Die geplante Verdichtung der Buslinien 72 und 82 stößt nicht nur auf Zustimmung. Im Dachswald oder auf dem Fasanenhof ist die Stimmung getrübt, denn die beiden Stadtteile gehen bei den Maßnahmen leer aus.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Vaihingen/Möhringen - Auf der Linie 72 sollen ab dem Fahrplanwechsel im Dezember in den Hauptverkehrszeiten zusätzliche Busse verkehren. Geplant ist, diese im 20-Minuten-Takt zeitversetzt zur regulären Linie zwischen dem Möhringer Bahnhof und der Märchensiedlung pendeln zu lassen. So entsteht ein Zehn-Minuten-Takt. Die zusätzliche Linie soll zudem durch die Märchensiedlung fahren. Der Vorsitzende der Möhringer CDU, Matthias Scheible, begrüßt die Verdichtung. „Wir haben schon seit Langem gefordert, dass es in den Stoßzeiten einen Zehn-Minuten-Takt geben muss und dass die Linie 72 durch die Märchensiedlung besser ausgebaut wird, wo sehr viele Familien mit Kindern wohnen. Denn für die Bewohner der Märchensiedlung und die Schüler der Anne-Frank-Realschule ist die U 6 keine Alternative“, sagt Scheible in einer Stellungnahme der CDU.

 

Die Fasanenhofer gehen leer aus

Die Bürger auf dem Fasanenhof allerdings profitieren nicht von der Ergänzung. „Wir haben hier nichts von der Taktverdichtung“, sagt Günther Joachimsthaler, der Vorsitzende des Bürgervereins Fasanenhof. „Der Zehn-Minuten-Takt wäre für uns natürlich auch geschickt. Denn hier wohnen viele Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind. Sie sind auf den Bus angewiesen, gerade, wenn sie auf den Friedhof nach Möhringen möchten“, so Joachimsthaler. Matthias Scheible fordert, dass bei den Maßnahmen noch nachgearbeitet wird. „Für diese Forderung und eine stetige Verbesserung der verkehrlichen Situation in Möhringen werden wir uns weiter einsetzen. Besonderes Augenmerk gilt dabei auch der Entwicklung im Synergiepark Vaihingen-Möhringen“, so Scheible.

Auch die Vaihinger sollen von einer Taktverdichtung profitieren. Zumindest die im Süden des Bezirks. Der 82er Bus soll künftig im Zehn-Minuten-Takt fahren, zumindest im südlichen Streckenabschnitt von Rohr über die Rohrer Höhe zum Bahnhof Vaihinger Bahnhof und wieder zurück. Das haben die Gemeinderatsfraktionen von CDU, Bündnis 90/Die Grünen und SPD im Rahmen des „Bündnisses für Mobilität“ festgelegt.

Die Maßnahmen sind nur eine „halbe Lösung“

Die Dachswälder Bürger allerdings gehen leer aus – dort bleibt der 20-Minuten-Takt bestehen. „Das mit der Linie 82 ist doch wohl ein Witz!?“, schreibt uns unser Leser Michael König. „Zwischen Rohr und Vaihingen verkehrt nicht nur die Buslinie 82, sondern auch die S-Bahnen und die Buslinie 81. Warum wird auf dieser Strecke der Takt auf zehn Minuten geändert, auf der Strecke in den Dachswald aber nicht? Dort fährt nur die Linie 82, nichts anderes. Ich kann die Änderung bezüglich der Linie 82 in keinster Weise verstehen und sehe das auch nicht als Erfolg an“, so König.

Auch Sigrid Beckmann, die Vorsitzende des Bürgervereins Dachswald und Mitglied der SPD im Bezirksbeirat, kritisiert die Taktverdichtung. „Der Norden Vaihingens bleibt damit abgehängt. Und das ist nicht in Ordnung“, sagt Beckmann. Viele Schüler aus dem Dachswald, dem Elsental oder dem Wohngebiet Schranne würden einen Zehn-Minuten-Takt ebenfalls begrüßen, um besser zur Schule zu kommen. Der Bezirksbeirat und der Jugendrat hatten in der Vergangenheit mehrfach eine Verdichtung gefordert. „Allerdings ging es dabei immer um eine ganzheitliche Lösung“, erinnert Beckmann. „Das Ergebnis jetzt war so nicht gewünscht. Es ist nur eine halbe Lösung.“ Zur Verringerung des Kfz-Verkehrs und der Elterntaxis werde die Verdichtung also kaum beitragen. „Die Maßnahme ist nicht gut durchdacht. Wenn schon, sollte man die Taktverdichtung auf die gesamte Strecke ausweiten“, sagt Beckmann.

Es gibt weiterhin Verbesserungspotenzial

Dem stimmt Anna Teichmann, die Sprecherin des Vaihinger Jugendrats, zu. „Die Verdichtung jetzt ist ein Schritt in die richtige Richtung. Aber auf der Linie 82 gibt es immer noch Verbesserungspotenzial“, sagt Teichmann. Zwar würden von der Maßnahme nun die Schüler im Zentrum und dem Süden Vaihingens profitieren, andere Anwohner hingegen nicht. „Es wäre schön, wenn der Norden Vaihingens und der Dachswald noch angeschlossen werden würden“, so die Sprecherin des Jugendrats.

Bevor die Maßnahmen im Dezember umgesetzt werden können, muss die Verwaltung zunächst eine Vorlage ausarbeiten, die der Gemeinderat dann noch absegnen muss. Auch der Aufsichtsrat der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) muss noch zustimmen.