Burger sind die neuen Spielcasinos. Diesen schlauen Satz hat ein Stuttgarter DJ vor wenigen Tagen bei Facebook gepostet. Der Grund: jede unschuldige Gastronomiefläche, die nicht bei drei auf dem Cheeseburgerbaum ist, wird mittlerweile durch mittelmäßige Burger-Bräter bespielt. Einst gab es in Stuttgart genau eine Institution in Sachen Burger. Die hieß Udo mit Vornamen und findet sich bis heute an der Calwer Straße. Udo Burger wurde in Liedern von Massive Töne besungen. Heute sind wir mit einem Abgesang dran auf einen völlig überreizten Gastronomie-Trend.

 

Ingmar Volkmann Foto: Steinert
Dabei handelt es sich um einen uralten Trend, der mit reichlich Verspätung nach Stuttgart geschwappt ist. In beschaulichen Kleinstädten wie Berlin oder Barcelona wird dem Burger seit Jahren gehuldigt. In Amerika ist der Burger das Äquivalent zu unserem Schnitzel: An seiner Qualität kann man das Niveau der Küche erschmecken.

Stuttgart wird bald ganz in der Hand der Kette Hans-im-Glück-Burger sein, einem McDonald’s für semitalentierte Architekten. Die Systemgastronomie betreibt bereits zwei Filialen, angeblich sollen drei weitere folgen. Am Rotebühlplatz residiert in der ehemaligen CDU-Zentrale Stuttgarts mittlerweile der Anbieter Gigi Burger. Passender Weise an der Stelle also, an der einst ein Bürger sich anschickte, Bürgermeister zu werden, um dann eine zu trockene und wenig inspirierte Performance aufs Parkett zu legen.

So schmecken übrigens die Burger bei den meisten neuen Anbietern: viel zu trocken und seltsam uninspiriert. Vielleicht denkt sich mancher Gastronom ja, beim Burger handele es sich um ein Gericht, bei dem man nichts falsch machen kann. Doch weit gefehlt. Gerade beim Burger sind Fingerspitzengefühl und Finesse gefragt. Bei meiner letzten Amerikareise hatte ich in einem japanisch-amerikanischem Restaurant einen Burger, der mit Blauschimmelkäse und geröstetem Knoblauch verfeinert war, dazu gab es Pommes mit Trüffel-Sauce. Gerne hätte ich mich in beiden Gerichten gewälzt, so köstlich war das kalorienreiche Mahl. Freund J. schwärmt bis heute von einem Burger, der von einer Foie gras begleitet wurde. Politisch unkorrekt, geschmacklich aber eine Station vor dem Himmel.

Christian Milankovic Foto: Achim Zweygarth
Die Gefahr, dass zwischen Wald und Reben nur Einheitsbrei auf den Teller kommt, ist also ziemlich überschaubar. Aber kaum öffnen mal vier Burgerrestaurants in kurzer Zeit in Folge, wird das Ende der abendländischen Ausgehkultur beschworen. Genöle ist dann erste Burgerpflicht.

Das Plädoyer für mehr kulinarische Vielfalt schließt offensichtlich die Freunde des belegten Brötchens amerikanischer Machart nicht mit ein. Die Volksseele kocht nur, was ihr behagt. Der Wutburger ist in seinem Element. Er legt gesteigerten Wert darauf, dass weiterhin nur sein Süppchen gekocht wird. Er leidet leider gar nicht so still an der von ihm empfunden Geschmacklosigkeit seiner Mitmenschen, die den neuen Anbietern die Bude einrennen.

Es liegt doch der begründete Verdacht nahe, dass den selbst ernannten Lordsiegelbewahrern der urbanen Vielfalt nicht der Burger, sondern ganz was anderes sauer aufstößt: Die Kritik entzündet sich nicht am kulinarischen Konzept, sondern am kommerziellen Hintergrund der neuen Läden. Das sind in aller Regel Ableger von Ketten und damit dem gastronomischen Gralshüter offenbar per se suspekt.

