Die Stadtverwaltung erwartet, dass von den Wahlberechtigten in Stuttgart rund 45 Prozent den Bundestag auf diese Weise wählen wollen. Der sprunghafte Anstieg hat Gründe.

Stuttgart - Der Trend zur Briefwahl setzt sich fort – und zwar mit aller Macht. Zur bevorstehenden Bundestagswahl am 26. September rechnet das für die Wahlabwicklung zustände Statistische Amt der Stadt Stuttgart mit insgesamt etwa 170 000 Anträgen auf Briefwahl. Am Dienstag um 18 Uhr waren bereits gut 141 000 Anträge eingegangen. Inzwischen geht die Zahl stramm in Richtung 150 000.

 

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Schon das sind fast 40 000 mehr als vor vier Jahren, am Ende dürfte die Zunahme bei rund 60 000 Anträgen liegen. 170 000 Anträge auf Briefwahlunterlagen würden bedeuten, dass etwa 45 Prozent aller rund 370 000 Wahlberechtigten in Stuttgart ihre Stimme nicht in einem der Wahllokale abgeben möchten. Wenn man einmal damit rechnet, dass insgesamt rund 300 000 Menschen wählen, könnte es am Ende auf eine Briefwahlquote von über 56 Prozent hinauslaufen. Bei der Bundestagswahl 2017 waren bis zum Wahltag insgesamt 111 159 Anträge auf Briefwahl eingegangen, was 29,5 Prozent der Wahlberechtigten entsprach. 104 619 der insgesamt 376 869 Wahlberechtigten stimmten tatsächlich per Briefwahl ab. Die Briefwahlquote: 27,8 Prozent.

Coronapandemie verstärkt den Trend

Den Trend zur Briefwahl gebe es seit vielen Jahren, sagte Amtsleiter Matthias Fatke unserer Zeitung. Durch die Coronapandemie habe es aber innerhalb dieses Trends noch einen sprunghaften Anstieg gegeben, nämlich bei der OB-Wahl im November 2020 und bei der Landtagswahl im März 2021. Offenbar empfinden die Wähler das Kreuzemachen daheim als komfortabler und sicherer. Die Entwicklung erfordert organisatorische Änderungen beim Wahlamt, auch die Verlagerung von Wahlhelfern. Bei der Bundestagswahl werden 283 Briefwahlvorstände eingesetzt – 176 mehr als bei der Wahl 2017. Damals waren noch 107 Briefwahlvorstände im Einsatz.