Vor den Bundestagswahlen sind unsere Reporter die A81 entlang durch Baden-Württemberg gefahren. Und haben die Menschen gefragt, was sie bewegt. Dieses Mal: Gottmadingen.

Gottmadingen - Der Ortseingang ist die Visitenkarte einer Gemeinde – für einen Besucher zählt der erste Eindruck. Im Fall von Gottmadingen signalisiert dieser erste Blick Kaufkraft und Wohlstand. Große Einkaufszentren säumen an beiden Ortseingängen die Hauptstraße. Drogerien, Kleider- und Schuhgeschäfte, Lebensmittel-Discounter – doch alles wirkt etwas überdimensioniert für eine Gemeinde von rund 3000 Einwohnern.

 

Ein Blick auf die Kennzeichen der Autos macht deutlich, woher der Boom rührt: Es sind Einkaufstouristen aus der Schweiz, die ihre vollen Einkaufswagen über die Parkplätze schieben und in Gottmadingen vor allem an den Wochenenden lange Staus verursachen. Die Grenze ist nur einen Steinwurf entfernt.

Diese Pendler seien ein Fluch und ein Segen, sagt Gerhard Behnke, im Hauptberuf Lehrer und passionierter Countryrock-Sänger. Auf der einen Seite ist der Verkehr, aber die Schweizer Gäste ließen viel Geld in Gottmadingen liegen. Und Geld bedeute Arbeitsplätze.

Viele Friseure und gute Zugverbindungen in die Nachbarstadt Singen

Der Strom der kaufkräftigen Besucher hat sich längst auf die gesamte Struktur der Gewerbebetriebe ausgewirkt, beobachtet Behnke. So ist die Dichte an Friseurgeschäften erstaunlich hoch in Gottmadingen, denn nicht nur die Waren, auch die Dienstleistungen sind in Deutschland billiger als in der Schweiz.

Iris Gabriel ist eine der zahlreichen Friseurinnen. Sie glaubt, dass Gottmadingen so viele Friseure habe, wie der Ort eben brauche, und blickt mit einer stoischen Gelassenheit auf ihre Heimatgemeinde. Sie bemängelt allerdings, dass die Preise durch die Nähe zur Schweiz im Allgemeinen in die Höhe getrieben würden. Eine Kundin stimmt ihr da zu, es sei kaum mehr möglich, eine bezahlbare Wohnung zu finden.

Und die Jugend? Es lebe sich gut in dem Ort, sagt eine Mädchengruppe einhellig. Und was ist das Beste an Gottmadingen? Antwort: Die guten Zugverbindungen in die Nachbarstadt Singen, wo man abends wenigstens ein bisschen was erleben könne.

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