In einem Buchladen im Hauptbahnhof gab es wegen eines herrenlosen Koffers Bombenalarm. Eine Touristin hatte ihn aber nur vergessen.