Das Bus- und Bahnfahren zwischen Ortsteilen ist mancherorts günstiger geworden. Vor allem im Strohgäu wurde anlässlich der Tarifreform umgesetzt, was in Ditzingen und Korntal-Münchingen schon lange Wunsch war, der aber nie gehört wurde.

Strohgäu - Ein Dorn im Auge ist die Situation den Ditzingern und Korntal-Münchingern schon lange gewesen: Ein Fahrschein nach Stuttgart war, abhängig vom Ortsteil, in dem sie leben, unterschiedlich teuer. Das änderte sich zu Jahresbeginn. Heimerdingen und Münchingen wurden innerhalb des Tarifzonenplans des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS) verlegt. Das wiederum hatte auch für Hemmingen Konsequenzen.

 

Was steckt hinter der Tarifreform?

Der VVS, der die Stadt Stuttgart sowie die Kreise Böblingen, Esslingen, Göppingen (teilweise), Ludwigsburg und Rems-Murr umfasst, vereinfachte zum 1. April 2019 das Tarifzonensystem stark: Statt 52 Zonen gibt es jetzt fünf Ringzonen; das gesamte Stadtgebiet Stuttgart ist nur noch eine Zone; die Kreise haben statt mehr als ein Dutzend noch maximal vier Ringzonen. Dank der Reform zahlen viele Fahrgäste günstigere Preise.

Die Tarifzonenreform war der Grund, dass Ditzingen und Korntal-Münchingen wieder einen lang gehegten Wunsch einbrachten: Alle Ortsteile einer Stadt sollen in derselben Tarifzone liegen. Der VVS stimmte der Verlegung der betroffenen Ortsteile schließlich zu. Die Umsetzung erfolgte zeitversetzt zur Tarifzonenreform. Sie gilt seit 1. Januar 2020.

Was hat sich in Ditzingen verändert?

Heimerdingen liegt weiter von Stuttgart entfernt als die anderen Stadtteile, also Ditzingen, Hirschlanden und Schöckingen. Die Heimerdinger mussten bisher einen Fahrschein für drei Zonen lösen, um in die Landeshauptstadt zu kommen. Seit 1. Januar sind es zwei Zonen. Das Einzelticket kostet 2,50 Euro, ist seitdem also 1,30 Euro günstiger. „Diese Verbesserung ist der Stadt die jährlichen Mehrkosten von 28 000 Euro wert“, sagt der Ditzinger Oberbürgermeister Michael Makurath (parteilos). Die Kommune muss dem VVS die entgangenen Einnahmen erstatten. Wer aus 2019 ein Ticket hat, das noch in diesem Jahr gültig ist, kann sich beim VVS den Differenzbetrag erstatten lassen.

Um Heimerdingen zu verlegen, musste auch Hemmingen mitziehen. Schließlich fährt die Strohgäubahn über Hemmingen nach Heimerdingen. Hemmingen lag zuvor mit Heimerdingen in derselben Zone Wäre Hemmingen nicht verlegt worden, hätte der Bahnfahrer nach Heimerdingen doch den alten Tarif bezahlen müssen – weil er durch die teurere Zone fährt. Die Hemminger lassen sich die Verlegung jährlich 62 000 Euro kosten.

Wie profitiert Korntal-Münchingen?

Die von der A 81 zerschnittene Stadt – Korntal und Kallenberg sind auf der einen Seite, Münchingen ist auf der anderen – betont immer, dass sie eine Stadt sei. Und bemühte sich stets um eine weitere Annäherung der Ortsteile. Da war es folgerichtig, sich für eine Tarifzone einzusetzen.

„Wir haben schon zwei verschiedene Vorwahlen. Zwei verschiedene Zonen brauchen wir nicht auch noch“, sagte der Korntal-Münchinger Bürgermeister Joachim Wolf (parteilos) vor gut einem dreiviertel Jahr. Mit Rückenwind des Gemeinderats liegt Münchingen seit Januar auf der Grenze der VVS-Tarifzone 1 und 2. Jetzt gelten deshalb für die gesamte Stadt einheitliche Preise für Bus und Bahn – und Fahrten aus Münchingen sind günstiger: Alle Münchinger zahlen nun 2,50 Euro für ein Ticket zum Stuttgarter Hauptbahnhof – so wie der Rest der Stadt. Die Einnahmen von 55 000 Euro im Jahr, die dem VVS durch die Verlegung entgehen, gleicht die Stadt aus.

Schon nach der Tarifreform zum April 2019 kosteten Fahrkarten weniger: Fahrgäste aus Korntal und Kallenberg zahlten bis dato 2,90 Euro je Fahrt nach Stuttgart. Wer in Münchingen einstieg, blätterte gar 4,20 Euro hin. Die Tarifreform reduzierte den Preis für Münchinger auf 2,90 Euro.

Steigen seither die Fahrgastzahlen?

Für Nutzer von Bus und Bahn in Ditzingen, Hemmingen und Korntal-Münchingen ist es ein Dreivierteljahr nach der VVS-Tarifreform günstiger geworden. Sie bescherte dem VVS ein Plus bei den Fahrgastzahlen. „Wenn man nur die von der Tarifreform betroffenen Tickets betrachtet, ergibt sich seit April eine Steigerung von 5,2 Prozent. Vor allem die Zahl der Abonnenten hat durch die Reform stark zugelegt“, teilt der VVS mit. Ob und wie sich die Zahlen im Strohgäu verändern, ist offen. Dem Zweckverband Strohgäubahn liegen nach eigenen Angaben Zahlen vom Herbst 2018 vor: Zu diesem Zeitpunkt waren täglich 3900 Personen mit dem Bähnle unterwegs.

Wie profitieren Busnutzer?

Bis April werden 30 Kommunen in der Region Stuttgart ein Stadtticket anbieten. Von Beginn an dabei sind Ludwigsburg, Herrenberg, Esslingen, Böblingen und Sindelfingen. Seitdem gibt es dort für drei Euro ein Tagesticket, das in Bus und Bahn gilt. Im Kreis Ludwigsburg gilt es in Ludwigsburg und Ditzingen, von April an auch in Besigheim, Bietigheim-Bissingen und Markgröningen.