Wie viel die Stiftung des Lidl-Gründers Dieter Schwarz in den neuen Bildungscampus in Heilbronn investiert hat, sagt sie nicht.

Heilbronn - Grün ist das Logo des Bildungscampus, und es grünt hier auch schon. Die gerade vor dem Campus gepflanzte und etwa zehn Meter hohen Himalajazeder scheint wie ein Bild dafür, wie hoch man hinaus will. Ermöglicht hat dies der Heilbronner Unternehmer Dieter Schwarz (Discounterkette Lidl). Der notorisch öffentlichkeitsscheue Milliardär lässt sich nur selten eine öffentliche Äußerung entlocken.

 

Zur Einweihung des von seiner Stiftung finanzierten und getragenen Bildungscampus in Heilbronn am Freitag sagt der 72-Jährige jedoch: "Gute Bildung ist der Schlüssel für Beschäftigung, Sicherheit des Arbeitsplatzes und damit Voraussetzung für die Erhaltung des Wohlstandes. Mit dem Bildungscampus und dem benachbarten Science-Center Experimenta leistet die Stiftung ihren Beitrag für ein attraktives Bildungsangebot für Heilbronn und die Region."

Auf dem Campus sind die German Graduate School of Management and Law (GGS) und die 2002 gegründete Akademie für Innovative Informatiom und Management (aim) der Schwarz-Stiftung sowie die Außenstelle Heilbronn der Dualen Hochschule Mosbach (DHBW) untergebracht.

Ein bundesweit einmaliger Ort zu lernen

Die dürren Worte von Dieter Schwarz könnten darüber hinwegtäuschen, was diese neue Bildungseinrichtung für Heilbronn bedeutet. Denn lange genug hatte die Stadt in Sachen Hochschulbildung zwar nicht die rote Laterne, aber sie fuhr bestenfalls im hinteren Drittel des baden-württembergischen Bildungszuges mit - ein kaum aufzuholendes Versäumnisse der Nachkriegsjahre. Nun aber herrscht in Heilbronn große Zufriedenheit. Man ist sich sicher: jetzt hat die Stadt einen bundesweit einmaligen Ort des Lernens.

Die Hoffnung, in Heilbronn einen Bildungscampus zu verwirklichen, begann vor etwa sechs Jahren zu wachsen. Im April 2005 bat die Stiftung den OB um Mithilfe bei der Grundstücksuche für einen Campus, auf dem die damals "Heilbronn business school" genannte Studieneinrichtung und die aus allen Nähten platzende Akademie räumlich zusammengeführt werden sollten.

2008 entschied man sich für einen Innenstadtstandort und begann mit der Vorplanung, bevor man an der Mannheimer Straße das passende städtische Grundstück gefunden hatte. Schon damals überlegte man, eine Außenstelle der DHBW Mosbach nach Heilbronn dazuzuholen, sie ist jetzt Mieter auf dem Campus. Eigentlich war Neckarsulm der Außenstandort von Mosbach, dort war man über den Wechsel nicht erfreut.

Nach 19 Monaten Bauzeit ist der Bildungscampus fertig

Dieser gelang, nachdem die Stiftung zugesagt hatte, sich 15 Jahre lang mit 2,7 Millionen Euro per annum an den Kosten zu beteiligen (vom Land kommen 2,2 Millionen Euro jährlich) was sich auf rund 40 Millionen Euro summiert. Außerdem brachte sie die Stadt dazu, 800000 Euro für die Erstausstattung beizusteuern. Diese Zahlen gehören zu den wenigen, die man überhaupt kennt.

Denn über ihre Aufwendungen spricht die Stiftung nicht. Bekannt ist, dass der Betrieb von GGS und aim 20 Millionen Euro pro Jahr kostet. Bei den Bauinvestitionen für den Campus tauchen - ohne Grundstückserwerb - rund 40 Millionen Euro als Größenordnung auf.

Im Jahr 2009 stand der Grundstücksvertrag mit der Stadt Heilbronn für das 16.400 Quadratmeter große Gelände. Im sogenannten Hofkammergebäude hat die Dieter-Schwarz-Stiftung, geführt von Erhard Klotz (Ex-OB von Neckarsulm) und Klaus Czernuska (davor Landrat des Kreis Heilbronn), nun ihren Sitz. Sieger im Gestaltungswettbewerb für den Campus war das Architekturbüro Glück und Partner aus Stuttgart. Der erste Spatenstich fand im Februar 2010 statt, und nach nur 19 Monaten Bauzeit ist der Bildungscampus fertig.

Die Zahl der Studenten soll steigen

Ganz ist er der Stadt Heilbronn nicht in den Schoß gefallen, auch sie hat investiert, unter anderem in Erschließungs- und Straßenbaumaßnahmen, an denen sich das Land auch zum Teil beteiligt. Insgesamt summieren sich die Beteiligungen der Stadt auf 2,6 Millionen Euro.

Die GGS, im September 2004 als private Hochschule gegründet, erhielt 2006 die staatliche Anerkennung und bietet seither Masterstudiengänge an. Seit April 2011 fördert die Dieter -Schwarz -Stiftung ein Doktorandenkolleg der Viadrina Frankfurt/Oder, einer Heilbronner Partnerstadt, und der GGS.

Bei den Masterstudiengänge für Juristen als Ergänzung zur Ausbildung an der Uni (Erstes Staatsexamen) und Gericht (Zweites Staatsexamen) mit dem Titel Master of Laws hat die GGS im Wettbewerb um Studenten eine attraktive Lücke gefunden: den Master für Unternehmensjuristen (Syndicus). An der GGS sind derzeit 223 Studierende immatrikuliert, deren Zahl will man auf 300 bis 350 steigern.

Zentrale Einrichtungen für alle Studenten

Die Außenstelle der DHBW beginnt das neue Semester jetzt mit zehn Anfängerkursen (Dienstleistungsmanagement und Konsumgüterhandel) und 220 Studenten. Im nächsten Jahr sollen es schon mehr als 800 Studierende sein. Die "aim" zählte an ihrem alten Standort im Jahr 2010 mehr als 37.000 Teilnehmer. Schwerpunkt ist die Unterstützung aller Bildungseinrichtungen in Stadt- und Landkreis vom Kindergarten aufwärts.

Zentrale Einrichtungen wie Aula, Bibliothek, Cafeteria und Mensa stehen allen Bildungseinrichtungen zur Verfügung. Man kann sich also lebhaft vorstellen, welcher Betrieb schon in wenigen Tagen auf dem Campus herrschen wird.

Die Studenten müssen unterschiedlich viel zahlen

Hochschulen Auf dem Campus in der Innenstadt werden die German Graduate School of Management and Law (GGS), die Akademie für Innovative Bildung und Management (aim) und eine Außenstelle der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach untergebracht.

Studiengebühren Für die Masterstudiengänge an der GGS aus den Bereichen Wirtschaft und Jura müssen einem Sprecher zufolge 18.000 oder 24.000 Euro bezahlt werden. Dafür gebe es zurzeit Stipendien für die Studenten über die Hälfte der Kosten. Die dualen Bachelorstudiengänge an der DHBW etwa zum Konsumgüterhandel oder Personalmanagement werden vom jeweiligen Arbeitgeber finanziert. Sie entsprechen einer früheren Berufsakademie. Die "aim" entwickelt neue Lehr- und Lernmethoden und fördert den Angaben nach die Weiterbildung in Kindergärten und Schulen.