Hermann Färber (CDU) geht sicher nicht alleine nach Berlin. Die Frage ist nur: wer geht, über die Landeslisten, noch auf die Reise?

Göppingen - Auf den ersten Blick scheint bei der Bundestagswahl im Wahlkreis Göppingen alles klar zu sein: Der CDU-Kandidat Hermann Färber wird mit beinahe absoluter Sicherheit das Direktmandat holen und seine zweite Amtszeit in Berlin beginnen. Alles andere wäre eine Sensation weit über den Kreis hinaus, in dem die CDU bisher jede Bundestagswahl gewonnen hat.

 

Doch in der zweiten Reihe tummeln sich noch andere Bewerber, die gute Chancen auf ein Ticket nach Berlin haben. Da ist zum einen die SPD-Abgeordnete Heike Baehrens, die bereits vor vier Jahren über die Landesliste nach Berlin kam. Während die damals noch weitgehend unbekannte Sozialexpertin im Jahr 2013 noch auf Platz 16 der Landesliste zittern musste, ist sie dieses Mal deutlich besser abgesichert. Baehrens gilt mittlerweile als die Pflegeexpertin der Genossen in Berlin und ist auch in ihrem Wahlkreis häufig zu Besuch.

Wenn die Umfragen recht behalten, bekommt der Kreis noch einen dritten Abgeordneten

Sofern ihre Partei bei der Wahl nicht völlig abstürzt, kann Heike Baehrens in Berlin weiterarbeiten. Sie wurde dieses Mal auf den sicheren 13. Platz der Landesliste gesetzt. Bei der Wahl vor vier Jahren schafften es 20 Abgeordnete aus dem Ländle in die Bundeshauptstadt, dieses Mal hofft die Partei, mindestens 22 Abgeordnete entsenden zu können.

Wenn die Umfragen Recht behalten, könnte es im September noch für einen dritten Abgeordneten aus dem Kreis Göppingen reichen: Der Kreisvorsitzende der AfD, Volker Münz, belegt den 8. Platz der Landesliste. Damit wird die Wahl für ihn wohl in jedem Fall zu einer Zitterpartie, doch seine Chancen auf ein Ticket nach Berlin stehen ebenfalls nicht schlecht.

Der grüne Quereinsteiger Dietrich Burchard hingegen benötigt schon ein kleines Wunder, um eine Abgeordnetenkarriere für seine Partei in der Hauptstadt zu beginnen. Der Zimmerermeister, der im Kreis bisher vor allem als Handwerker mit eigenem Betrieb bekannt ist, belegt bei den Grünen Platz 20 der Landesliste. Das bedeutet, die Partei müsste rein rechnerisch auf rund 20 Prozent der Zweitstimmen oder mehr kommen, damit Burchard den Stechbeitel dauerhaft gegen das Rednerpult eintauscht.

Vor Überraschungen sind auch alte Hasen nicht gefeit

Auf der anderen Seite sind Wahlen jeglicher Art auch immer wieder für eine Überraschung gut. Erinnert sei nur an die erste Nominierung von Färber vor mehr als vier Jahren, als er – für viele völlig überraschend – den langjährigen CDU-Abgeordneten Klaus Riegert auf die Plätze verwies, oder die Landtagswahl im vergangenen Jahr, bei der ebenso überraschend der grüne Alexander Maier den CDU-Kandidaten Simon Weißenfels überrundete und der Wahlkreis Göppingen zum ersten Mal keinen CDU-Abgeordneten, sondern einen Grünen nach Stuttgart schickte.

Bei der aktuellen Wahl komplettieren Hans-Peter Semmler für die FDP, Konstantinos Katevas für die Linke und Christel Beck für die MLPD die Reihe der Direktkandidaten im Kreis Göppingen. Der Boller Semmler steht bei seiner Partei nur auf Platz 30 der Landesliste. Mit anderen Worten, der 39-Jährige wird sich darauf beschränken müssen, die ein oder andere zusätzliche Stimme für die Liberalen zu gewinnen, ohne selbst die Chance zu haben, davon zu profitieren. Das gleiche gilt für den jüngsten im Kandidatenfeld, den 24-jährigen Kandidaten der Linken, Katevas. Er ist auf der Landesliste seiner Partei überhaupt nicht vertreten. Die 69-jährige Rentnerin Christel Beck, die für die MLPD antritt, wird bereits im Wahlkampf nicht viel mehr als ein Schattendasein fristen.