Was tun, als neue Partei, die in einem Politbetrieb mitmischen will, in dem

 
Foto: Steinert
die politischen Farben größtenteils bereits verteilt sind? Die Sozialdemokraten und die Linken schimmern rot, die FDP bucht trotz ihrer Größe mit Blau und Gelb gleich zwei Farbtöne, die CDU hat sich seit langem für ein Merkel-Orange entschieden und über die Grünen müssen wir gar nicht erst sprechen. Die junge „Alternative für Deutschland“ (AfD) bedient sich – passend zu ihrer kurzen Geschichte – eines knalligen Babyblaus, das die Frage aufwirft, ob eine der nächsten Partei-Neugründungen vielleicht mit Barbie-Pink in den Wahlkampf zieht.

Das Polit-Baby wächst dabei in einem Spannungsfeld auf: Es will einerseits Protestpartei sein und die Stimmen vieler Unzufriedener einsammeln, andererseits will man keinesfalls als Bürgerschreck dastehen. Das zeigt sich exemplarisch an der Gestaltung dieses Wahlplakats. „Mut zur Wahrheit“ dröhnt die Alternative, was unausgesprochen beinhaltet, dass die Wähler von allen anderen Parteien belogen und mit Beruhigungsmitteln abgefüllt werden.

Gleichzeitig serviert man den Wählern selbst ein Zeichen der eigenen Mäßigung: „Damit Europa nicht am Euro scheitert!“ Hier sind keine Nationalisten am Werk, uns können Sie vertrauen, lautet die Botschaft. Dazu passt auch die Art, wie der Bundessprecher der AfD, Bernd Lucke in Szene gesetzt wird: akkurate Frisur, Anzug mit Gänseblümchen-Krawatte und der klein gedruckte Hinweis, dass es sich bei dem Herrn um Prof. Dr. Bernd Lucke handelt. So zeigt die AfD, wie sie den Euro beerdigen will: mit hohen akademischen Würden.