Die Ärztin Elke Mascher aus Bonlanden hat das Bundesverdienstkreuz erhalten. Seit 15 Jahren leistet sie Entwicklungshilfe in Nepal und reist regelmäßig dorthin.

Wovon träumen Sie, wenn Sie an Ihren Ruhestand denken? Davon, die Beine hochzulegen? Von Urlaub an 365 Tagen im Jahr? Für Elke Mascher aus Bonlanden ist das nichts. Sie hat nach dem Ruhestand noch mal richtig losgelegt – und sich ihren Traum erfüllt. Schon als kleines Mädchen wusste sie, wie sie ihr Leben verbringen will. Gerade mal neun war sie, als sie ihrer Mutter eröffnete: Ich werde Ärztin. Drei Jahre später fasste sie einen weiteren Beschluss. Da las sie ein Buch über Albert Schweitzers Einsatz beim Aufbau einer Krankenstation in Afrika. „Da wusste ich, das mache ich mal“, sagt sie. Sie lächelt. „Diesen Wunsch musste ich 55 Jahre im Herzen tragen.“

 

Erfüllung in der Entwicklungshilfe gefunden

Dass Elke Mascher tatsächlich Medizin studiert hat und Ärztin geworden ist, wissen viele Filderstädter. In den 70ern und 80ern arbeitete sie in der Filderklink, danach, bis 2007, hatte sie 25 Jahre lang eine Hausarztpraxis in Bonlanden, und auch heute noch, mit 82, praktiziert sie Medizin und schiebt regelmäßig Schichten in der Notfallpraxis. Ihre Erfüllung hat sie allerdings erst in der Entwicklungshilfe gefunden. Seit 15 Jahren engagiert sie sich für ein Krankenhaus in Nepal. Etwa 8000 Kilometer entfernt von ihrem Wohnort Bonlanden liegt der Ort Chaurjahari in der am dünnsten besiedelten und am schlechtesten ärztlich versorgten Provinz Nepals. Als Entsandte der christlichen Gossner Mission reist Elke Mascher mindestens einmal im Jahr dorthin. Über den Wohltätigkeitsfonds des Missionswerks wird armen Menschen die Behandlung ermöglicht. Sie selbst berät und assistiert, organisiert Laken, Kinderschlafanzüge oder Erstausstattungen für Mütter, packt auch mal bei Behandlungen an. „Die Menschen dort leben teilweise von weniger als einem Dollar am Tag.“ Viele Patienten sähen zum ersten Mal einen Arzt.

Mascher ist eine Frau, die lebhaft erzählt und sich gern in knalligen Farben kleidet. Ihre Art hilft ihr dabei, Spenden zu generieren. Regelmäßig hält sie Vorträge über Nepal, auch was sie neben ihrer Rente bei ihren Schichten in der Notfallpraxis verdiene, fließe dorthin. „Dort kann man jeden Cent brauchen“, sagt sie. Das Verhältnis vor Ort sei freundschaftlich. Didi werde sie genannt, große Schwester. „Das ist eine große Ehre und bedeutet, dass ich in die Familie aufgenommen wurde.“ Für ihre Kollegen findet sie nur warme Worte. „Die Ärzte dort sind fachlich topfit“, sagt sie, selbst unter einfachen Verhältnissen sei eine gute Medizin möglich. „Wir lernen voneinander“, sagt sie.

Für ihren Einsatz hat sie jüngst das Bundesverdienstkreuz erhalten, das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Der große Blumenstrauß steht noch im Flur. „Die ganze Wohnung riecht nach Lilien“, sagt Elke Mascher. Die Schatulle, in der das Verdienstkreuz ist, steckt noch in der Papphülle. „Ich suche noch einen Ehrenplatz. Ich bin noch nicht so weit“, sagt sie, während sie Bilder der Veranstaltung auf dem Smartphone zeigt. 2018 wurde sie bereits mit dem Ehren-Herz von „Ein Herz für Kinder“ geehrt.

Einmal um die halbe Welt, um den Ärmsten zu helfen

Im April steht die nächste Reise an. Nach dem Flug geht es sechs Stunden mit dem Allrad-Pickup durch die Pampa. „Das ist abenteuerlich, man weiß nie, ob man steckenbleibt. Man wird ganz schön durchgeschüttelt.“ Dennoch: Von ihrem Einsatz erzählt Elke Mascher unaufgeregt. Als ob das eben so sein müsse, dass man im Ruhestand um die halbe Welt reist, um in einem Dorfkrankenhaus anzupacken. „Was ich tue, mache ich mit Freude und aus Überzeugung“, sagt sie. Ruhen will sie auch mit 82 noch lang nicht. „Das sehe ich als Lebenssinn an. Ich führe ein erfülltes Leben.“

So lange sie gesundheitlich in der Lage sei, werde sie weiter nach Nepal reisen. Außerdem sei da noch ihr „jüngstes Kind“, wie sie sagt. Mascher hat eine Treuhandstiftung gegründet, die „Dr. Elke Mascher Asha Foundation“. Über die wird jungen Frauen in Nepal die Ausbildung zur Krankenschwester ermöglicht. „Ich möchte ihnen die Möglichkeit geben, einen Beruf zu erlernen und eine Familie zu ernähren“, sagt sie. Asha heiße Hoffnung. Sie lächelt zufrieden. „Das geht auch weiter, wenn ich im Himmel bin.“

Zweite Ehrung in Bonlanden

ESG-Mensa
Dieser Tage ist nicht nur Elke Mascher mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt worden, sondern auch Cornelia Olbrich (67), ebenfalls aus Bonlanden. Seit 25 Jahren ist deren Name untrennbar mit der Selbstkochmensa des Elisabeth-Selbert-Gymnasiums verbunden. Dass beide Ehrungen zeitlich so nah aneinanderlagen, hat auch mit Verzögerungen durch Corona zu tun.

Verdienstorden
Der Verdienstorden wird an Bürgerinnen und Bürger für politische, wirtschaftlich-soziale und geistige Leistungen verliehen sowie darüber hinaus für alle besonderen Verdienste, etwa im karitativen Bereich. Er ist die einzige allgemeine Verdienstauszeichnung in Deutschland und damit die höchste Anerkennung, die die Bundesrepublik für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht.