Die Bundeswehr wirbt auf Youtube um Nachwuchs. Initiiert von Ex-Verteidigungsminister zu Guttenberg, greift nun auch sein Nachfolger ein.
Stuttgart - Es gibt noch gute Nachrichten von der Bundeswehr: Sie lockt mehr Freiwillige an, als zu befürchten war. Mehr als 10.000 Nachwuchskämpfer hat sie dieses Jahr schon für den freiwilligen und bis zu 23-monatigen Wehrdienst gewonnen: davon 5500 über die Kreiswehrersatzämter sowie 4500 Grundwehrdienstleistende, die sich länger verpflichten. Wie viele Frauen darunter sind, vermag das Verteidigungsministerium nicht mitzuteilen. Zwischenzeitlich hatte es den Anschein, als könne die Truppe nur wenige Tausend Bewerber vom heimischen Sofa locken, die am 1. Juli - wenn die Wehrpflicht ausgesetzt wird - in die Kaserne einrücken wollen.
Über die Qualität der Neuuniformierten sagt dies freilich nichts aus. Somit darf der Andrang nicht versiegen, sonst muss die Truppe irgendwann jeden Interessenten nehmen. Um bei den jungen Menschen ins Gespräch zu kommen, pirscht sie sich auf einem eigenen Youtube-Kanal im Internet an das Zielpublikum heran. Das Portal besteht seit August und hat mittlerweile 15.050 Abonnenten. Es wurde noch von Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg initiiert und bietet Werbefilmchen, die ein verlockendes Bild von der Armee zeichnen. Spitzenreiter ist mit 35760 Aufrufen "Die Braut im Spind", in dem Sätze vorkommen wie: "Schon immer war Sex das Salz in der Suppe." Befriedigender wird das betuliche Video dadurch nicht, eine Konkurrenz zu den unzähligen Youtube-Blödeleien aus dem Truppenalltag ist es ohnehin nicht.
Der Verteidigungsminister beantwortet User-Fragen
Doch nun greift der hochseriöse Thomas de Maizière ein. Bis 27. Juni sollen sich die Youtube-Nutzer Fragen zur Neuausrichtung der Streitkräfte ausdenken. Vom 5. Juli bis 8. Juli will der neue Minister die "Top Ten" der meistgestellten Fragen an gleicher Stelle beantworten. Noch ist Raum für intelligente Recherchen: Bis gestern Abend haben etwa 800 Nutzer um die 160 Fragen eingereicht und mehr als 3700 Bewertungen abgegeben.
Die vielleicht entscheidende Frage, die nach dem Sold, ist für die 10.000 Freiwilligen demnach schon ausreichend beantwortet: Die neuen Wehrdienstleistenden verdienen 1003,50 Euro vom siebten und 1146,30 Euro vom 19. Monat an. Steuerfrei. Unterkunft, Verpflegung und Sozialabgaben sind inklusive - und mit Glück auch eine Antwort des Ministers auf Youtube.