Der größte Bundeswehreinsatz in Mali ist brandgefährlich – immer wieder kommt es zu Angriffen auf Teile der UN-Mission. Zudem leiden die Soldaten unter mangelnder Einsatzfähigkeit ihres Geräts. Insbesondere für den neuen Kampfhubschrauber Tiger ist es zu heiß.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Bamako - Das westafrikanische Mali rückt immer nur dann ins Blickfeld der deutschen Öffentlichkeit, wenn neue Anschläge zu vermelden sind – oder wenn bei der Bundeswehr etwas schief läuft. Nun kommt beides zusammen: So haben Dschihadisten bei einem Angriff auf einen Armeestützpunkt 120 Kilometer östlich von Timbuktu fünf Soldaten umgebracht. Ein französisches Anti-Terror-Kommando hat daraufhin zehn der Angreifer ausgeschaltet. Die Franzosen sind in Mali in eigener Mission unterwegs, während die Bundeswehr Teil der UN-Mission Minusma ist. Es ist mit derzeit an die 850 Soldaten mittlerweile ihr größter Einsatz überhaupt. Hinzu kommen gut 130 Soldaten bei der EU-Trainingsmission in Bamako.

 

Keine Startfreigabe ab 43,26 Grad

Auch die Bundeswehr macht von sich reden – mit technischen Unzulänglichkeiten. Die extreme Hitze und der Sand setzen dem Kriegsgerät offenbar so sehr zu, dass angeblich jedes zweite Fahrzeug außer Gefecht gesetzt worden ist. Bei der Instandsetzung und Einsatzbereitschaft gebe es Defizite, bestätigte das Verteidigungsministerium. So kann insbesondere der Kampfhubschrauber „Tiger“ nicht starten, weil es zu heiß für ihn ist. Bis Anfang April waren die vier Helikopter in zwei Verlegungen im nordöstlichen Gao eingetroffen, zum Anfang Mai sollten sie einsatzbereit gemeldet werden. Derzeit sei der Hubschrauber aber nur für eine Betriebsgrenze von 43,26 Grad Celsius freigegeben, heißt es. Doch steigen die Temperaturen mit bis zu 50 Grad leicht über diesen Wert. Folge: Das Hightech-Gerät muss am Boden bleiben. Die Bundeswehr hat eine Sondergenehmigung für den Einsatz bis 48,26 Grad Celsius beantragt.

Auch die schleppende Ersatzteilversorgung aus Deutschland, die durch eine private Spedition organisiert wird, und die in zu geringem Umfang vorgehaltene Fahrzeuginstandsetzung behindern offenbar die Arbeit, wobei schon mehr Personal für den Bereich Infrastruktur vorgesehen ist. Die Auftragserfüllung gegenüber den Vereinten Nationen sei aber sichergestellt, heißt es in Gao. Mit dem Tiger und den vier Transporthubschraubern NH-90 löst die Bundeswehr die Niederländer ab, die den UN-Auftrag bisher erfüllt haben. Die Helikopter werden vor allem zur Evakuierung verwundeter Soldaten zur Verfügung gestellt. Betagte Transall-Maschinen werden zudem im benachbarten Niger für den Weitertransport in die Hauptstadt Niamey vorgehalten, sind aber angesichts der Hitze noch weniger flugbereit. Die Sanitäter zeigen sich frustriert, weil sie gerne zuverlässigere Flugzeuge anbieten würden.

Schüsse aus dem Hinterhalt auf deutsche Soldaten

Erst am 7. April hatte die erste Afrika-Reise von Bundesaußenminister Sigmar Gabriel nach Gao geführt. Mit seinem französischen Amtskollegen Jean-Marc Ayrault besichtigte er auch den Tiger, ein deutsch-französisches Rüstungsprojekt. Kanzlerin Angela Merkel, Gabriels Amtsvorgänger Frank-Walter Steinmeier und der frühere Bundespräsident Joachim Gauck waren auch schon da. An Aufmerksamkeit der Politik mangelt es den Soldaten somit nicht. Die deutsche Öffentlichkeit scheint sich weniger zu interessieren.

Dabei ist die Mission brandgefährlich: Erst am Dienstag waren bei einem Anschlag auf einen Konvoi der UN-Friedenstruppe im Norden des Landes durch einen Sprengsatz mindestens zwei Blauhelmsoldaten und eine Zivilperson schwer verletzt worden. Und vor einer Woche wurden deutsche Angehörige des Minusma-Kontingents attackiert. Die Soldaten waren auf Patrouille in einem nördlichen Stadtteil Gaos unterwegs, als sie am frühen Morgen aus einem Hinterhalt von vermutlich zwei Angreifern mit Handfeuerwaffen beschossen wurden. Sie erwiderten das Feuer, wichen aus und konnten unversehrt ins Camp Castor zurückkehren.