Die Sozialdemokraten setzen bei ihrem Slogan diesmal auf eine

 
Foto: Zweygarth
grammatikalische Stolperfalle: „Das Wir entscheidet.“ Auf dem Weg zur rot-grünen Traumkoalition zeigen sich schon bei der Ansprache der Wähler die Unterschiede in der jeweiligen Partei-DNA: Die Grünen schmiegen sich mit einer wahren Befragungsoffensive an ihr Zielpublikum an: „Ich sag’ Hello Kita! Und Du?“ Während die Grünen uns überall im Joschka-Fischer-Stil („Liebe Freundinnen und Freunde!“) duzen, setzt die SPD auf die umfassende Umarmung: „Wir für mehr Kitaplätze.“

Also Sie und ich und wir alle eben – die Politik der Sozialdemokraten orientiert sich am Gemeinwohl, so die Textbotschaft. Vielsagend ist das dazu ausgewählte Fotomotiv, das eine junge Mutter mit Kind und Kinderwagen zeigt. Die eingefangene Szene soll natürlich wirken, die Mutter blickt in die Kamera, als stehe sie für einen Schnappschuss bereit. Auf das Bild hat sie sich vermeintlich nicht eingestellt: Die Jeans, die sie trägt, wirft an mehreren Stellen Falten, genau wie die blaue Strickjacke, die sie über ihrer geblümten Bluse trägt. Alles an ihr wirkt, als habe sie es eilig gehabt, als sie morgens zu Hause aufgebrochen war.

Im Kinderwagen sitzt ein Kind mit einer etwas dunkleren Hautfarbe, auch in diesem Fall gilt für die SPD: „Das Wir entscheidet.“ All diese optischen Inszenierungen verleihen der Fotografie einen künstlichen Anstrich, der den Schnappschuss-Charakter des Bildes auf den zweiten Blick zerstört. Mit dem Motiv kehrt die SPD optisch und inhaltlich der Gerhard-Schröder-Zeit den Rücken zu. Der Alt-Kanzler hätte vielleicht so getextet: „Das Bier entscheidet.“