Wegen Bauarbeiten kann ein 83-Jähriger aus Kornwestheim eine Haltestelle nicht mehr nutzen. Er beklagt sich bei der Stadt und beim Busbetrieb – ohne Erfolg.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Seit rund zwei Wochen komme er nicht wie gewohnt in die Stadt, klagt Ivo Peter Fritz aus Kornwestheim. Normalerweise nehme er den Bus an der Haltestelle Stauffenbergstraße, erzählt der 83-jährige Senior, der in der Theodor-Heuss-Straße wohnt. Seit Mitte Januar werde die Bushaltestelle in der benachbarten Stauffenbergstraße wegen Bauarbeiten aber nicht angefahren. Wie ihm gehe es vielen andern älteren Menschen, die nur noch schlecht zu Fuß sind oder gar im Rollstuhl sitzen.

 

„Wir sind im Hausarrest“

„Unser Wohngebiet ist abgeschnitten“, sagt Peter Fritz, und weiter: „Wir sind im Hausarrest.“ Er habe sich bei der Stadt Kornwestheim und beim Busbetreiber LVL Jäger in Ludwigsburg beklagt. Ihm sei empfohlen worden, doch bitte die Bushaltestelle beim Hallenbad zu nehmen. Das, sagt Fritz, sei aber keine Alternative, denn diese Haltestelle sei 800 Meter weit entfernt. Zu weit weg für ihn. Einmal habe er sich notgedrungen zu Fuß auf den Weg gemacht, wegen eines wichtigen Termins beim Zahnarzt. Er sei „halb tot“ zurück nach Hause gekommen.

Sein Vorschlag: die Stadt möge sich doch bitte um einen „Ersatzverkehr“ bemühen, diese Idee indes sei abgetan worden. Der Rentner hatte angeregt, einen kleineren Bus oder ein Auto einzusetzen. So ein Fahrzeug könnte in der Straße mit der gesperrten Haltestelle, die zurzeit eine Sackgasse ist, reinfahren, wenden und wieder raus fahren, so seine Überlegung. Ihm sei schon klar, dass ein großer Bus zurzeit nicht fahren könne. Doch nichts habe sich getan, er sei von der Stadt enttäuscht, sagt Fritz.

Eine Sprecherin der Stadt Kornwestheim erklärt auf Anfrage, dass seit dem 18. Januar „von der Stadtentwässerung unter anderem in der Stauffenbergstraße notwendige Tiefbauarbeiten zur Erweiterung der Kapazitäten und zur Erhaltung einer intakten und funktionsfähigen Kanalisation für die Bürgerinnen und Bürger durchgeführt“ würden. Deshalb sei die Straße vorübergehend voll gesperrt. Aufgrund dieser Vollsperrung könnten die Busse der Linien 411 und 412 zurzeit „leider“ nicht über die Stauffenbergstraße fahren. Die einzig mögliche Umleitungsstrecke führe über die Neckarstraße, entsprechend seien die nächstgelegenen Haltestellen jene am Hallenbad und in der Goerdelerstraße. „Um sich frühzeitig auf die Situation und die damit einhergehenden Einschränkungen einstellen zu können, wurde die direkte Anwohnerschaft bereits im November über die Arbeiten und die Sperrung informiert“, so die Sprecherin.

Erleichterung ist in Sicht

Frank Metzger vom Busbetreiber LVL erklärt: Wenn eine Kommune eine Straße komplett sperre, dann „sind uns die Hände gebunden“. Busse können eben nur dort fahren, „wo die Straßen offen sind“. Sein Unternehmen verfüge nicht über kleinere Fahrzeuge, die in der Sackgasse wenden könnten. Man appelliere an die Städte und Gemeinden, bei der Einrichtung von Baustellen möglichst immer darauf zu achten, dass zumindest die Busse fahren könnten. Das sei bei der Baustelle in Kornwestheim offenbar nicht möglich.

Kleiner Trost für Peter Fritz und die anderen geplagten Anwohner: die Baustelle soll laut Stadtauskunft nur bis 4. Februar bleiben, vom 5. an sollten die Busse auch den Halt in der Stauffenbergstraße wieder anfahren.