Die Kämpfer wider dem Brötle mit Bratling werfen dabei alles in einen Topf. Das geht in der Küche wie im Diskurs selten gut. Die Stuttgarter Burgerschaft ist vielfältig und bunt. Neben den üblichen Bratereien aus Übersee gibt es nette Originale wie etwa den Imbiss Inn im Schatten des SI-Centrums in Möhringen. Über den Udo-Snack muss kein weiteres Wort verloren werden. Beide sind aber kaum in ihrer Existenz bedroht, bloß weil in Stuttgarts Neubauten Hans-im-Glück-Burgergrills reichlich gedeihen oder in der alten CDU-Kreisgeschäftsstelle an der Theo bei Gigi Cocktails zum Burger gereicht werden.

Rettung aus höchster gastronomischer Not könnte wie so oft in dieser Stadt ein basisdemokratischer Vorstoßbringen: Versucht es doch mit einem Burgerbegehren!

Contra: die neuen Casinos

Burger sind die neuen Spielcasinos. Diesen schlauen Satz hat ein Stuttgarter DJ vor wenigen Tagen bei Facebook gepostet. Der Grund: jede unschuldige Gastronomiefläche, die nicht bei drei auf dem Cheeseburgerbaum ist, wird mittlerweile durch mittelmäßige Burger-Bräter bespielt. Einst gab es in Stuttgart genau eine Institution in Sachen Burger. Die hieß Udo mit Vornamen und findet sich bis heute an der Calwer Straße. Udo Burger wurde in Liedern von Massive Töne besungen. Heute sind wir mit einem Abgesang dran auf einen völlig überreizten Gastronomie-Trend.

Ingmar Volkmann Foto: Steinert
Dabei handelt es sich um einen uralten Trend, der mit reichlich Verspätung nach Stuttgart geschwappt ist. In beschaulichen Kleinstädten wie Berlin oder Barcelona wird dem Burger seit Jahren gehuldigt. In Amerika ist der Burger das Äquivalent zu unserem Schnitzel: An seiner Qualität kann man das Niveau der Küche erschmecken.

Stuttgart wird bald ganz in der Hand der Kette Hans-im-Glück-Burger sein, einem McDonald’s für semitalentierte Architekten. Die Systemgastronomie betreibt bereits zwei Filialen, angeblich sollen drei weitere folgen. Am Rotebühlplatz residiert in der ehemaligen CDU-Zentrale Stuttgarts mittlerweile der Anbieter Gigi Burger. Passender Weise an der Stelle also, an der einst ein Bürger sich anschickte, Bürgermeister zu werden, um dann eine zu trockene und wenig inspirierte Performance aufs Parkett zu legen.

So schmecken übrigens die Burger bei den meisten neuen Anbietern: viel zu trocken und seltsam uninspiriert. Vielleicht denkt sich mancher Gastronom ja, beim Burger handele es sich um ein Gericht, bei dem man nichts falsch machen kann. Doch weit gefehlt. Gerade beim Burger sind Fingerspitzengefühl und Finesse gefragt. Bei meiner letzten Amerikareise hatte ich in einem japanisch-amerikanischem Restaurant einen Burger, der mit Blauschimmelkäse und geröstetem Knoblauch verfeinert war, dazu gab es Pommes mit Trüffel-Sauce. Gerne hätte ich mich in beiden Gerichten gewälzt, so köstlich war das kalorienreiche Mahl. Freund J. schwärmt bis heute von einem Burger, der von einer Foie gras begleitet wurde. Politisch unkorrekt, geschmacklich aber eine Station vor dem Himmel.

In hiesigen Gefilden gibt es dagegen nur einen Anbieter, der niederknieenswerte Vertreter der Kategorie herzhaftes Hüftengold fabriziert. Im The Ladies Diner in Esslingen servieren zwei Gründerinnen mit viel Herz und Sinn fürs Detail ganz köstliche Burger. Ironie der Burger-Geschichte: Den besten Burger Stuttgarts bekommt man in einem Industriegebiet in Esslingen.