Nach dem Unglück mit einem Calwer Reisebus auf der A4 in Hessen sind die ersten Fahrgäste wieder zu Hause. Vier Menschen waren bei dem Unfall ums Leben gekommen. Indes stellt sich die Frage, ob das Unglück verhindert hätte werden können.

Bad Hersfeld/Calw - Einen Tag nach dem schweren Busunglück in Osthessen mit vier Toten und rund 40 Verletzten sind die ersten Fahrgäste nach Hause zurückgekehrt. 18 Reisende seien in der Nacht aus den umliegenden Krankenhäusern entlassen worden, sagte ein Sprecher der Polizei am Mittwoch. 13 Schwerverletzte müssten weiter in Kliniken bleiben. Einige von ihnen würden auf Intensivstationen behandelt. „Zum Glück ist bisher niemand mehr gestorben“, sagte der Sprecher. Wer nur leicht verletzt war, konnte bereits am Dienstag nach Hause.

 

Der Unglücksbus eines Calwer Unternehmens mit Reisenden aus der Pfalz und aus dem Raum Mannheim/Heidelberg war auf dem Weg nach Leipzig. Dort wollten die Senioren den Jahreswechsel feiern. Der Reiseveranstalter, der in Rheinland-Pfalz sitzt und den Bus gechartert hatte, brachte am Dienstagabend die ersten Passagiere nach Hause. Am Mittwoch sollte ein zweiter Bus die persönlichen Gegenstände der Reisegäste zurückbringen. Der Geschäftsführer des Busunternehmens aus Calw wollte die Verletzten auch im Krankenhaus besuchen.

Alle Toten stammen aus der Pfalz

Inzwischen steht auch die Identität der vier Toten fest. Es handelt sich laut Polizei um zwei Frauen, 83 und 69 Jahre alt, und zwei Männer, 74 und 79 Jahre alt. Alle vier Opfer stammen aus der Pfalz in der Gegend um Landau (Rheinland-Pfalz).

Wie es zu dem Unglück kam, war am Mittwoch weiter unklar. Experten wollen sich in den nächsten Tagen ein genaueres Bild vom Ort des Unglücks und dem Wrack des Busses machen. „Ein Sachverständiger wird sich die Fahrzeuge angucken“, sagte ein Polizeisprecher am Dienstagabend. Bis die Untersuchung ausgewertet sei, würden aber noch einige Tage vergehen.

Der Reisebus war am Dienstag auf der Autobahn 4 zwischen dem Autobahndreieck Kirchheim und der Anschlussstelle Bad Hersfeld mit einem schlingernden Auto zusammengestoßen und etwa 50 Meter eine Böschung hinunter gestürzt. Warum der Fahrer des Wagens mit seinem Auto ins Schleudern geraten war, müssen die Ermittler herausfinden.

Der RDA Internationaler Bustouristik Verband sieht den Grund für die schweren Folgen des Unglücks auch in der Konstruktion der Leitplanken auf der A4. „Die Leitplanken an den deutschen Autobahnen sind generell ausgelegt für Pkw“, sagte der RDA-Sicherheitsbeauftragte Johannes Hübner. „Sie sind allerdings ungeeignet für den Schwerverkehr, der macht sie einfach platt. Solche Leitplanken bleiben eine Notlösung.“

Hübner kritisierte, im Abschnitt des Unfalls seien die nur 70 Zentimeter hohen Leitplanken für einen rund drei Meter hohen Hochdeckerbus zu niedrig und nicht stabil. „Die Leitplanken müssten nicht nur höher sein, sie müssten auch fest in der Fahrbahn verankert sein“, sagte der Sicherheitsbeauftragte. Der RDA ist nach eigenen Angaben der in Europa führende Verband für die Bus- und Gruppentouristik.