Die FDP setzt im Wahlkreis Esslingen auf Stefan Schreckenbauer. Bisher ist er im Kreis Esslingen noch nicht öffentlich in Erscheinung getreten. Über den Umweltaktivisten Carl Amery hat er den Einstieg in die Politik gefunden.

Esslingen - Keine Geringere als Claudia Roth ist schuld daran, dass Stefan Schreckenbauer heute in den Reihen der FDP und nicht etwa bei den Grünen im Wahlkreis Esslingen für den Bundestag kandidiert. So ganz stimmt das zwar nicht, zumindest aber ist die Bundesvorsitzende vom Bündnis 90/Die Grünen der Auslöser dafür gewesen, dass Schreckenbauer der Grünen Jugend den Rücken gekehrt hat.

 

Der heute 32-Jährige, der aus dem Chiemgau stammt, war vor zwölf Jahren in den Jugendverband eingetreten. Dann kam die bayerische Landtagswahl 2003. Der Auftritt von Claudia Roth an einem Wahlkampfstand habe ihn ziemlich verschreckt, erzählt Schreckenbauer. „Das ist nicht mein Club“, habe er sich hernach gedacht und die Konsequenzen gezogen. Bis zu seinem Eintritt in die FDP jedoch sollten noch sechs Jahre verstreichen.

Liberale Maximen aus der Studentenverbindung

„Leb wohl, geliebtes Volk der Bayern“. Das ist der Titel eines Buches von Carl Amery, das Stefan Schreckenbauer in seiner Esslinger Wohnung auf dem Tisch liegen hat. Das Buch hat der Bewerber als einen von drei für ihn besonders wichtigen Gegenstände ausgewählt. Die kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte Bayerns des 2005 gestorbenen Schriftstellers und Mitbegründers der Grünen ist 1980 erschienen. „Carl Amerys Bücher haben mich dazu gebracht, mich politisch zu engagieren“, sagt Schreckenbauer, der seit drei Jahren mit seiner Frau in Esslingen lebt.

Kennengelernt haben sich die beiden beim Studium in Konstanz. Neben Amerys Buch liegt das Band der katholischen Studentenverbindung KDStV Bodensee. Dort hatte Stefan Schreckenbauer eine Heimat gefunden. „Freiheit und Verantwortung“ – diese liberale Maxime habe auch in der Verbindung gegolten, erklärt der 32-Jährige, der hobbymäßig Tennis und Fußball spielt sowie bevorzugt in Geschichtsbüchern schmökert und deutsche Literatur liest. „Durch die Verbindung habe ich einen sehr großen Freundeskreis gewonnen. Diese Freundschaften bedeuten mir sehr viel“, sagt Stefan Schreckenbauer.

Sieben bis acht Prozent sagt er für die FDP voraus

Mit Astrologie hat der FDP-Kandidat zwar nichts am Hut, dafür guckt er gerne mit dem Teleskop an den Nachthimmel. Und wenn ihn die Sterne nicht trügen, dann schafft die FDP auch diesmal wieder den Einzug in das Parlament. „Sieben bis acht Prozent werden wir schon kriegen“, sagt Schreckenbauer voraus, wobei er weiß, dass er persönlich nicht die allerbesten Karten auf der Hand hält. Sein Listenplatz ist nicht so hoch, dass er bei diesem Ergebnis nach Berlin fahren könnte. Trotzdem will er sich für einen Erfolg der Gesamtpartei mit vollem Einsatz hinter den Wahlkampf klemmen.

Vielleicht geschieht auch ein Wunder. Der Glaube an Wunder ist Stefan Schreckenbauer zumindest nicht fremd. Als dritten Gegenstand präsentiert der Bewerber einen Rosenkranz, den er von seiner verstorbenen Großtante geschenkt bekommen hat. „Ich verbinde damit auch meine Familie, da denke ich gleich immer an daheim“, erklärt Schreckenbauer. „Mein Glaube ist mir wichtig“, sagt der Kandidat, „auch wenn mich die Kirche als Liberaler immer wieder auf die Probe stellt.“ So spricht sich Schreckenbauer etwa klar für eine Gleichbehandlung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften aus.

Energiepolitik, Haushalt und Bürgerrechte

Die Energiepolitik ist ein Schwerpunkt des Ingenieurs. Die Energiewende findet er im Grundsatz richtig. Trotzdem geschehe vieles übereilt, den notwendigen Netzausbau etwa habe man bisher unterschätzt. „Es ist nicht alles ganz durchdacht“, kritisiert Schreckenbauer.

Die Haushaltspolitik und Bürgerrechte sind weitere Steckenpferde Stefan Schreckenbauers. Letztere gelte es, gerade vor dem Hintergrund des jüngsten Abhörskandals um den amerikanischen Geheimdienst NSA, zu verteidigen. Ebenfalls am Herzen liegt dem 32-Jährigen die Generationengerechtigkeit. „Aus der Perspektive der Jungen wird darüber viel zu selten geredet“, findet Schreckenbauer. Apropos reden. Wenn geredet wird, dann Klartext, fordert er. „Um den heißen Brei reden mag ich gar nicht.“ Ebenso wenig wie über „die da oben“ zu mosern und nicht mitzugestalten. Auch das hat Stefan Schreckenbauer wie so vieles bei Carl Amery gelernt.

Ein bodenständiger Ingenieur

Wurzeln:
Im April 1981 ist Stefan Schreckenbauer als Sohn eines Schreiners und einer Hausfrau in Trostberg/Chiemgau geboren. Eigenen Angaben zufolge ist er „bodenständig“ erzogen worden. Im Jahr 2010 zog Schreckenbauer mit seiner Frau nach Esslingen.

Studium:
Auf die mittlere Reife und eine Ausbildung zum Chemielaboranten folgte die Fachhochschulreife. Stefan Schreckenbauer studierte an der Fachhochschule Konstanz Verfahrens- und Umwelttechnik. Die Diplomarbeit bei dem Automobilbauer Audi schloss er im Jahr 2008 ab. Bevor Stefan Schreckenbauer das Diplomstudium am Bodensee angehen konnte, diente er neun Monate bei der Gebirgstruppe der Bundeswehr.

Berufliches:
Seit Ende 2010 arbeitet Stefan Schreckenbauer im Energiemanagement des Eigenbetriebs Städtische Gebäude Esslingen (SGE). Dort kümmert er sich um die energetische Effizienz der städtischen Gebäude. Zuvor war er als Projektingenieur in unterschiedlichen Unternehmen tätig gewesen.

Politisches:
Die Themen Energie und Umweltschutz liegen dem Bundestagskandidaten auch politisch sehr nahe. Stark macht sich der stellvertretende Vorsitzende des Esslinger FDP-Ortsverbands für eine Erneuerung der Marktwirtschaft. Weniger Subventionen, weniger Steuern, weniger Bürokratie und mehr Hilfe zur Selbsthilfe sind einige Schlagworte. Das Soziale neu denken ist eine weitere Forderung, beispielsweise dürfe der Staat nur den wirklich Schwachen unter die Arme greifen.

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