Die neue Route der Buslinie 131 über Stuttgart-Heumaden wurde kurz vor dem Start vom Ordnungsamt gestoppt. Wie konnte es dazu kommen?

Das war eine wahre Vollbremsung: Ende März war dem Sillenbucher Bezirksbeirat die neuen Linienführung des Busses 131 über Heumaden und den Sillenbucher Markt präsentiert worden, doch schon eine Woche später wurde das Ganze wieder kassiert – drei Tage vor dem angekündigten Start Anfang April. Der Grund: Das Ordnungsamt hatte der Befahrung der Pfennigäcker, einer Wohnstraße in der 30er-Zone in Heumaden, nicht zugestimmt.

 

Der Bus zwischen Esslingen und Kemnat bleibt also zunächst bei seiner bisherigen Route. „Im Zuge des Genehmigungsverfahrens sind Detailfragen aufgetaucht, die für einen sicheren und verlässlichen Verlauf zu klären sind“, teilt der Verwaltungssprecher Sven Matis nach Rücksprache mit dem Stuttgarter Amt für öffentliche Ordnung mit.

Die Fahrbahn sei zu eng, sagt das Ordnungsamt

Das Problem wird so erklärt: Die Pfennigäcker weisen eine dichte Wohnbebauung auf, an den Straßenseiten werde geparkt. Das enge die Fahrbahn stellenweise erheblich ein, so dass Busse und entgegenkommende Fahrzeuge einander nicht passieren könnten. Um gefährlichen Rangiervorgängen vorzubeugen, werde jetzt die Schaffung notwendiger Ausweichstellen geprüft. „Dafür werden Parkplätze entfallen. Die Planer achten darauf, die Zahl gering zu halten“, teilt Sven Matis mit.

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Für die Fußgänger sei zudem eine gute Sicht auf die Zebrastreifen zu überprüfen. Bei der Stadt ist man um eine schnelle Klärung bemüht. „Im Fokus stehen die Verbesserung der Anbindung im öffentliche Personennahverkehr sowie die Sicherheit der Verkehrsteilnehmenden vor Ort“, versichert Sven Matis. Die Stadtverwaltung werde voraussichtlich schon in der kommenden Bezirksbeiratssitzung am 27. April über den Sachstand und die notwendigen Maßnahmen berichten.

Stadt: Genehmigung war nicht erteilt

Was ist schiefgegangen? Schaut man sich die Chronologie der Ereignisse an, fällt auf, dass das Amt für öffentliche Ordnung augenscheinlich erst näher konsultiert wurde, nachdem die fertige Linienführung im Bezirksbeirat unter viel Beifall vorgestellt worden war, Starttermin inklusive. Sven Matis bestätigt, dass zum Zeitpunkt der Präsentation der Busroute im lokalen Gremium keine Genehmigung vorgelegen habe, „die Genehmigung kann nur erfolgen, wenn die Verkehrsbehörde gehört wurde“.

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Bei einer Befahrung 2021, an der unter anderem Vertreter des VVS, des Bezirksbeirats und auch der Stadt teilgenommen hatten, sei allerdings niemand vom Ordnungsamt dabei gewesen. Sven Matis drückt sich so aus: „Die Verkehrsbehörde wurde spät informiert, aber nicht zu spät.“ So habe man rechtzeitig vor dem Start der Buslinie Probleme erkennen und potenzielle Gefährdungen ausschließen können.

Es zeichnet sich eine Lösung ab

Der Verkehrsplaner Mario Graunke, der die Linienführung für die Firma GR Omnibus konzipiert hat, bestätigt, dass er den Genehmigungsantrag erst nach der Sitzung gestellt hat – um die Reaktion des Gremiums abzuwarten und mögliche Änderungswünsche einarbeiten zu können. Der Adressat der Genehmigung für die Linie, die Ende 2021 in den Nahverkehrsplan des Kreises Esslingen aufgenommen worden sei, sei das Regierungspräsidium, weil es sich um regionalen Verkehr handle. „Das Verfahren lief seit anderthalb Jahren“, sagt er, alles habe gut ausgesehen, dennoch räumt er ein, die Stuttgarter Verkehrsbehörde „nicht gebührend mitgenommen“ zu haben.

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Trotz dieser Reibungen scheint sich nun eine Lösung abzuzeichnen. „Wir schauen, dass wir die Sorgen und Nöte des Amtes für öffentliche Ordnung ausräumen“, sagt Mario Graunke. Er gibt sich zuversichtlich. „Wir sind auf einem sehr, sehr guten Weg“, die Stadt sei „mit hohem Engagement dahinter“, und man werde versuchen, möglichst wenige Parkplätze an der Straße Pfennigäcker zu streichen. GR Omnibus sei derweil kein wirtschaftlicher Schaden entstanden. Zwar seien Dienst- und Fahrpläne bereits aufgesetzt gewesen, „da war ja im Prinzip alles fertig“, sagt Mario Graunke, aber die 131er-Busse glichen das dadurch aus, dass sie an der Haltestelle Heumaden aktuell einfach etwas länger warteten, bevor es auf bisherigem, direktem Weg nach Kemnat gehe.

Der stellvertretende Bezirksvorsteher von Sillenbuch, Hans Peter Klein, freut sich, dass mit Hochdruck an der Linienführung gearbeitet werde. „Der Bezirksbeirat steht voll und ganz dahinter. Für den Stadtbezirk wäre das eine tolle Sache und ein Gewinn.“