Die Busunternehmen überprüfen bei Schwerpunktkontrollen in Ludwigsburg die Nachweise der Passagiere. Der VVS erhofft sich Unterstützung von der Politik und den Behörden.

Ludwigsburg: Andreas Hennings (hen)

Ludwigsburg - Am Busbahnhof in Ludwigsburg ist am Dienstagnachmittag einiges los. Der Feierabendverkehr ist angebrochen. Einen Blick auf das Gewimmel von Menschen haben zwei Polizisten, die vor der Musikhalle Stellung bezogen haben und nachsehen, ob sich an die Maskenpflicht gehalten wird. Nur wenige Meter weiter bespricht sich eine Gruppe auffallend orange gekleideter Personen, die an Nachmittag und Abend ebenfalls pandemiebedingt kontrollieren werden: Das Prüfpersonal der Busunternehmen LVL Jäger und Württembergische Bus-Gesellschaft, die wie 38 weitere Verkehrsunternehmen im Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) organisiert sind.

 

Statt der Masken geht das Team der Frage nach, ob die Fahrgäste sich an 3 G halten. Denn ohne Nachweis von Impfung, Genesung, einem höchstens 24 Stunden alten Schnelltest oder einem bis zu 48 Stunden alten PCR-Test darf kein Bus bestiegen werden. Seit 24. November ist die Regel in Kraft. Und seit Freitag werden die Kontrollen verstärkt. Das Personal war in Esslingen und ein erstes Mal in Ludwigsburg im Einsatz. Und zeitgleich zur neuerlichen Aktion am Dienstag am dortigen Bahnhof werden auch in Böblingen die Nachweise der Fahrgäste unter die Lupe genommen.

Kaum Verstöße gegen die 3-G-Regel

Sechs Kontrolleure schwärmen diesmal in Ludwigsburg aus. Mal in Zweier- mal in Dreierteams. Ausgestattet sind sie mit einem Scanner, der die Gültigkeit der digitalen Nachweise verifiziert, ohne neben dem Namen weitere Personendaten preiszugeben. Kontrolliert wird direkt im Bus oder beim Ausstieg. Mal überprüfen die Mitarbeiter alle Fahrgäste vor der Abfahrt. Mal fahren sie ein paar Haltestellen bis zum Arsenalplatz mit, um dann wieder mit einem Bus der Gegenrichtung zurückzukehren. Je nachdem wie viel in den Bussen los ist, damit nicht die Pünktlichkeit darunter leidet.

Die Kontrolleure haben diesmal einen ruhigen Nachmittag. Quasi alle Fahrgäste zücken bereitwillig ihren Nach- und ihren Ausweis. Nur einmal in der ersten Stunde stellt sich heraus, dass ein Test etwas zu alt ist. „Die Person ist auch gleich ausgestiegen“, erklärt der Kontrolleur in der Rückschau. Mit seinen Kollegen erlebt er auch danach während der fünfstündigen Aktion keine besonderen Vorfälle. Die Bilanz fällt positiv aus. „Es gab nahezu keine Verstöße“, teilt die VVS-Sprecherin Ulrike Weißinger am Mittwoch mit. Zufrieden ist daher auch Friedrich Boehringer, Geschäftsführer der Württembergischen Bus-Gesellschaft. „Die Fahrgäste machen das sehr gut. Bei der Kontrolle am Freitag gab es nur einen Fall und der war nicht vorsätzlich.“ Die Kontrolleure lassen auch mal Fünfe gerade sein, wenn ein Papier-Nachweis vorgezeigt wird – der reicht eigentlich nicht mehr aus. Dann wird eben darauf verwiesen, diesen künftig bitte digital oder per Chipkarte parat zu haben.

Busverweis vorerst einzige Strafe

Bei den Busbetreibern weiß man aber, dass die Stimmung schnell kippen kann. Immer wieder berichten Busfahrer von Beschimpfungen, zuletzt gab es laut Jochen Biesinger, Leiter des Vergabeteams beim VVS, zwei Einzelfälle mit Spuckattacken. Die Busfahrer sind an der stichprobenartigen Kontrolle daher nicht beteiligt. „Wir wollen sie nicht zusätzlich belasten. Ihre Aufgabe ist es, den Bus sicher und pünktlich ans Ziel zu fahren und nach der Einhaltung der Maskenpflicht zu schauen“, sagt Biesinger. Zusätzlich 3 G zu überprüfen wäre zu viel. Weshalb geschultes Personal eingesetzt wird, das sonst Fahrscheine überprüft und von dieser Aufgabe immer wieder freigestellt wird. Auch externe Unternehmen können zum Einsatz kommen.

Verstößt ein Fahrgast gegen 3 G, muss er den Bus verlassen. Die Kontrolleure dürfen weder Personalien aufnehmen noch Strafen aussprechen, abgesehen vom Busverweis. „Unser Wunsch wäre es, mit den Behörden zusammenarbeiten zu können, um ein Bußgeld verhängen zu dürfen“, sagt Jochen Biesinger vom VVS. Er hofft zudem auf finanzielle Unterstützung aus der Politik. „3 G wurde sehr kurzfristig verabschiedet und ist deshalb für die Busunternehmen nicht einfach zu schultern. Einerseits sind die Fahrgastzahlen runtergegangen, andererseits bedeutet die Kontrolle einen erhöhten betriebswirtschaftlichen Aufwand. Das ist schon eine Bürde.“ Momentan würden in dieser Frage Gespräche geführt.

Weitere Kontrollen sind geplant

Weitere Aktionen sind geplant. Carry Buchholz von LVL Jäger: „Auch wir als Busunternehmen versuchen weiter unseren Beitrag zur Eindämmung der Pandemie zu leisten. 3 G werden wir deshalb die nächsten Wochen stichprobenartig kontrollieren.“

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Die Zuständigkeit
für 3-G-Kontrollen liegt bei den Verkehrsunternehmen. Der VVS, in dem sie organisiert sind, versucht, die knappen personellen Ressourcen zu bündeln und Schwerpunktkontrollen zu koordinieren.

Die Bahn
kontrolliert seit Mittwoch verschärft. Schaffner überprüfen neben dem Ticket auch 3 G – wenn Sicherheitspersonal mit dabei ist. Wer verstößt, muss den Zug am nächsten Halt verlassen. Es droht ein Bußgeld bis zu 2500 Euro. „Es zeichnet sich im Regional- und S-Bahnverkehr aber eine sehr hohe Akzeptanz der Regeln ab“, teilt die Bahn mit. Nur in drei Prozent der Fälle fehlte der Nachweis.

Die Polizei
kontrollierte am Freitag und Montag in Ludwigsburg und Böblingen die Einhaltung der Maskenpflicht an Bus- und Bahnsteigen. Von 182 Verstößen wurden 26 zur Anzeige gebracht. In Anbetracht der insgesamt 3789 kontrollierten Personen zieht das Polizeipräsidium Ludwigsburg eine positive Bilanz.