Ein Strauß mit roten Blumen, das war am Wahlabend das einzig Habhafte für die Kandidaten der SPD. Wie im Bund und Land wurden die Genossen auch in Stuttgart gerupft und fielen auf Platz drei zurück.

Man war versucht, sich inmitten der Genossen möglichst lautlos und auf leisen Sohlen zu bewegen. Auf einer Trauerfeier will man schließlich nicht stören. Die Stuttgarter SPD traf sich im White Noise im Schwabenzentrum, und alle ahnten schon, dass der Abend nicht sonderlich freudvoll verlaufen würde. Schon das Hoffen auf ein Wunder schien vermessen, gegen die Auferstehung des Olaf Scholz wäre sogar das Verwandeln von Wasser in Wein profan gewesen.

 

Deshalb feierte man sich noch kurz selbst, bevor um 18 Uhr die ersten Zahlen verkündet wurden. Die beiden Kandidaten Lucia Schanbacher und Dietmar Bulat dankten ihren Teams und Helfern, die beiden bekamen vom Kreisverband für ihren Einsatz einen Strauß Blumen, rote natürlich.

Die Genossen warten aufs Ergebnis. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Dass bei Schanbachers Rede dann zunächst das Mikro ausfiel, war sinnbildlich, was soll man auch noch sagen bei einem solchen Ergebnis. Schweigen, als der SPD-Balken in der Prognose beim SWR auftaucht und einfach nicht mehr weiter wachsen will als 16 Prozent. Jubel und Häme dann für die FDP und das BSW, die unter dem Strich bleiben; kurzes Jauchzen beim Ergebnis der Linken. Und in Stuttgart? Da hoffen Schanbacher und Bulat noch, dass die Eindrücke aus dem Wahlkampf nicht trogen. „Mich haben heute noch Passanten angesprochen und gesagt: Ich habe Sie gewählt“, erzählt Schanbacher. Auch Bulat hatte das öfters gehört, als er vermuten durfte angesichts der Umfragen.

Politik als Schattenriss Foto: Lichtgut/ Max Kovalenko

Doch als dann die Zahlen auch für Stuttgart eintrudeln, zeigt sich, dass die Zahlen für die SPD auch in Stuttgart um die 16 Prozent pendeln. Gut fünf Prozent Verlust im Vergleich zu 2021, damals lag man noch vor der CDU. Und der Gewinn der Wahlkreise liegt in weiter Ferne. Schanbacher legt zwar zu im Vergleich zu 2021, aber dennoch war es für sie wohl nur ein kurzer Ausflug nach Berlin, für zwei Monate war sie in den Bundestag nachgerückt. Platz 15 auf der Landesliste wird bei dem Ergebnis der SPD in Baden-Württemberg nicht reichen, Dietmar Bulat war mit seinem Rang 37 ohnehin chancenlos. Einen Trost gibt es, die Wahl der unter 18-Jährigen in Stuttgart hat die SPD gewonnen. Die war zwar nicht repräsentativ, und es gab auch keine Mandate. Aber wenn die Gegenwart schon grau ist, so kann man sich wenigstens mit einer rosaroten Zukunft trösten.