Der neue Stopp der Buslinie 638 vom Bahnhof Ditzingen nach Gerlingen liegt jenseits der Gleise. Nicht nur Bürger sind verärgert. Die Stadt hat interveniert. Und was sagt das Landratsamt?

Ditzingen - Gerda Meixner-Büchel ist verärgert. Seitdem die Haltestelle für den Bus nach Gerlingen auf die andere Seite der Bahngleise verlegt wurde, muss die 76-Jährige durch die Unterführung: 23 Stufen runter, 23 Stufen wieder rauf. Die Seniorin ist auf eine Gehhilfe angewiesen. Doch einen barrierefreien, direkten Zugang auf die Südseite des Bahnhofs gibt es nicht. „Warum hat man mit der Verlegung nicht wenigstens bis zur Fertigstellung des Aufzugs gewartet?“, fragt sie.

 

Mit ihrem Unmut ist die Ditzingerin nicht allein. „Wir sind verärgert“, sagt auch Denise Kamp. Für den Busverkehr im Kreis verantwortlich ist das Landratsamt. Die Stadt habe eine Stellungnahme abgegeben, die schlicht ignoriert worden sei, sagt Kamp in Richtung Landratsamt. Darin habe man daraufhin gewiesen, dass die Haltestelle erst im Sommer barrierefrei zu erreichen sei. „Wir haben mitgeteilt, dass die Linie 638 vorher nicht auf die Südseite verlegt werden kann“, sagt die Abteilungsleiterin für Verkehr und Grünflächen.

Landratsamt hält an Entscheidung fest

Eine Alternative zu den Treppen hat Gerda Meixner-Büchel nicht. „Die Möglichkeit, das zu umgehen, bedeutet einen Umweg von mehreren Hundert Metern.“ Ganz abgesehen davon, dass sie die Strecke nur schwerlich zurücklegen könnte, wäre der Bus, ehe sie auf der anderen Seite angekommen ist, längst abgefahren. Zwischen Ankunft der S-Bahn und Abfahrt des Busses liegen 13 Minuten.

Sie fahre regelmäßig nach Gerlingen, sagt Meixner-Büchel, mindestens einmal in der Woche. „Von 2261 Umsteigern am Zentralen Omnibusbahnhof müssen 239 – das sind elf Prozent – von oder zur Bahnhofsüdseite wechseln, da sie mit der Linie 638 fahren“, teilt Denise Kampf unter Berufung auf den Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) mit.

Die Stadt hat das Landratsamt nach eigenen Angaben mehrfach auf die Problematik hingewiesen und „angeregt, die Haltestellenverlegung zu revidieren, bis der Aufzug auf der Bahnhofsüdseite im Sommer fertiggestellt ist. In der Folge wurden laut den Ditzingern zwei Alternativen ausgearbeitet, die den vorübergehenden Bestand der Bushaltestelle bedeutet hätten. Sie wurden wieder verworfen. Es sei „keine kurzfristige Änderung des derzeitigen Zustandes absehbar“, teilte die Verwaltung den Stadträten nun mit. Meixner-Büchel hält diesen Zustand für untragbar. „Das Leben ist kein Wunschkonzert“, sagt sie zwar, verweist aber auch auf das Grundgesetz. „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“

Keine Alternative überzeugt

Ein Sprecher des Landratsamtes bestätigt, beide Alternativen „intensiv geprüft“ zu haben. Eine der beiden Möglichkeiten, um den Bus doch wieder auf der Nordseite halten zu lassen, hatte der VVS erarbeitet. Diese Variante hätte längere Fahrzeiten bedeutet und den Fahrern weniger Wendezeit gelassen. Das Busunternehmen hat deshalb abgelehnt. Gleichwohl zeigte das Unternehmen seinerseits eine Alternative auf. Dies wäre in Gerlingen aber zu Lasten der direkten Umsteigemöglichkeit in den Bus gegangen, der in den Stadtteil Gehenbühl fährt. Gerlingen lehnte deshalb ab.

Das Landratsamt entschied letztlich gegen beide Varianten. Übergangsweise ein Anrufsammeltaxi einzurichten – eine dritte Variante – soll so kurzfristig nicht möglich sein, geben die Ditzinger die Ludwigsburger Einschätzung wieder: Bevor die Konzession für das Anrufsammeltaxi erteilt wäre, sei der Aufzug in Betrieb.