Das Unternehmen „Mein Fernbus“ mit Sitz in Berlin startet seine Fernreisen von Stuttgart nach Lörrach lieber am Omnibusbahnhof Vaihingen statt an einem der offiziellen FOB-Interimsstandorte in Zuffenhausen und Obertürkheim.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Viel ist seinerzeit über einen Fernomnibusbahnhof (FOB) in Vaihingen diskutiert worden. Im Stadtbezirk hat sich mit der Igfob sogar eine Bürgerinitiative gegründet, die vehement gegen das Projekt gekämpft hat. Zweieinhalb Jahre lang wurde diskutiert. Dann ließ die Stuttgarter CDU die Sache im März 2010 platzen, indem sie gegen den Bebauungsplan stimmte.

 

Der Grund war, dass die neue grün-rote Mehrheit im Gemeinderat den Ausbau der Nord-Süd-Straße abgelehnt hat. Damit rückte eine Idee, die der damalige Verwaltungsbürgermeister Klaus-Peter Murawski bereits im Juli 2009 bei einem Rundgang durch Vaihingen geäußert hatte, wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit: ein Fernomnibusbahnhof am Flughafen. Mittlerweile ist dieser beschlossene Sache. 2015 soll der Terminal fertig sein. Doch weil der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) am Stuttgarter Hauptbahnhof schon im März 2010 wegen des Bahnprojekts S 21 geschlossen wurde, mussten Provisorien geschaffen werden. Diese befinden sich in Zuffenhausen und Obertürkheim.

Doch auch der Vaihinger Bahnhof ist für Fernbusunternehmen scheinbar eine attraktive Adresse. Die Berliner Firma „Mein Fernbus“ zieht den Filderstadtbezirk den anderen möglichen Haltepunkten vor. „Zuffenhausen und Obertürkheim sind nicht so gut an den öffentlichen Personennahverkehr angebunden“, begründet der Pressesprecher Florian Rabe diese Entscheidung. Zudem habe das Fernbusunternehmen viele Kunden aus Böblingen und Sindelfingen. Da liege Vaihingen einfach geschickter. Nicht zuletzt sei der kurze Weg zur Autobahn ein Argument für den Haltepunkt gewesen. „Wir sind mit dieser Lösung sehr zufrieden“, sagt Rabe.

Abstimmung mit den SSB und dem RBS

Das Ordnungsamt hat dem Unternehmen „Mein Fernbus“ die Nutzung des Omnibusbahnhofs Vaihingen gestattet. Allerdings nur in Abstimmung mit den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB). „Wir sehen das als Übergangslösung an“, sagt die SSB-Pressesprecherin Susanne Schupp. Das Nahverkehrsunternehmen könne diese Lösung akzeptieren, so lange der eigene Linienverkehr nicht beeinträchtigt werde. Auch das Unternehmen Regionalbus Stuttgart (RBS) wurde in die Entscheidung einbezogen. Denn „Mein Fernbus“ nutzt auch dessen Bahnsteig mit der Nummer 745.

Grundsätzlich gelte, dass Busunternehmen Haltestellen auf öffentlich gewidmeten Flächen kostenlos anfahren dürfen, sagt Sven Matis, der Pressesprecher der Stadt Stuttgart. Wenn die Busse ins Ausland fahren, werden die Konzessionen vom Regierungspräsidium erteilt. Im innerdeutschen Bus-Fernlinienverkehr wird das Ordnungsamt am Verfahren beteiligt, wenn Stuttgart als Zwischenstation bedient wird. Ist Stuttgart Ausgangspunkt der Linie, ist das Ordnungsamt die Genehmigungsbehörde.

So war es auch im Fall von „Mein Fernbus“. Die Linie verkehrt von Vaihingen über den Europapark Rust und Freiburg nach Lörrach und umgekehrt. Im Durchschnitt werden täglich vier Fahrten je Richtung angeboten. Die Resonanz sei gut, sagt der Pressesprecher Florian Rabe.

Von einem Fernbusbahnhof am Flughafen ist sein Unternehmen übrigens alles andere als begeistert. „Das finden wir nicht ideal. Denn unser Ziel ist es, Menschen von einer Stadt in eine andere zu bringen“, sagt Rabe. Doch ein Flughafen liege in aller Regel wenig zentral. „Für unsere Kunden fallen damit zusätzliche Wege an“, sagt Rabe.