Die Gewerkschaft Verdi kritisiert die unzureichende Personalausstattung der Pflege. Mitarbeiter von 15 Kliniken im Land beteiligen sich an einem bundesweiten Aktionstag.

Stuttgart - Mit Beginn der Frühschicht haben sich am Dienstag Pflegekräfte auf 60 Stationen in 15 Kliniken im Land an einer Aktion der Gewerkschaft Verdi gegen die unzureichende Personalausstattung im Pflegebereich beteiligt. Bei dem bundesweiten „Handdesinfektionstag“ sollten die Krankenhausmitarbeiter die Vorgaben zum Desinfizieren der Hände exakt einhalten. Vorgeschrieben sind 30 Sekunden vor und nach jedem Kontakt mit einem Patienten. Unter den Teilnehmern waren auch Beschäftigte des städtischen Katharinenhospitals (KH) Stuttgart.

 

Bundesweiter Aktion

Der bundesweite Aktionstag musste laut dem Verdi-Landesverband „in den meisten baden-württembergischen Kliniken bereits nach wenigen Stunden abgebrochen werden“. Eine ordnungsgemäße Händedesinfektion sei „bei dem Personalmangel gar nicht drin“, erklärte Volker Mörbe. Er ist im KH-Sprecher der Verdi-Vertrauensleute und Vorsitzender im Landesfachbereich Gesundheit der Gewerkschaft. Die Folge dieses Mangel sei, so Mörbe, dass die Pflegekräfte selbst entscheiden müssten, „was sie weglassen“ in der Pflege. Gehe dies auf Kosten einer gründlichen Desinfektion, könne dies „die Verschleppung von Keimen“ zur Folge haben.

Bereits vor dem Aktionstag waren im KH sieben Stationen der Aufforderung der Gewerkschaft gefolgt und dokumentierten, wie viel Zeit die korrekte Desinfektionen der Hände braucht. Bei etwa zehn Patienten komme man am Tag auf mehr als 200 Arbeitsunterbrechungen und einen Zeitaufwand von etwa zwei Stunden, so Verdi-Mann Mörbe. So müssten die Pflegekräfte das Desinfektionsmittel jeweils 30 Sekunden einwirken lassen.

Problem in allen Krankenhäusern

Je mehr Patienten einer Pflegekraft zugeordnet sind, desto häufiger müssen die Hände desinfiziert werden. Laut Verdi ist eine Pflegekraft hierzulande in den Tagschichten im Schnitt für 9,9 Patienten zuständig. In der Schweiz seien dies nur 5,3 Patienten. Ohne eine ausreichende und gesetzliche Personalbemessung drohe der Kollaps, warnt die Gewerkschaft.