Putsch in Burkina Faso? Wenige Wochen vor der Parlamentswahl haben Soldaten den Präsidenten und Regierungschef des westafrikanischen Landes festgenommen. In dem Land gärt es seit Wochen.

Ouagadougou - Eine Eliteeinheit des Militärs in Burkina Faso hat wenige Wochen vor der Wahl den Übergangspräsidenten Michel Kafando und den Regierungschef Yacouba Isaac Zida festgenommen. Soldaten der Präsidialgarde stürmten eine Kabinettssitzung im Präsidentschaftspalast. Die beiden wurden daran gehindert, ihre Büros zu verlassen, wie Achille Tapsoba, ein Mitarbeiter des Präsidialamts, der Nachrichtenagentur AP sagte.

 

Zunächst blieb unklar, ob es sich um einen Putsch handelt. Das Militär beanspruchte zunächst nicht, die Macht übernommen zu haben. Für Demonstranten, die sich am Mittwochabend vor dem Präsidentenpalast versammelten, ist die Sache klar. Sie warfen der Präsidialgarde einen versuchten Militärputsch vor, riefen „Nieder mit der RSP“ und forderten die Freilassung der Geiseln. Soldaten trieben die Demonstranten mit Schüssen auseinander; ob mit scharfer Munition geschossen wurde und ob es Opfer gab, war zunächst nicht in Erfahrung zu bringen. Reporter berichteten, Menschen seien in alle Richtungen gelaufen, als weiter geschossen wurde.

Wahl war für 11. Oktober geplant

Auch Frankreich rief die Präsidialgarde auf, ihre Geiseln sofort wieder freizulassen. Paris sei besorgt über die Entwicklungen in Ouagadougou, teilte das Außenamt mit.

Moumina Cheriff Sy, der Sprecher des Übergangsparlaments, bezeichnete die Vorgänge vom Mittwoch als „Schlag für die Republik und ihre Institutionen“. Kafando, ein ehemaliger UN-Botschafter, und Zida sollten die Präsidentenwahl am 11. Oktober organisieren. Von dem Urnengang erhofften sich viele, dass die Demokratie im Lande stabilisiert werde.

Der langjährige Präsident Blaise Compaoré war im vergangenen Jahr durch einen Volksaufstand gestürzt worden. Das Militär übernahm zunächst die Macht, gab sie aber nach Druck der internationalen Gemeinschaft an ein Übergangskabinett ab.

Unruhe wegen Ausschluss von der Wahl

In den vergangenen Wochen hatte unter anderem der Ausschluss von Präsidentschaftsbewerbern der ehemaligen Regierungspartei CDP von der Wahl gesorgt. Die CDP, der auch der gestürzte Präsident Compaoré angehört, drohte daraufhin mit einem Wahlboykott und zivilem Ungehorsam, sollten ihre Mitglieder nicht antreten dürfen.

Hintergrund für den Wahlausschluss ist ein neues Wahlgesetz. Danach sind Kandidaten nicht wählbar, die Compaoré bei dem Versuch unterstützt hatten, länger als in der Verfassung vorgesehen im Amt zu bleiben.

Burkina Faso ist ein wichtiger Verbündeter von Frankreich und den USA im Kampf gegen islamische Extremisten. Es blieb bisher von deren Gewalt und Terror verschont. Doch im April wurde ein Rumäne entführt, dafür übernahm eine in Mali ansässige Dschihadistengruppe die Verantwortung.