Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Die Idee der CDU-Gemeinderatsfraktion hatte die Funktion im Fokus. Ist es tatsächlich notwendig, lautete die Überlegung, ein großes Dach über dem neuen Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) in einer Höhe von 5,50 Meter zu bauen? Würde eine Teilüberdachung der einzelnen Bussteige in drei Meter Höhe nicht einen vergleichbaren Wetterschutz bieten – und der Stadt viel Geld sparen?

 

In der gestrigen Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt hat die Verwaltung das Ergebnis ihrer Untersuchungen präsentiert. Es fällt ernüchternd für die CDU aus. Zwar beziffert die Stadt das Einsparpotenzial für diese Lösung auf annähernd eine Million Euro. Für die Umsetzung des Siegerentwurfs des Stuttgarter Architekten Werner Sobek rechnet die Stadt mit Kosten in Höhe von 3,8 Millionen Euro.

Gestalterische, städtebauliche und funktionale Nachteile

Allerdings habe die CDU-Variante gestalterische, städtebauliche und sogar funktionale Nachteile. So habe man unter anderem ermittelt, dass es bei sogenanntem Schlagregen lediglich bei zwei der 18 Bussteige einen ausreichenden Regenschutz gebe. Dies sei ein generelles Problem aller schmalen Dächer.

Noch deutlicher fällt das Ergebnis aus Sicht des Denkmalschutzes aus. Das Sobek-Dach greife nicht nur die Höhe des Stockgesims, sondern auch dessen Dicke auf. Würden die Teildächer in drei Meter Höhe gebaut, würden sie die freie Sicht auf die Fenster des Bahnhofs unmöglich machen. Eine solche Lösung, so das Fazit der Stadtverwaltung, könne „denkmalschutzrechtlich so nicht genehmigt werden“.

CDU beharrt auf ihrer Variante

Dennoch beharrte die CDU gestern auf ihrer Variante. Weil die Stadt kein Geld habe, könne sie sich auch nicht das teure Dach leisten, argumentierte der CDU-Stadtrat Ernst Mauz. Sein Parteikollege Edward-Errol Jaffke warf der Verwaltung vor, sie habe bewusst die Baumaßnahmen vorangetrieben, um dem Gemeinderat die von ihr favorisierte Dachlösung aufzuzwingen. Es sei deshalb unfair, in den CDU-Dachvorschlag Kosten einzurechnen, die durch bisher schon geleistete Planungen entstanden sind. Für diese Anmerkung musste Jaffke herbe Kritik von allen anderen Fraktionen und von dem Esslinger Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht hinnehmen. Alle verwirklichten Maßnahmen beruhten auf mehrheitlich getroffenen Entscheidungen des Gremiums, so lautete der Tenor.

Die Freien Wähler haben sich gestern auf eine Variante festgelegt, die dem Sobek-Entwurf im Großen und Ganzen folgt. Lediglich auf die beiden Dachfinger, die die Bussteige entlang des Bahnhofs überdecken und die direkt an den Bahnhof anschließen, möchten die Freien Wähler verzichten. Stattdessen will der Stadtrat Eberhard Scharpf dort kleinere Dächer analog den Busdächern beim Einkaufszentrum Das ES errichten lassen. Der Vorteil aus Scharpfs Sicht: „So könnten wir das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude freistellen.“

Entscheidung soll im März fallen

Bis zur Gemeinderatssitzung am 26. März will die Verwaltung ermitteln, welche Vor- und Nachteile diese Lösung hat. Sicher ist aus Sicht von Wilfried Wallbrecht, dass bei dieser Variante die von den Freien Wählern als Hauptmotiv genannte Kostenfrage keine Rolle mehr spielt. Wallbrecht: „Das ist jetzt alleine nur noch eine Gestaltungsfrage.“

Von den Ergebnissen wollen die SPD und die Grünen abhängig machen, ob sie zusammen mit den Freien Wählern für diesen Kompromiss stimmen oder ob sie wie weiterhin für den Verwaltungsvorschlag votieren wollen. Die Entscheidung soll auf jeden Fall noch im März fallen.