Deutschland ist eines der wenigen EU-Länder, in denen Affen, Elefanten, Giraffen und Löwen noch im Zirkus zur Schau gestellt werden dürfen.

Berlin - Gemeinsam wollen Grüne, FDP und Linke die Diskussion über ein Verbot von Wildtieren im Zirkus zum Thema im Bundestag machen. Affen, Elefanten, Giraffen und Löwen seien durch die Haltung in Zirkussen und das ständige Reisen gefährdet, kritisieren die Grünen. Damit die Risiken im zuständigen Bundestagsausschuss für Landwirtschaft erörtert werden, haben die Grünen sich die Unterstützung von FDP und Linken geholt. In der nächsten Sitzung des Gremiums wollen die drei Oppositionsparteien eine öffentliche Anhörung durchsetzen.

 

„Die Tiere leiden beim Transport in viel zu engen Containern“, sagte die Grünen-Tierschutzexpertin Renate Künast unserer Zeitung. „Zudem können Wildtiere wie etwa Elefanten im Fall eines Ausbruchs ein immenses Sicherheitsrisiko für Menschen und auch sich selbst sein.“ Der Oppositionsinitiative ging ein Grünen-Antrag für ein Verbot für die Wildtierhaltung im Zirkus voraus. In mehr als 20 europäischen Ländern ist die Zurschaustellung von Wildtieren in Zirkussen bereits untersagt.

Grüne und Linke wollen Verbote

Die Grünen argumentieren, dass die Zirkusse der anspruchsvollen Haltung von Wildtieren nicht gerecht werden können. In den vergangenen Jahren habe es immer wieder Fälle gegeben, in denen Tiere chronisch erkrankten und Verhaltensstörungen zeigten. Die Bundesregierung solle anerkennen, dass Wildtiere in Zirkussen „Schmerzen, Leiden und Schäden erfahren“ durch „mangelhafte Haltungsmöglichkeiten und den steten Transport an wechselnde Orte“.

Die Linksfraktion unterstützt die Verbotsforderung. „Zirkusattraktionen, in denen Wildtiere zur Schau gestellt werden, sind nicht mehr zeitgemäß und aus Tierschutzsicht abzulehnen“, sagte die Linken-Abgeordnete Amira Mohamed Ali unserer Zeitung.

Neue Leitlinien für Zirkusbetreiber

Bereits mehrere Male hatte der Bundesrat ein Haltungs- und Zurschaustellungsverbot für bestimmte wildlebende Tiere in Zirkusbetrieben gefordert. Das Landwirtschaftsministerium vertritt jedoch den Standpunkt, dass nicht generell bewiesen werde könne, dass Wildtiere beim Transport und in der Zirkushaltung leiden. Ein Verbot sei nur möglich, wenn das nachgewiesene Leiden der Tiere nicht durch andere Haltung oder Beförderung abgewendet werden könne.

Das Landwirtschaftsministerium versicherte auf eine Anfrage von Künast, dass der Tierschutz fortlaufend geprüft werde. Dabei arbeitet das Ressort von Ministerin Julia Klöckner (CDU) mit den Zirkusbetreibern zusammen. Derzeit werde etwa die Leitlinie für den Umgang mit Tieren im Zirkus überarbeitet, berichtete Ralf Huppertz, zweiter Vorsitzender des Verbands deutscher Circusunternehmen. Geändert werden sollen etwa die Vorgaben für Mindestgröße der Gehege und dazu, welche Spielsachen den Tieren zur Verfügung gestellt werden müssen. Schon heute würden viele Zirkusse die Mindeststandards übertreffen, sagte Huppertz.

FDP will Anhörung abwarten

Doch nicht alle Betriebe in der Branche haben einen guten Ruf. „Es gibt schlechte Zirkusse und eben gute Zirkusse“, sagte Gero Hocker, Agrarpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, unserer Zeitung. Gegen die Schlechten gelte es „mit den Mitteln des Rechtsstaates entschieden vorzugehen“.

Da die ständige Überprüfung in einigen Zirkussen allerdings zeige, dass es Wildtieren in verantwortungsvollen Zirkussen auch gut gehen kann, schließt sich die FDP der Verbotsforderung von Grünen und Linken bislang nicht an. Die Liberalen wollen erst die geforderte Anhörung im Landwirtschaftsausschuss abwarten, bevor sie sich abschließend zum Thema zu positionieren. Findet das Anliegen der Oppositionsparteien bei der nächsten Sitzung in gut zwei Wochen eine Mehrheit, könnte die Anhörung im Oktober stattfinden.