Der Aufschrei war groß in Stuttgart-Degerloch und den benachbarten Ortschaften, als die Linien 70 und 71 im Dezember an die B 27 verlegt worden sind. Nun kehren die Busse an den ZOB zurück – allerdings nicht ganz ohne Konsequenzen.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Degerloch - Was als Luftlinie wie ein Katzensprung aussieht, ist in Wirklichkeit eine kleine Odyssee. Weil die Stadtautobahn in Degerloch Fußgängern den Weg abschneidet und ihnen einen Umweg über Treppen zumutet, gleicht die Haltestellenverlegung einer Tortur. Jedenfalls für jene, die nicht mehr gut zu Fuß sind. Die Haltepunkte für die Linien 70 und 71 nach Hoffeld und Asemwald/Schönberg sind im Dezember vom Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) an die B 27 umgezogen. Der Aufschrei in Degerloch und in den betroffenen Orten drumherum war groß. Nun gibt es eine Lösung.

 

Im Januar war es zunächst zu einem Ortstermin mit Vertretern der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) und dem Bezirksvorsteher von Degerloch, Marco-Oliver Luz, gekommen. Bereits nach diesem Treffen hatte sich Luz optimistisch gezeigt, dass sich eine Lösung finden lässt. Er hatte sich nicht getäuscht. „Mich freut es sehr, dass das Verkehrsunternehmen die Argumente ernstgenommen und sich für diese Änderung entschieden hat“, kommentiert er die Neuigkeit.

Bussteige werden neu geordnet, teilt die SSB mit

„In der Gesamtabwägung aller Vor- und Nachteile und einer veränderten Gewichtung aufgrund der Vielzahl an Beschwerden sind wir nun zu dem Entschluss gekommen, die Bussteigbelegung am ZOB neu zu ordnen und damit auch eine Bedienung durch die Linien 70 und 71 wieder zu gewährleisten“, teilt die SSB am Mittwoch mit. Bei der Vielzahl der Beschwerden, die bei der SSB eingegangen seien, sei eine Kernforderung gewesen, die Linien 70 und 71 wieder an den ZOB zurückzuholen. „Es ist vorgesehen, diese Änderungen zum 15. März 2021 umzusetzen. Dieser frühestmögliche Zeitpunkt ergibt sich aus den erforderlichen Vorlaufzeiten der technischen Systeme.“ Der SSB sei es ein Anliegen, den Fahrgästen ein qualitativ hochwertiges Verkehrsangebot bereitzustellen, heißt es weiter. „Aus diesem Grunde haben wir die Beschwerden sehr ernst genommen und Möglichkeiten zur Verbesserung der Situation geprüft.“

In der Konsequenz müssen sich die Nutzer des ZOB allerdings leicht umorientieren, denn ohne eine Neuordnung sei die Rückverlegung der Haltestellen für die Linie 70 und 71 nicht machbar gewesen, so die SSB. Voraussichtlich vom 15. März an gilt daher dieser Plan: Steig 1 für die Linie 71 nach Schönberg, die Linie 74 nach Nürtingen und die Linie 76 nach Echterdingen; Steig 2 für die Linie 73 nach Neuhausen; Steig 3 für die Linien 70 und 71 nach Hoffeld; Steig 4 für die Linien 77 und X7 nach Filderstadt-Harthausen; Steig 5 für die Linie X4 nach Nürtingen.

Kapazität des ZOB ist und bleibt begrenzt

Die SSB weist die Busfahrgäste zudem darauf hin, „dass auch die neue Situation zu gewissen Einschränkungen führen wird, da die begrenzte Kapazität des ZOB Degerloch keine vollumfänglich optimale Lösung zulässt“, heißt es in der aktuellen Mitteilung. Konkret bedeutet dies unter anderem, dass jede zweite Fahrt der Linie 71 auch weiterhin an der Haltestelle an der B 27 endet, sie bediene den ZOB „erst nach der dortigen Aufenthaltszeit auf der Rückfahrt nach Hoffeld. Eine direkte Fahrt von Hoffeld zum ZOB ist mit diesen Kursen nicht möglich, es muss entweder an der Epplestraße oder an der B 27 ausgestiegen werden“. Zudem verschieben sich die Abfahrtszeiten der Linie 71 um zwei Minuten, was sich unter Umständen auf Anschlüsse auswirken könne.

Der Bussteig 5, an dem künftig der Expressbus X4 hält, sei nicht barrierefrei zugänglich und habe keinen Wetterschutz, für Letzteres werde aber an einer Lösung gearbeitet. „Bei betrieblichen Unregelmäßigkeiten kann es bei einer kurzzeitigen Überbelegung des ZOB erforderlich werden, dass Fahrgäste nicht an den Bussteigen, sondern in zweiter Reihe nicht barrierefrei aus- und einsteigen müssen“, teilt die SSB mit.