Die Grünen-Kandidaten im Landkreis Esslingen haben auch keine Bäume ausgerissen. Ob es im Wahlkreis Nürtingen für Matthias Gastel zum Einzug ins Parlament reicht, entscheidet sich erst im Laufe der Nacht.

Leinfelden-Echterdingen - Aus der Gaststätte Ratsstuben in Leinfelden-Echterdingen dringt heftiger Beifall. Er gilt nicht Matthias Gastel, dem Bundestagskandidaten von Bündnis 90/Die Grünen, der im Hinterzimmer gemeinsam mit seinen Parteifreunden auf die ersten Hochrechnungen aus Berlin wartet. Er gilt dem Hobbymusiker, der gerade einer im Saal feiernden Geburtstagsgesellschaft das Frank-Sinatra-Bekenntnis „I did it my way“ vorgetragen hat. Wohin der Weg des Matthias Gastel führt, wird bis spät in die Wahlnacht hinein nicht klar sein.

 

Ein Sitz im Deutschen Bundestag, das war sein Ziel und die Fahrkarte nach Berlin schien mit dem Landeslistenplatz 10 schon gelöst. „Das wird eine Zitterpartie“, schwant es dem Kandidaten gestern schon gegen 18.20 Uhr, als Uwe Janssen, der Mann am Laptop, die ersten Prognosen zum Grünen-Landesergebnis ausgemacht hat. 10,5 Prozent, nur zweieinhalb Prozent über dem mageren Bundesergebnis, das ist in Kretschmann-Land sogar noch mehr als mager. Angesichts des 20-Prozent-Sockels, auf dem sich die Grünen im Land zuletzt wähnten, hatte niemand mit diesem Einbruch gerechnet.

„Wir sind in die Opposition gewählt worden“

„Es gibt eine Partei, die CDU, die klar gewonnen hat. Und es gibt daneben noch eine Partei, die SPD, die zugelegt hat. Daraus leite ich einen klaren Wählerauftrag ab – und der lautet Große Koalition“, sagt Gastel in einer ersten Stellungnahme. „Wir sind in die Opposition gewählt worden“, schiebt er nach. Das sei eine herbe Enttäuschung. Auch Gastel selbst hat in seinem Wahlkreis Nürtingen, bei einem Erststimmenanteil von 9,9 Prozent nichts gerissen.

Jürgen Menzel, der Grünen-Kandidat im Wahlkreis Esslingen, sieht sich dagegen durch das persönliche Abschneiden gestärkt. Die Esslinger Grünen hätten mit seiner Nominierung auf die Kernthemen der Partei gesetzt. Aus dem Ergebnis, 11,1 Prozent Erststimmenanteil im Wahlkreis, gut 13 Prozent in der Stadt Esslingen, schöpfe er Energie, um die Energiepolitik in der Stadt und im Kreis weiter voranzutreiben, kalauert der Energiefachmann. Mag sein, dass seine Parteifreunde in der Analyse auch zu dem Schluss kommen werden, dass der Schwerpunkt Energiepolitik mehr Wählerstimmen verspricht, als Steuerpolitik. Mit seinem Bekenntnis aber, der Wahlkampf habe „Spaß gemacht und die Lust auf mehr geweckt“, dürfte er gestern Abend zumindest ziemlich allein auf grüner Flur gestanden haben.