Über die Zukunft von Studium und Ausbildung denken CDU, SPD, Grüne, FDP, Linke und AfD unterschiedlich. Welche Inhalte und Reformen versprechen die etablierten Parteien der jungen Wählerschaft konkret?

Stuttgart - Junge Wähler wollen pragmatische Politik. Von Politikern, die sich in sozialen Medien präsentieren, erwarten sie Professionalität und Authentizität. Das haben Studien der vergangenen Monate gezeigt, zuletzt eine Umfrage von Studierenden der Universität Hohenheim. Doch abgesehen vom Auftreten: Welche Inhalte und Reformen versprechen die etablierten Parteien der jungen Wählerschaft konkret? Wie haben sie sich zu den Themen Studium und Ausbildung positioniert? Einige Schwerpunkte:

 

Wie steht es um die Zukunft des Bafögs?

CDU/CSU berufen sich auf bereits erfolgte Neuerungen: Eine Erhöhung des Bafögs für Studenten sowie Meister-Anwärter wurde im vergangenen Jahr durchgesetzt. Für die SPD, die Linke und die Grünen gehen diese Maßnahmen nicht weit genug. Die Sozialdemokraten wollen beide Förderungen erhöhen, die Grünen möchten die Prozesse entbürokratisieren und streben eine automatische und regelmäßige Erhöhung an. Jedoch solle mittelfristig jeder Unterstützung erhalten, Bedürftige darüber hinaus umso mehr – und das rückzahlungsfrei. Die Linke strebt ein elternunabhängiges, rückzahlungsfreies Bafög an, welches an Veränderungen angepasst werden soll. Vorgeschlagene Höhe: 1050 Euro. Bafög ist bei der AfD kein Thema. Und die FDP möchte ebenfalls eine elternunabhängige Ausbildungsförderung umsetzen. Durch den Wegfall der Bürokratiekosten für das Bafög sowie die Reduzierung von Steuervergünstigungen der Eltern soll den Kindern ein monatlicher Zuschuss von 500 Euro finanziert werden. Wer darüber hinaus noch Unterstützung braucht, sollte die Möglichkeit bekommen, ein Darlehen aufzunehmen.

Wird das Studium kostenpflichtig?

Studiengebühren sind ein kontroverses Thema. Von den meisten Studenten selbstverständlich ungewollt, gelten sie mittlerweile vielerorts ohnehin als abgeschafft. Oder etwa doch nicht? CDU/CSU, SPD und AfD sprechen in ihren Wahlprogrammen die Gebühren für das Studium nicht an. Die Linke betont, gegen jede Art der Studiengebühren zu sein. Auch im Wahlprogramm der Grünen ist festgeschrieben, man lehne Studiengebühren ab. Dazu zählen eigentlich auch die Gebühren für diejenigen Studenten, die nicht aus Deutschland oder einem EU-Land stammen. Doch genau diese werden ab Oktober im grün regierten Baden-Württemberg als erstem Land bundesweit zur Kasse gebeten. Gleiches gilt für Studenten, die ein Zweitstudium beginnen. Die FDP schlägt ein neues Konzept vor: nachgelagerte Studiengebühren. Absolventen sollen nach ihrem Eintritt in die Arbeitswelt und dem Überschreiten einer festgelegten Einkommensgrenze nachträglich Studiengebühren an ihre ehemalige Hochschule zahlen.

Welche neuen Ausbildungskonzepte sehen die Parteien vor?

Die Parteien sind sich weitgehend einig, dass jeder einen Ausbildungsplatz bekommen sollte. Besonders SPD, Linke und Grüne betonen das. Im Fokus der Förderung stehen dual Ausgebildete. Diese haben neben der Arbeit in der Ausbildungsstätte auch regelmäßig theoretischen Unterricht an einer Schule. CDU/CSU möchten durch das „Modell der Höheren Berufsausbildung“ mehr Aufstiegschancen für dual Ausgebildete schaffen, die eine Karriere anstreben. Auch die Sozialdemokraten wollen durch eine Modernisierung der dualen Ausbildung diesen Berufsweg attraktiver machen. Dabei gehen sie noch weiter: Sie wollen die assistierte Ausbildung ausbauen, bei der Betrieb und Auszubildender unterstützt werden, außerdem die Teilzeitausbildung. Zudem soll es eine bessere Ausstattung der Berufsschulen, eine Mindestausbildungsvergütung und eine Stärkung des Meisterbriefs geben. Ein Mindestlohn bei der Ausbildung ist auch ein Thema für die Linke. Anonymisierte Bewerbungsverfahren sollen nach Vorstellung der Linken die gleichen Chancen auf Arbeitsstellen garantieren. Die AfD sieht einen Mangel an Nachwuchskräften in Ausbildungsberufen. Deswegen setzt auch sie auf eine Stärkung des beruflichen Bildungs- und Ausbildungssystems und will die duale Ausbildung attraktiver machen. Die FDP schlägt für Auszubildende die Möglichkeit vor, ins Ausland zu gehen, ganz nach dem Vorbild des Erasmus-Studierendenaustausches innerhalb der Europäischen Union. Die Grünen möchten ein vergünstigtes Nah- und Fernverkehrticket für Auszubildende.