Nichts dominiert das Stadtbild derzeit stärker als die Wahlplakate der Parteien. Manchem Passanten kommt es so vor, als gebe es zahlenmäßig Unterschiede. Aber hängen manche Kandidatengesichter tatsächlich häufiger am Laternenmast als andere?

Esslingen - Schlendert man durch die Innenstadt oder fährt über die Esslinger Ringstraße, wird man manchmal das Gefühl nicht los, manches Politikergesicht häufiger als andere zu sehen. Was erlaubt ist und an welche Regeln sich die plakatierenden Parteien halten müssen, regelt jede Kommune unterschiedlich. Doch wie gut ist lässt sich das gelenkte Chaos eigentlich kontrollieren?

 

In Wahlkampfzeiten gilt wenige Wochen vor der Wahl eine Sondernutzungserlaubnis. In Esslingen trat diese am 11. August in Kraft. An jenem Freitagabend um 18 Uhr gab die Stadt den Startschuss zum Plakatieren und zeitgleich dürfte der Vorrat an Kabelbindern und Klebebändern in den Baumarktregalen den niedrigsten Stand des Jahres erreicht haben.

Zahl der Plakate ist klar reglementiert

Jede kandidierende Partei darf in der Stadt insgesamt 200 Plakate aufhängen, 80 davon innerhalb des Altstadtrings samt Ringstraße und 120 im übrigen Stadtgebiet. Vorgeschrieben ist zudem, an welchen Stellen nichts angebracht werden darf. Tabu sind Bäume, denkmalgeschützte Bauten, Verkehrszeichen und Ampeln, aber auch die Agnesbrücke. Die Liste ist lang.

Damit sich auch alle Parteien daran halten, kontrollieren Mitarbeiter des Esslinger Ordnungsamtes die Zahl der Werbeträger. Manchmal zählen auch Bürger nach und melden sich mit einer Beschwerde bei der Stadt. Bei der vergangenen Wahl hätten sich auch die Parteien mit Argusaugen beobachtet und Verstöße gemeldet, erinnert sich der FDP-Kandidat Sven Kobbelt.

Beschwerden bleiben bislang aus

„Bisher gab es noch keine berechtigten Beschwerden, nur eine Anfrage, ob alle Parteien gleich viele Plakate aufhängen dürfen“, sagt Waltraud Martin vom Esslinger Ordnungsamt. Doch warum beschleicht einen immer wieder das Gefühl, dass einen manche Kandidatengesichter häufiger anlachen als andere?

Vielleicht liegt es an den unterschiedlichen Strategien, die die großen Parteien in Esslingen verfolgen. So versuchen manche ihre Kandidatinnen offensiver ins Bewusstsein z u rücken, indem sie – wie etwa die SPD – ausschließlich Regina Rapps Abbild auf die Laternenmasten heben. „Wir haben uns dazu entschlossen, erst auf unsere weibliche Kandidatin zu setzen, tauschen jetzt aber nach und nach einige der Plakate gegen welche mit Martin Schulz aus“, erklärt Daniel Blank, der stellvertretende Vorsitzende des SPD-Ortsvereins. Das erlaubte Kontingent habe man gleich ausgeschöpft. „Man muss natürlich aufpassen, dass es die Leute nicht nervt“, gibt Blank zu.

Autofahrer im Visier

Um die Wählergunst wetteifern die Parteien in der Innenstadt und dort, wo viel Autoverkehr herrscht. So reihen sich die Plakate entlang der Ringstraße, entlang der Esslinger Buslinien aber auch dort, wo es viele Fußgänger gibt, denn nicht jeder potenzielle Wähler habe ein Auto, betont Martin Auerbach, der Kandidat der Linken im Wahlkreis Esslingen. Seine Partei setzt auf eine Vielfalt an Motiven. Acht an der Zahl sind es aktuell. Auf mehrere unterschiedliche Motive setzt man auch bei der FDP. „Für uns sind die Hauptdurchfahrtsstraßen wichtig. Jeder, der in die Stadt ein und ausfährt, soll sie sehen“, sagt der FDP-Kandidat Sven Kobbelt.

Was das übrige Stadtgebiet angeht, hat es nicht jeder gleich eilig. Laut Auerbach würden die 120 Wahlplakate dort nach und nach angebracht. Bei der CDU hofft man auf noch unentschlossene Wähler und bewertet daher alle Stadtteile als gleich wichtig. „Wir sind gemäßigt durch alle Stadtteile gegangen“, erklärt die CDU-Stadtverbandsvorsitzende Margot Kemmler.

Schluss mit Postern ist übrigens am 26. September. Dann müssen die Plakate wieder abgehängt werden.