Der 25 Jahre alte Sindelfinger Gemeinderat bewirbt sich bei den Grünen im Kreis als Kandidat für die Bundestagswahl.

Sindelfingen - Neben Marc Biadacz (CDU) und Florian Toncar (FDP) könnte bald auch ein dritter Aspirant für die kommende Bundestagswahl feststehen: Der Sindelfinger Tobias Bacherle möchte für die Grünen nach Berlin. Anders als Biadacz und Toncar, die den Kreis bereits seit der letzten Wahl in Berlin vertreten, hatte es Bacherle damals nicht geschafft.

 

Dieses Mal ist der 25-Jährige zuversichtlich. Als Spitzenkandidat der Grünen Jugend möchte er sich einen guten Platz auf der Landesliste sichern. Vor vier Jahren stand er auf Platz 18 bei den Grünen, doch nur die ersten 13 schafften den Sprung in den Bundestag. „Ich bin sicher, dass dieses Mal auch Platz 18 langen würde.“ Doch Bacherle strebt einen besseren Platz an. Die Nagelprobe wird in drei Wochen sein, wenn die Grüne Landesjugend ihre Kandidaten kürt. Er rechnet sich gute Chancen aus, als deren Spitzenkandidat nominiert zu werden.

25 Jahre jung, viele Jahre Politik-Erfahrung

Noch wurde er von seiner Partei im Kreis nicht nominiert, doch das ist wohl nur eine Formsache. Denn Bacherle, der sich bereits vor vier Jahren gegen zwei grüne Mitbewerber im Kreis durchgesetzt hatte, hat seither an politischem Gewicht gewonnen. Im Sindelfinger Gemeinderat redet er bereits seit sechs Jahren mit, im vorigen Jahr übernahm er die Führung der Fraktion. Auch in der Landesorganisation der Grünen Jugend hat er sich profiliert. Drei Jahre war er im Vorstand, scheiterte im vergangenen Jahr aber mit seiner Kandidatur als Landessprecher. Für die Europawahl hatte er die Kampagne für den baden-württembergischen Spitzenkandidaten Michael Bloss organisiert, und er arbeitet weiter für den Europaabgeordneten. Nebenbei versucht Bacherle, sein Studium der Politik und Medienwissenschaften abzuschließen.

Anders als vor vier Jahren, als er ausdrücklich dafür antrat, „die Interessen junger Leute zu vertreten“, sieht er sich heute als Kandidat für alle. Mit drei Themen zieht er in den Wahlkampf: die Neustrukturierung der Automobilindustrie, die Außenpolitik mit Schwerpunkt Flüchtlinge und die Digitalisierung.

Mit Wandel in der Automobilbranche Arbeitsplätze erhalten

„Ich will die Arbeitsplätze in der Autoindustrie erhalten“, sagt er. Gerade deshalb sei es wichtig, auf neue Antriebe und neue Formen der Mobilität zu setzen. „Wir sind vor allem das Land der Innovationen.“ Doch genau daran fehlt es ihm aktuell in der Autobranche. Bei der Digitalisierung geht es ihm nicht nur um eine bessere Infrastruktur, sondern auch „um Medienkompetenz“. Diese fehle vor allem vielen Älteren. Fake-News zu erkennen müsse ein Bestandteil aller Fortbildungen sein, fordert er.

Ein Herzensanliegen ist ihm die Situation der Flüchtlinge in Moria und auf Samos, zu dem Sindelfingen gute Beziehungen pflegt. „Wenn Menschen in der Pandemie ohne Wasser in Lagern leben, dann ist das unsere Angelegenheit. Unsere Verantwortung endet nicht an der deutschen und auch nicht an der europäischen Grenze.“