Wer kümmert sich um die Marke Merkel? Wer sichert ihre Machtbasis im Parlament? Und wer darf sie auch mal richtig anfahren? Vor allem mit diesen Frauen und Männern lenkt die deutsche Regierungschefin die Republik.

Berlin - Ein Spitzenpolitiker ist nichts ohne ein eingeschworenes Team von Mitarbeitern und Mitstreitern. Hier ein Überblick über die wichtigsten Männer und Frauen für Angela Merkel.

 

Die Markenchefin: Eva Christiansen

Die Marke Merkel wird von Eva Christiansen ins rechte Licht gerückt. Die gelernte Volkswirtin ist eine Mitarbeiterin der ersten Stunde, war CDU-Sprecherin, als Merkel den Parteivorsitz übernahm – 2002 ging es gemeinsam in die Bundestagsfraktion, 2005 ins Kanzleramt, wo Christiansen die Medienberaterin der Chefin wurde. Heute ist sie auch Leiterin des Stabs „Politische Planung, Grundsatzfragen, Sonderaufgaben“. Damit hat sie nicht nur alle Redenschreiber der Kanzlerin unter sich, sondern Angela Merkels gesamte Außendarstellung.

Eva Christiansens Aufgabe ist es dabei nicht, die tägliche politische Auseinandersetzung zu orchestrieren – das macht Regierungssprecher Steffen Seibert. Sie ist eher für das Wo, Wann und Wie zuständig. An welchem Ort kann die Kanzlerin welche Botschaften setzen? Welche Auftrittsmöglichkeiten nimmt sie an? Und ja, was zieht sie zu welcher Gelegenheit an?

Zuletzt hat Christiansen mit den Fernsehsendern und dem Lager von SPD-Herausforderer Martin Schulz die exakten Bedingungen festgelegt, unter denen das TV-Duell stattfand. Im Wahlkampf ist die 47-Jährige ohnehin stets an Merkels Seite zu finden und begleitet sie von Auftritt zu Auftritt. Dafür ist sie an ihren früheren Arbeitgeber, die CDU, ausgeliehen worden. Erfreut sind gerade die Sozialdemokraten darüber aber nicht.

Sehen Sie eine Zusammenfassung der Veranstaltung mit Angela Merkel im Video:

Das Sprachrohr: Steffen Seibert

Als Regierungssprecher ist der frühere ZDF-Mann Angela Merkels Stimme nach außen. Nicht weniger als 823 000 Twitter-Nutzer verfolgen deshalb, was sie über ihn ausrichten lässt. Niemand hat es bisher länger in diesem Amt ausgehalten, das er seit nunmehr gut sieben Jahren innehat. Die Berliner Journalisten ärgert es häufig, dass er „aus vertraulichen Gesprächen der Kanzlerin nicht berichten“ will.

Merkel wiederum schätzt es, dass Steffen Seibert nicht eben eine Plaudertasche ist. Dabei könnte er es sein. Der 57-Jährige ist, wie es auf Neudeutsch heißt, „in the loop“. Seibert bekommt alles Wichtige selbst mit und sitzt dabei, wenn Merkel etwa beim G-20-Gipfel mit US-Präsident Donald Trump redet.

Die Sparringspartnerin: Beate Baumann

Sie ist die große Unbekannte in der deutschen Politik und gleichzeitig – von Angela Merkels Ehemann Joachim Sauer einmal abgesehen – die wichtigste Bezugsperson der deutschen Kanzlerin. Ihre Büroleiterin hält sich dabei vollständig im Hintergrund, lehnt alle Anfragen von Journalisten ab und leitet aus diesem nicht-öffentlichen Leben die Rolle des Bürgeranwalts ab, der Merkel mit schonungslosen Lageeinschätzungen oder offener Kritik konfrontiert.

Einer aus dem direkten Arbeitsumfeld der Kanzlerin bezeichnet Baumann beispielsweise als „Merkels Sparringspartnerin ohne eigene politische Agenda“. Das Vertrauen ist in vielen Jahren gewachsen, die heute 54-Jährige war schon 1992 im Frauenministerium Merkels Büroleiterin. Sie schreibt wichtige Reden, bereitet Entscheidungen vor und soll die Einzige sein, die Merkel auch mal richtig anfahren kann.

Der Außenpolitiker: Christoph Heusgen

Die Außenpolitik hat in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen – und damit auch Christoph Heusgen. Der Rheinländer ist schon seit 2005 Merkels sicherheitspolitischer Berater und damit von Anfang an dabei. Hinter dem von vielen Bundesbürgern so geschätzten Umgang mit Machotypen wie Wladimir Putin, Recep Tayyip Erdogan oder Donald Trump steckt Heusgens Vorbereitungsarbeit und sein Credo strategischer Geduld.

Nach zwölf Jahren im Kanzleramt hat er nun aber genug vom Dauerstress mit Merkel und gerade seinen neuen Job als deutscher UN-Botschafter in New York angetreten, um ein wenig mehr Zeit für seine Familie zu haben. Weil der 62-Jährige für die Kanzlerin aber so wichtig ist, macht er bis 1. Oktober beide Jobs. Merkel soll sogar gefragt haben, ob er nicht auch noch – nach dem vermuteten Wahlsieg – zwischen New York und Berlin pendeln könne.

Der Abräumer: Peter Altmaier

Der Saarländer Peter Altmaier ist ein Arbeitstier. Deshalb überhäuft ihn Merkel mit Zusatzaufgaben, die es in sich haben. So wurde Altmaier Koordinator der Flüchtlingspolitik, als die Kanzlerin in ihre bisher größte Krise geriet – und schrieb zuletzt das CDU-Wahlprogramm, das Merkel eine vierte Amtszeit bescheren soll.

Dabei ist schon sein Hauptjob als „Chef-BK“ anspruchsvoll. Der Kanzleramtschef muss zwischen den Ministerien der Koalitionspartner vermitteln und auch Kompromisse mit den Bundesländern suchen, wenn Gesetze die Zustimmung des Bundesrates brauchen. Peter Altmaier hat – als es in der Parteispendenaffäre intern gegen Altkanzler Helmut Kohl ging – sie früh unterstützt. Merkel schätzt die bis heute anhaltende Loyalität.

Der Umsetzer: Volker Kauder

„Volker, kann man da was machen?“ Die Frage, die Angela Merkel kürzlich einmal dem Unionsfraktionschef Volker Kauder während einer Wahlveranstaltung stellte, als eine Bürgerin etwas über die späte Auszahlung ihrer monatlichen Rente wissen wollte, sagt viel über das Verhältnis der beiden aus. Der 68-Jährige aus Rottweil sorgt dafür, dass die Vorhaben der Kanzlerin im Bundestag auch Gesetz werden – und das seit Anbeginn von Merkels Kanzlerschaft im Jahr 2005.

Kauder sichert ihre Machtbasis im Parlament derart konsequent, dass speziell konservativere Abgeordnete im kleinen Kreis immer wieder größeres Selbstbewusstsein der Fraktion anmahnen, der Merkel einiges zugemutet hat in zwölf Jahren.