Michael Schmidt von der Stuttgarter Hilaritas erklärt im Interview, warum sein Bund aus der Deutschen Burschenschaft ausgetreten ist.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Thea Bracht (tab)
Stuttgart – Gut 100 Mitglieder hat die Deutsche Burschenschaft, doch es werden weniger. Nach dem Burschentag Ende November in Stuttgart hat die Hilaritas, die dem Reformbündnis Initiative Burschenschaftliche Zukunft (IBZ) angehört, beschlossen, den Verband zu verlassen.
Herr Schmidt, die Hilaritas hat erklärt, dem Verband sei es ‚nicht gelungen, extremistische Äußerungen und Verhaltensweisen . . . entsprechend zu sanktionieren’. Was hat Sie beim Burschentag am meisten geärgert?
Uns haben viele Punkte gestört. Wir haben jahrelang versucht, Dinge im Dachverband zu bewegen. Wir hatten rückwärtsgewandte Diskussionen wie die über die Aufnahme nach Abstammung satt und wollten eher zukunftsorientierte Themen wie Europa behandeln. Es gab keinen Dialog im Verband, stattdessen wurden immer wieder Grenzen überschritten.

Zumindest haben sich die liberalen Burschenschaften beim Treffen in Stuttgart mit der Forderung durchgesetzt, den rechtsextremen Chef der Verbandszeitung abzusetzen.
Man kann nicht alle Probleme an der Personalie Norbert Weidner festmachen. Man hätte nicht alle unsere Anträge eins zu eins umsetzen müssen, aber es gab zu wenige gemeinsame Grundlagen.

Haben die rechten Bünde versucht, Sie wieder in den Dachverband zurückzuholen?
Im Vorfeld gab es Gespräche, doch mit dem Austrittsschreiben hat sich das erledigt.

Im März wurde unter maßgeblicher Beteiligung der drei Stuttgarter Burschenschaften Hilaritas, Alemannia und Ghibellinia die IBZ gegründet, deren Sprecher Sie sind. Sind Sie dabei, den liberalen Gegenverband zur Deutschen Burschenschaft aufzubauen?
Die Gründung der IBZ war quasi ein letzter Versuch der liberaleren Bünde, sich besser untereinander abzustimmen und auszutauschen, um den Dachverband in die richtige Richtung zu lenken. Möglicherweise werden künftig auch Bünde bei uns eintreten, die nicht Mitglied in der Deutschen Burschenschaft sind oder waren. Es gab schon früher Anfragen von außerhalb, da wird die IBZ als Netzwerk sicher eine Rolle spielen. Wir wachsen weiter.

Vergangene Woche war Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer bei der Hilaritas zu Gast. Seine Burschenschaft Franco-Bavaria hatte beim Burschentag erfolglos gefordert, die ultrarechten Raczeks zu Bonn aus dem Dachverband auszuschließen. Hat er Sie zum Austritt beglückwünscht?
Der Besuch war ein rein privater, das hatte mit unserem Austritt aus dem Verband nichts zu tun.