Die Stadträte wollen das Busfahren subventionieren, aber die Verwaltung befürchtet Kosten in Millionenhöhe. Jetzt tritt auch noch der VVS auf die Bremse.

Ludwigsburg - Kurz vor Weihnachten sah es so aus, als wäre die Umsetzung eines günstigen Bustickets für Ludwigsburg nur eine Frage der Zeit. Eine deutliche Mehrheit im Gemeinderat forderte eine Prüfung der Details, im ersten Quartal 2017 sollte das Konzept konkret werden. Doch seither war Funkstille. Er könne den Befürwortern eines Ludwigsburg-Tickets wenig Hoffnung machen, sagt der Baubürgermeister Michael Ilk auf Anfrage unserer Zeitung, der Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) rate von dessen Einführung ab.

 

Antworten bis Pfingsten

In der Debatte über das große ÖPNV-Konzept, das den Stadtbahnverkehr mit gleislosen und anderen Zügen im Landkreis verknüpfen soll, sei das kleinere ÖPNV-Thema zum Billigtarif unter die Räder gekommen, sagt Ilk. Initiatoren der Aktion Ludwigsburg-Ticket wie Nathanael Maier wollen das nicht gelten lassen: Die Verwaltung habe für das erste Quartal Informationen zugesagt, aber noch immer liege kein einziger Bericht vor. „Bei Prestigeprojekten liefert die Stadt schnelle Gutachten, während bürgernahe und soziale Projekte wie das Ludwigsburg-Ticket gerne auf unbestimmte Zeit aufgeschoben werden“, sagt Maier und verweist darauf, dass sich viele Vereine und Verbände sowie mehr als 2000 Bürger für das Ein-Euro-Ticket ausgesprochen hätten.

Unterdessen pocht auch die Fraktion der SPD im Gemeinderat auf Ergebnisse. Sie hat beantragt, dass die Verwaltung nun wenigstens „noch vor den Pfingstferien in einer Sitzung des Technikausschusses über den aktuellen Stand der Untersuchungen, den bis jetzt vorliegenden Ergebnissen und den Gesprächen mit dem VVS“ berichtet. Immerhin liege ein interfraktioneller Beschluss zugrunde. Nur die Freien Wähler lehnen das Ticket ab: Sie befürchten – wie auch die Stadtverwaltung – dass das Ticket Millionen kostet.

Bisher liege ihm nur ein Brief des VVS vor, in dem die Experten darauf verwiesen, dass eine veränderte Preisgestaltung bei den Ludwigsburger Bustarifen große Auswirkungen auf die Verbindungen zu den Orten im Umland hätte, sagt Ilk. Weshalb die Situation der Barockstadt auch nicht mit der in Marbach oder in Herrenberg zu vergleichen sei. Gerade darauf aber hatten die Initiatoren wiederholt verwiesen: In Herrenberg kostet die Busfahrkarte zurzeit 1,80 Euro und in Marbach 1,30 Euro – was dem Preis für ein VVS-Kurzstreckenticket entspricht. Eine reguläre Fahrkarte für eine Zone im Verbund kostet 2,40 Euro.

Alles nur Schwarzmalerei?

„Mir ist diese Auskunft bisher noch zu vage“, sagt Ilk, „ich weiß nicht, ob das Schwarzmalerei ist, oder ob dem realistische Einschätzungen zugrunde liegen.“ Eine Sprecherin des Stuttgarter Verkehrsverbunds bestätigt, dass es von Seiten des VVS „einige Bedenken“ gebe. Das Anliegen müsse noch ausführlicher mit der Stadtverwaltung besprochen werden. Demnach ist ein erstes Gespräch für den 19. Mai vereinbart. Konkreter werde sich der VVS frühestens Ende Mai äußern.

Markus Gericke (Grüne) findet die Aussagen unbefriedigend: „Ich möchte wissen, ob man in der Kalkulation zum Beispiel auch die höhere Nachfrage bei niedrigeren Preisen berücksichtigt hat.“ Das Ticket müsse auch nicht exakt einen Euro kosten, sagt Margit Liepins (SPD). Es wäre schon viel gewonnen, wenn es so günstig wie die Kurzstreckenkarte wäre: „Das muss man eben durchrechnen.“ Notfalls könne man auch über eine Gebietsabgrenzung nachdenken, sagt Gericke. Wichtig sei, dass die Stadträte endlich über konkrete Summen diskutieren könnten.