Die CDU-Kandidaten sind favorisiert, doch auch Grüne und AfD haben gute Chancen, es über einen der zwei Wahlkreise im Rems-Murr-Kreis in den Bundestag zu schaffen. Wer bangt, wer sicher sein dürfte – ein Überblick der Bewerber.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

In zweieinhalb Wochen, am Sonntag, 23. Februar, stehen die Bundestagswahlen an. Der Rems-Murr-Kreis ist dabei in zwei Wahlkreise eingeteilt: Waiblingen sowie Backnang/Schwäbisch Gmünd. Ein Überblick über die Bewerber und ihre möglichen Aussichten.

 
 

Wahlkreis Waiblingen (Nr. 264):

  • Christina Stumpp (CDU): Die 37-Jährige strebt ihre Wiederwahl an. Seit September 2022 ist die frühere Referentin des Landwirtschaftsministers Peter Hauk stellvertretende Generalsekretärin ihrer Partei. Bei der Bundestagswahl 2021 gewann die Verwaltungswirtin das Direktmandat mit 29 Prozent der Erststimmen.
  • Urs Abelein (SPD): Der 33-jährige Ingenieur und Waiblinger Gemeinderat erzielte 2021 mit 22,7 Prozent der Erststimmen den zweiten Platz. Er kandidiert erneut, jedoch auf Listenplatz 35 der Landesliste, was seine Chancen auf einen Einzug in den Bundestag schmälert.
  • Sarah Heim (Bündnis 90/Die Grünen): Die 28-jährige ehemalige Landesvorsitzende der Grünen Jugend Baden-Württemberg hat einen Master in Katastrophenvorsorge. Sie lebt in Fellbach und steht auf Platz 23 der Landesliste, was als wenig aussichtsreich gilt.
  • Prof. Dr. Stephan Seiter (FDP): Der 61-jährige Wirtschaftswissenschaftler und aktuelle Bundestagsabgeordnete aus Fellbach strebt eine zweite Amtszeit an. Mit Listenplatz 9 hat er durchaus moderate Chancen, ist aber stark abhängig vom Abschneiden seiner Partei.
  • Lars Haise (AfD): Der 36-jährige Vorsitzende der AfD Rems-Murr und Stadtrat in Schorndorf kandidiert auf Listenplatz 10 der Landesliste, was ihm bei einem ähnlichen Ergebnis wie 2021 (9,6 Prozent in Baden-Württemberg) den Einzug in den Bundestag ermöglichen könnte.
  • Avra Emin (Die Linke): Die 28-jährige Sozialarbeiterin ist in Kamishli (Syrien) geboren und lebt in Fellbach. Mit Listenplatz 9 und den aktuellen Umfragewerten der Partei sind ihre Chancen jedoch gering.
   

Wahlkreis Backnang Schwäbisch Gmünd (Nr. 269)

  • Ingeborg Gräßle (CDU): Die amtierende Bundestags- und frühere Europaabgeordnete gewann 2021 das Direktmandat mit 30,5 Prozent der Erststimmen. Die Chancen der 64-jährigen ehemaligen Journalistin, die in Schwäbisch Gmünd lebt, stehen gut, das Mandat zu verteidigen.
  • Tim-Luka Schwab (SPD): Der 24-jährige Geschichts- und Politikwissenschaftler erzielte 2021 respektable 24,4 Prozent der Erststimmen. Ohne sicheren Listenplatz ist er jedoch auf einen Direktwahlsieg angewiesen, der angesichts der aktuellen Umfragen eher unwahrscheinlich erscheint.
  • Ricarda Lang (Bündnis 90/Die Grünen): Die 31-jährige ehemalige Bundesvorsitzende der Grünen mit Wohnsitzen in Berlin und Schwäbisch Gmünd kandidiert erneut im Wahlkreis Backnang/Gmünd. Sie steht direkt hinter ihrer Nachfolgerin als Grünen-Chefin, Franziska Brantner, auf Listenplatz 2 der Landesliste in Baden-Württemberg, was ihren Einzug in den Bundestag nahezu sichert.
  • Ruben Hühnerbein (FDP): Der 45-jährige IT-Systembetreuer aus Murrhardt kandidiert für die FDP. Mit Listenplatz 29 sind seine Chancen auf ein Mandat mehr als gering.
  • Ruben Rupp (AfD): Der 34-jährige Kaufmann und Landtagsabgeordnete aus dem Ostalbkreis steht auf Listenplatz 5 der Landesliste, was ihm bei einem entsprechenden Wahlergebnis am 23. Februar den Einzug in den Bundestag ermöglichen dürfte.
  • Nina Eisenmann (Die Linke): Die 30-jährige Friseurmeisterin kandidiert für Die Linke. Mit Listenplatz 15 und den aktuellen Umfragewerten der Partei sind ihre Chancen auf ein Mandat sehr gering. https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.ricarda-lang-wahlkreis-interview-backnang-schwaebisch-gmuend.203526ea-fad0-4624-ba85-5b5c1bc77b03.html Das Fazit:  Die CDU hat im Rems-Murr-Kreis traditionell starke Positionen in beiden Wahlkreisen. Christina Stumpp und Ingeborg Gräßle dürften gute Chancen haben, ihre Direktmandate zu verteidigen. Ricarda Lang von den Grünen dürfte aufgrund ihres guten Listenplatzes nahezu sicher erneut ein Ticket für den Bundestag lösen.  Die AfD-Kandidaten Lars Haise und Ruben Rupp könnten ebenfalls über die Landesliste einziehen, abhängig vom Abschneiden ihrer Partei. Für die Kandidaten von SPD, FDP und Die Linke stehen die Chancen hingegen weniger günstig, da sie entweder auf hinteren Listenplätzen stehen oder auf einen unwahrscheinlichen Direktwahlsieg angewiesen sind.
 

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Wählerinnen und Wähler am 23. Februar entscheiden und welche Auswirkungen die Wahlrechtsreform auf die Zusammensetzung des Bundestages haben wird.

Das Wahlrecht

Erststimme
Mit der Erststimme wird bei der Bundestagswahl der Direktkandidat eines Wahlkreises gewählt. Baden-Württemberg ist in 38 Wahlkreise unterteilt, der Rems-Murr-Kreis in zwei.

Zweitstimme
Mit der Zweitstimme wird die Stärke der jeweiligen Parteien im Parlament bestimmt. In Baden-Württemberg sind 16 Parteien zugelassen. Je mehr Zweitstimmen eine Partei in einem bestimmten Bundesland holt, desto mehr Kandidaten aus diesem Bundesland darf sie nach Berlin entsenden. Man kann für Baden-Württemberg grob davon ausgehen, dass jedes Prozent etwa einen Sitz wert ist.

Neu
Bei der Bundestagswahl 2025 gilt erstmals das Prinzip der Zweitstimmendeckung: Direktmandate müssen durch Zweitstimmen gedeckt sein. Das heißt: Derjenige, der in einem Wahlkreis die meisten Stimmen holt, muss nicht automatisch in den Bundestag einziehen. Wenn eine Partei mehr Direktmandate gewinnt, als ihr nach Zweitstimmen zustehen, könnten die Wahlkreissieger mit den schlechtesten Erststimmenergebnissen möglicherweise nicht in den Bundestag einziehen. Ziel der Reform ist eine Verkleinerung des Bundestags.