Oberst Thomas Köhring hat in Baden-Württemberg das Kommando an Kapitän Michael Giss übergeben. Es stehen noch weitere Änderungen beim Landeskommando an.
Der russische Großangriff auf die Ukraine vor mehr als zweieinhalb Jahren hat auch bei der Bundeswehr im Südwesten vieles verändert. Das zeigt sich auch bei der feierlichen Kommandoübergabe in der Stuttgarter Theodor-Heuss-Kaserne am Montag: Unter regengrauem Himmel waren Abordnungen der drei Heimatschutzkompanien aus dem Land am Huberschrauberlandeplatz vor der Tribüne mit den Ehrengästen angetreten, um den scheidenden Kommandeur Thomas Köhring zu verabschieden.
Hilfe bei Corona
Kernaufgabe des Landeskommandos ist die zivil-militärische Zusammenarbeit – im Katastrophen- und im Verteidigungsfall. Die vergangenen vier Jahre unter dem gelernten Flugabwehrraketenoffizier Köhring zeigen die Spannbreite der Aufgaben, aber auch den Wandel. Die Bewältigung der Corona-Pandemie beherrschte seine ersten beiden Dienstjahre. Konkret: „Die Amtshilfe für zivile Organisationen“, wie Köhring in seiner Abschiedsrede ausführte. Bei der Kontaktnachverfolgung von Infizierten oder beim Aufbau von Impfzentren waren zeitweise bis zu 2 000 Soldatinnen und Soldaten im Hilfseinsatz.
Mit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine wurde auch beim Landeskommando die lange vernachlässigte Landes- und Bündnisverteidigung zur dringlichen Aufgabe: Der Stab von derzeit 120 Soldatinnen und Soldaten half bei der Ausbildung der Heimatschutzkompanien und der Ungedienten. Das alles war in den Augen Köhrings „sehr erfolgreich“. Zuletzt kam noch die Umsetzung des neuen Operationsplanes Deutschlands hinzu, ein weitgehend geheimes Gesamtkonzept zur Verteidigung, „um uns gesamtstaatlich und gesellschaftlich besser auf die Verteidigung vorzubereiten“, so Köhring. „Ein Anfang ist gemacht.“
Umstritten: Heimatschutz geht zum Heer
Innenminister Thomas Strobl (CDU) brachte die Neuerungen bei der zivil-militärischen Zusammenarbeit auf den Punkt: Bisher habe die Frage stets gelautet: Wie könne die Bundeswehr zivilen Stellen helfen. Jetzt heiße es umgekehrt: „Wie sieht die Unterstützung der Bundeswehr durch zivile Stellen aus?“
Vor allem die – unter Experten umstrittene – Übertragung des Heimatschutzes an das Heer im Zug der Bundeswehrreform bedeute „einen erheblichen Einschnitt“, so Köhring. Mit wahrscheinlich künftig weniger Personal für das Landeskommando, wie er durchscheinen ließ. Gleich zu Beginn eine große Aufgabe für den Neuen: Kapitän zur See Michael Giss (60). Der gebürtige Freiburger mit französischer Admiralsausbildung konnte seit 2013 bereits Landeskommando-Erfahrungen sammeln: In Mecklenburg-Vorpommern und zuletzt als Kommandeur in Hamburg.