Viele Städte im Landkreis Ludwigsburg appellieren an die Bürger, wegen der kurzen Fristen möglichst persönlich zur Stimmabgabe zu erscheinen. In Vaihingen an der Enz kann man das bei manchen Wahllokalen mit einem kleinen Imbiss verbinden.
Warum nicht mal das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden? In Vaihingen an der Enz und seinen Stadtteilen ist das am 23. Februar bei der Bundestagswahl möglich. Ein paar Kindergärten bieten vor manchen Wahllokalen Kuchen an, in Horrheim, wo in diesem Jahr in den Räumen der Weingärtnergenossenschaft gewählt werden kann, stehen Rote Wurst und gute Tropfen zum Verkauf. Und davon profitieren gleich drei Seiten: Die Wähler, weil sie ihre Stimmabgabe mit einem kleinen Imbiss in netter Gesellschaft kombinieren können; die Kindergärten und die Weingärtnergenossenschaft, weil sie so ein bisschen Geld einnehmen können – und die Stadtverwaltung, weil die direkte Stimmabgabe deutlich weniger Arbeit macht als die Briefwahl.
Annemarie Sattler, die in der Stadt an der Enz den Bürgerservice leitet, und Andrea Chatzigeorgiou vom Wahlamt verbinden damit eine ganz konkrete Hoffnung: „Vielleicht kommen wir dahin zurück, am Wahlsonntag einen Familienspaziergang ins Wahllokal zu machen und sich gegebenenfalls dort noch mit Kuchen einzudecken.“
Briefwahl ist eine Ausnahme, die immer beliebter wird
Eigentlich ist die Möglichkeit der Briefwahl für diejenigen gedacht, die aus gesundheitlichen oder anderen Gründen – etwa wegen Urlaubs oder eines Wohnsitzes im Ausland – nicht persönlich ins Wahllokal kommen können. Ungeachtet dessen steigt die Zahl der Briefwähler in Deutschland an. Waren es beispielsweise bei der Europawahl 1994 nur stark zehn Prozent, lag ihr Anteil bei der Europawahl 2024 bei fast 38 Prozent.
Auch andere Städte im Landkreis Ludwigsburg appellieren an die Bürger, dieses Mal möglichst direkt in die Wahllokale zu kommen. Das Wahlamt in Bietigheim-Bissingen weist darauf hin, „dass die Zeit für die Beantragung und Ausstellung der Briefwahlunterlagen in diesem Jahr sehr knapp bemessen ist, da aufgrund des vorgezogenen Wahltermins und der damit verbundenen kürzeren Fristen zur Einreichung und Zulassung der Wahlvorschläge die Stimmzettel erst Anfang Februar gedruckt und an die Kommunen geliefert werden“. Kalkuliere man dann noch die üblichen Postlaufzeiten ein, könne es knapp werden, bis die Unterlagen erst bei den Wahlberechtigten und dann wieder beim Wahlamt eingegangen seien.
Postlaufzeiten sollten nicht unterschätzt werden
Die Stadt Ludwigsburg weist ebenfalls darauf hin, dass man bevorzugt vor Ort seine Stimme abgeben solle. Denn: „Die größte Herausforderung stellt bei dieser Wahl die Abwicklung der Briefwahl dar“, ist auf der Homepage zu lesen. Die Kornwestheimer Stadtverwaltung bittet „aufgrund der engen Taktung und der Postlaufzeiten, wenn möglich, die Urnenwahl ... wahrzunehmen. Sollte die Briefwahl genutzt werden, empfiehlt sich die persönliche Abholung der Unterlagen im Rathaus.“
Die Verwaltung der Stadt Remseck hat auf einen Appell zur Urnenwahl letztendlich verzichtet. Philipp Weber von der Stabsstelle Öffentlichkeit erklärt dazu, man habe sich für den deutlichen Hinweis auf verkürzte Fristen entschieden. „Dadurch machen wir aus unserer Sicht den Wählerinnen und Wählern klar, dass es eventuell zeitlich knapp wird. Somit kann jede und jeder selbst entscheiden, ob er oder sie Briefwahl beantragen möchte oder den Gang zur Wahlurne bevorzugt.“ Auf der Homepage der Stadt wird außerdem betont: „Anträge von Wählern, deren Unterlagen ins Ausland verschickt werden müssen, werden bevorzugt behandelt und unmittelbar nach Erhalt der Stimmzettel versandt.“ Auch das macht deutlich, dass die Stimmabgabe vor Ort dieses Mal die bessere Wahl sein kann.