Überraschung bei der Netzvergabe: die alteingesessenen Firmen Fischle, Schlienz und Schefenacker werden im Stadtverkehr ausgebootet.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Die Esslinger Linien sind vergeben, und vergeblich haben sich die ortsansässigen Bus-Unternehmen Fischle, Schlienz und Schefenacker für etwa ein Drittel der Buslinien im Stadtgebiet beworben. Dieses Drittel bekommt jetzt das Unternehmen Albert Rexer aus Calw. Nach Angaben der Stadtverwaltung hatten die Calwer das wirtschaftlich günstigste Angebot abgegeben. Die Firmen Fischle, Schlienz und Schefenacker haben seit vielen Jahrzehnten als Subunternehmer für den Esslinger Verkehrsbetrieb gearbeitet und knapp 50 Prozent der Strecken des Stadtverkehrs bedient.

 

Busunternehmer fühlen sich überrumpelt

Die Entscheidung ist so neu, dass sich die Esslinger Busunternehmer regelrecht überrumpelt fühlen. Weder Frank Fischle noch Eberhard Schlienz etwa wollten dazu am Montag eine Stellungnahme abgeben. Sie wollen erst die offizielle Mitteilung der Esslinger Stadtverwaltung abwarten. So lange sie nicht eingegangen sei, sei es für die Unternehmen schwierig, etwas zur Situation zu sagen, betont Frank Fischle. Er erklärte zumindest, dass er für sein Unternehmen einen Plan B habe.

Arno Ayasse, der Geschäftsführer des Busunternehmens Alfred Rexer, macht sich auch noch keine Sektflasche auf. „Wir wollen erst die Nachricht der Stadt abwarten, außerdem ist es theoretisch möglich, dass jemand einen Widerspruch einlegt“, sagt Arno Ayasse.

Der Städtische Verkehrsbetrieb vergrößerte sein Streckennetz

Das Tauziehen um die Esslinger Linien währt seit mehr als einem Jahr. Es begann damit, dass aufgrund von EU-Recht die Buslinien-Bündel neu ausgeschrieben werden mussten. Damit war auch der SVE, das Städtische Verkehrsunternehmen Esslingens, auf dem Prüfstand. Der Betrieb konnte nach der Darstellung der Stadtverwaltung mit seinen ökologisch wichtigen Oberleitungsbussen nur dadurch wettbewerbsfähig bleiben, dass er sein Streckennetz auf knapp siebzig Prozent vergrößert und bei den privaten Unternehmern gleichzeitig kürzt. Diese Entscheidung war im vergangenen Juli gefallen.

Aber auch die privaten Unternehmer hatten ein Gebot für alle Esslinger Strecken abgegeben. Sie hatten sogar einen Hersteller von Elektrobussen ausfindig gemacht, der versprach, die Esslinger Höhen- und Tiefenlagen zu bewältigen. Doch die Privaten scheiterten am Regierungspräsidium, das über die Vergabe entschied.

Danach war das restliche Drittel der Esslinger Buslinien fällig, das die Firmen Fischle, Schlienz und Schefenacker auch mit Dieselbussen hätten weiter betreiben können. Hier allerdings verloren sie gegen den Konkurrenten aus Calw.

Die Umstellung wird im kommenden Juli erfolgen. Damit ist auch eine Umstellung des SVE zum reinem Elektrobus-Unternehmen verbunden. Um dieses Ziel zu erreichen, muss der SVE sechs Elektrohybrid-Busse anschaffen, die sowohl an der Oberleitung fahren können, als auch auf den anderen Straßen. Auch dafür gab der Gemeinderat grünes Licht.