Seit 2002 sitzt Michael Hennrich aus dem Landkreis Esslingen für die CDU als Abgeordneter in Berlin. Auch bei der kommenden Bundestagswahl wird er mit größter Wahrscheinlichkeit der Stimmenkönig im Wahlkreis Nürtingen.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Er ist kein Mann der lauten Töne. Auch kann man Michael Hennrich nicht vorwerfen, dass er sich ständig ins Rampenlicht drängen würde. Hennrich setzt vielmehr auf Argumente, gelegentlich auch auf solche, erzählt er lächelnd, mit denen er auch in seiner eigenen Partei, der CDU, auf Widerstand stoße. Aber in seinem Gebiet, in dem sich Hennrich seit seiner ersten Wahl zum Bundestagsabgeordneten im Jahr 2002 auf dem Berliner Parkett bewegt, spielt die Parteipolitik nicht eine derart dominante Rolle wie in anderen Politikfeldern.

 

Dienstältester Gesundheitspolitiker der CDU

Denn Michael Hennrich ist Gesundheitspolitiker – und das nicht nur mit Leib und Seele, sondern auch mit einem ziemlich langen Atem. Dass er mittlerweile der dienstälteste Gesundheitspolitiker in seiner Partei ist, helfe ihm dabei, sich Gehör zu verschaffen. Hennrich: „Ich kenne mich eben in der Materie aus, und das erkennen die Kollegen an.“ Logisch wäre es deshalb, wenn er in der kommenden Legislaturperiode das in seiner Partei frei werdende Amt des gesundheitspolitischen Sprechers übernehmen würde. Entsprechende Erwartungen sind auch schon an den 52-jährigen Kirchheimer gestellt worden. Aber Hennrich will sich nach seiner Wiederwahl, die im Wahlkreis Nürtingen trotz starker Konkurrenz von SPD, Grünen und FDP außer Frage steht, lieber weiterhin als stellvertretender Sprecher und CDU-Obmann um seinen Bereich kümmern.

Zwei Themen liegen ihm dabei besonders am Herzen: das Versandhandelsverbot für rezeptpflichtige Arzneimittel und die Abschaffung der, so Hennrich, „zwar so gar nicht existierenden, von den Menschen aber gefühlten Zwei-Klassen-Gesellschaft in der medizinischen Versorgung.“ Gerade bei diesem Thema, das ist ihm bewusst, gilt es, dicke Bretter zu bohren. Die von der Bundesregierung geschaffenen Termin-Servicestationen hält er für den falschen Weg. Hier werde lediglich eine zusätzliche Bürokratie aufgebaut. Hennrich hat seinerseits ein Modell entwickelt, dass die unterschiedlichen Gebührenordnungen zusammenführen will. „Das ist natürlich mit vielen Ängsten verbunden“, weiß er. Wenn er sich aber intensiv mit Fachleuten über sein Modell auseinandersetze, erhalte er letztlich viel Zustimmung.

In Kirchheim daheim

Überhaupt ist ihm der Kontakt zu den Bürgern und zur medizinischen Basis wichtig: „Ein Gespräch hier in Kirchheim bringt mir mehr als ein Tag mit Lobbyisten in Berlin“, sagt Hennrich.

Gefragt nach seinem Lebensmittelpunkt, kommt denn auch spontan die Antwort: „Kirchheim“. Hier könne er ungefiltert reden, hier leben seine Frau und seine beiden mittlerweile fast erwachsenen Söhne. So sind ihm auch die anderen Probleme, die die Menschen im Wahlkreis beschäftigen, durchaus bekannt. Der Ausbau der Breitbandversorgung, bei der der Landkreis Esslingen vor 15 Jahren noch führend war, sei im Vergleich zu anderen Landkreisen und Bundesländern in den vergangenen Jahren nicht so intensiv verfolgt worden, wie das für diesen wirtschaftsstarken Raum erforderlich wäre.

Die Lust an der großen Politik hat Hennrich auch nach 15 Jahren Berlin nicht verloren: „Anders als in meinem früheren Beruf als Anwalt, in dem ich ja oft Einzelinteressen verfolgen musste, steht für uns Bundestagsabgeordnete absolut das Gemeinwohl im Vordergrund. Das schätze ich sehr.“

Die Lage vor der Wahl:

Lieblingsort:
Der eigene Garten ist der Ort, in dem sich der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Hennrich am wohlsten fühlt. Allerdings lässt er auch in der Panoramatherme in Beuren gerne die Seele baumeln.

Ausgangslage:
Anders, als im Wahlkreis Esslingen, in dem der CDU-Mann Markus Grübel keine Konkurrenz fürchten muss, haben im Wahlkreis Nürtingen gleich vier Kandidaten gute Chancen, in den Bundestag einzuziehen.

Herausforderer:
Nils Schmid tritt für die SPD an und ist über die Landesliste abgesichert. Matthias Gastel will für die Grünen nach Berlin. Renata Alt hat ebenfalls gute Chance, über die FDP-Liste in den Bundestag zu kommen.