Die Bundestagswahl ist längst nicht gelaufen. Dennoch schießen bereits Spekulationen über mögliche Regierungsbündnisse ins Kraut. Und nicht jedes theoretisch denkbare Modell ist realistisch. Wir sortieren die Machtoptionen.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Stuttgart - Es ist eine pure Selbstverständlichkeit, die Angela Merkel in einem aktuellen Interview kundtut: „Eine Große Koalition strebt nun wirklich niemand an.“ Die Kanzlerin hat immer wieder bekräftigt, dass die Union vor allem ein Ziel hat: Sie will selbst so stark wie möglich werden. Alle anderen Fragen lassen sich erst am Wahlabend beantworten.

 

Ungeachtet dieser Umstände heizt Merkels Binsenweisheit die Spekulationen über mögliche Regierungsbündnisse an. Dafür liefern Demoskopen laufend neue Anlässe: die Umfragen zeigen, dass weder die zurzeit regierende schwarz-gelbe Koalition noch das Konkurrenzmodell Rot-Grün eine Mehrheit hat. Das verleitet zu Farbenspielen: Werden die Parteien nach der Wahl gezwungen sein, sich auf bisher unerprobte Konstellationen einlassen zu müssen? Sogar über eine rot-grüne Minderheitsregierung, die sich von der Linkspartei tolerieren lässt, wird diskutiert. Die Vielzahl einschlägiger Äußerungen sagt jedoch nichts über die Wahrscheinlichkeit solcher Konstellationen aus.

Fest steht im Moment nur zweierlei: Erstens dürfte der Wahlausgang sehr knapp ausfallen. Und zweitens wird die Union wohl klar vorne liegen. Damit ist aber nicht einmal sicher, dass Angela Merkel wirklich Kanzlerin bleibt. Ein Linksbündnis könnte das verhindern. Eine Neuauflage der seit 2009 regierenden christlich-liberalen Regierung ist ungewiss, da die FDP bisher nicht verlässlich über der Fünf-Prozent-Marke liegt. Und wenn sie noch zulegt, könnte das zu Lasten der Union gehen.

Weitere Unsicherheitsfaktoren sind die kleinen Parteien: Sowohl die Piraten als auch die euro-rebellische „Alternative für Deutschland“ haben noch Restchancen, in den Bundestag zu kommen. Je mehr Fraktionen dort dann sitzen, desto wahrscheinlicher würde eine Große Koalition – auch wenn sie wirklich niemand anstrebt.