Bei dieser Bundestagswahl stimmt die Gemeinde Weissach aus dem Kreis Böblingen im Wahlkreis Ludwigsburg ab. Das ist ärgerlich für die Weissacher, aber keine Gefahr für das Direktmandat des CDU-Manns Steffen Bilger.

Ludwigsburg - Allzu spannend dürfte der Kampf um das Direktmandat im Wahlkreis Ludwigsburg bei der kommenden Bundestagswahl nicht werden: Steffen Bilger (CDU) dürfte auch dieses Mal das Rennen machen. Bei der Wahl 2013 erhielt der 38-jährige Rechtsanwalt aus Ludwigsburg satte 50,4 Prozent der Erststimmen. Und sein Vorgänger auf dem Posten des CDU-Bundestagsdirektkandidaten für den Wahlkreis Ludwigsburg, der ehemalige Verkehrsminister und jetzige Präsident des Verbandes der Automobilindustrie, Matthias Wissmann, hatte seit 1976 das Direktmandat-Dauerabo. Und doch spricht einiges dafür, dass diese Wahl anders wird als die vorherigen.

 

Zum einen fällt auf, dass Bilger in diesem Jahr über Platz sechs der Landesliste abgesichert ist – auf dieses Netz hatte der Abgeordnete 2013 verzichtet. Zum anderen hat der Wahlkreis in diesem Jahr Zuwachs bekommen: Weissach aus dem Kreis Böblingen wurde dem Wahlkreis Ludwigsburg zugeschlagen, obwohl es kaum örtliche Bezüge gibt. Grund ist das Bundeswahlgesetz, das verlangt, dass alle 299 Wahlkreise ungefähr gleich viele Wähler haben.

Und da Böblingen zu groß ist, votiert Weissach jetzt im Wahlkreis Ludwigsburg. Wer also als Direktkandidat nach Berlin will, muss glaubhaft machen können, dass er oder sie dort die Interessen von gleich zwei Landkreisen vertreten kann. Ortsverbände von Parteien, die neben Weissach noch andere Gemeinden im Kreis Böblingen umfassen, sind jedenfalls alles andere als begeistert davon, nun für zwei Kandidaten Wahlkampf machen zu müssen.

Zumindest gemäß der Ergebnisse von 2013 braucht sich Bilger hinsichtlich Weissach keine Sorgen zu machen: die Bewohner der Porsche-Gemeinde gaben der CDU 50 Prozent der Zweitstimmen – und damit sechs Prozent mehr, als die Schwarzen im Wahlkreis Ludwigsburg erhielten.

CDU: Steffen Bilger vertritt den Wahlkreis seit 2009 im Bundestag. Er ist Mitglied im Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur, im Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung sowie im Vermittlungsausschuss. Möglichkeiten zum konkreten Einsatz für seinen Wahlkreis sieht Bilger bei den Themen Infrastruktur und Elektromobilität, aber auch bei Lärmschutz an Straßen und Schienen.

SPD: Macit Karaahmetoglu schaffte 2013 den Einzug in den Bundestag über einen Listenplatz knapp nicht. In diesem Jahr ist der Gerlinger Rechtsanwalt mit Platz 22 noch einen Platz nach unten gerutscht. Karaahmetoglu stellt die soziale Gerechtigkeit in den Mittelpunkt seines Wahlkampfes.

Grüne: Ingrid Hönlinger musste nach der Wahl 2013 wegen des schlechten Abschneidens der Grünen ihren Platz im Bundestag räumen. Nun möchte die Rechtsanwältin aus Ludwigsburg wieder nach Berlin. Sie möchte sich im Wahlkampf ganz auf grüne Kernthemen konzentrieren wie die Vereinbarkeit von Umwelt und Wirtschaft sowie Klimaschutz konzentrieren.

FDP: Stefanie Knecht geht für die Liberalen ins Rennen. Die Mutter dreier Töchter, die in Ludwigsburg eine Brauerei betreibt und in der Immobilienverwaltung tätig ist, steht auf Platz 14 der Landesliste. Die Themen Generationengerechtigkeit sowie eine flexiblere Arbeitskultur sind ihre Schwerpunkte.

AfD: Martin Hess ist Polizeihauptkommissar aus Bietigheim-Bissingen und tritt auf Listenplatz sieben für die Rechtspopulisten an. Vor allem das Thema Innere Sicherheit bereite ihm Sorgen.

Linke: Peter Schimke kandidiert auf Listenplatz 14 für die Linken. Der gelernte Nachrichtentechniker aus Vaihingen/Enz will sich für eine sozialere Politik im Bund und vor Ort für wohnortnahe Krankenhausversorgung sowie eine bessere Bezahlung der Sozialberufe einsetzen.

Der Wahlkreis Ludwigsburg

Gebiet
Der Wahlkreis Ludwigsburg besteht seit 1949 und umfasst den südlichen Teil des Landkreises Ludwigsburg mit den Kommunen Asperg, Ditzingen, Eberdingen, Gerlingen, Hemmingen, Korntal-Münchingen, Kornwestheim, Ludwigsburg, Markgröningen, Möglingen, Oberriexingen, Remseck, Schwieberdingen, Sersheim und Vaihingen/Enz. Neu dazu gekommen ist in diesem Jahr die Gemeinde Weissach aus dem Landkreis Böblingen.

Statistik
Im Wahlkreis leben nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 324 700 Personen. Im Jahr 2013 waren 209 968 Personen wahlberechtigt, 77,5 Prozent davon gingen an die Urnen.

Historie
Bis 1972 galt der Wahlkreis als SPD-dominiert, wenn auch nicht immer. Die Genossen gewannen mit Namen wie Willi Lausen oder Karl Mommer. Zuletzt gelang dies im Jahr 1972 Gunter Huonker. Die CDU schickte im Jahr 1969 die spätere Landesministerin Annemarie Griesinger ins Rennen. Seit 1976 ist sie stets stärkste Partei.